Neuer Übersetzer gesucht

Philipp Lahm hat sich einen Bruch des rechten oberen Sprunggelenks zugezogen. Was bedeutet sein Ausfall für den FC Bayern? Wie reagiert Trainer Pep Guardiola? Auf dem Transfermarkt werden die Bayern dennoch nicht mehr aktiv.

Was ist passiert und wie lange wird Lahm fehlen?

Pech. Mit diesem Wort lässt sich die Verletzung Lahms wohl am besten beschreiben. Es war kein Zweikampf, keine ungestüme Aktion eines Gegenspielers, kein wilder Tritt. Nein, ohne gegnerische Einwirkung hat sich der Kapitän des FC Bayern in der Trainingseinheit am Dienstag verletzt.

Zweieinhalb bis drei Monate Pause hat der Verein als Ausfallzeit angegeben. Der 31-Jährige soll "zeitnah" operiert werden. Der genaue Termin hängt davon ab, wann die Schwellung im Fuß einen Eingriff zulässt. Die offizielle Diagnose lautet Bruch des rechten oberen Sprunggelenks.

Das klingt auf den ersten Blick klar definiert, ist es aber nur zum Teil. Bei einem Bruch des oberen Sprunggelenks ergeben sich aus medizinischer Sicht verschiedene Abstufungen, die von der exakten Bruchstelle abhängen.

In den meisten Fällen einer Sprunggelenksfraktur, die operativ behandelt werden muss, ist auch die Syndesmose in Mitleidenschaft gezogen. Über deren Zustand hat der Verein keine Auskunft gegeben.

Unabhängig davon wird Lahm auf jeden Fall das Trainingslager in Katar Anfang Januar verpassen und frühestens Anfang oder Mitte Februar wieder zur Verfügung stehen - vorausgesetzt die Reha verläuft ohne Komplikationen.

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Gefährdet die Verletzung die Saisonziele der Bayern?

Lahm ist als Kapitän der Führungsspieler im Team und als echter Münchner eine Integrationsfigur. Guardiola hat die Rolle Lahms nicht umsonst mehrfach herausgestellt.

Dazu kommt, dass Lahm mit seiner Art Fußball zu spielen perfekt zu Guardiola passt. Er ist der Übersetzer des Trainers auf dem Platz. Seine Spielintelligenz ist kennzeichnend für Guardiolas Fußball - und wird jetzt erst einmal fehlen.

Isoliert gesehen wäre Lahms Verletzung schon eine Katastrophe, aber nicht gleichbedeutend mit der Gefährdung der Saisonziele. In der Gesamtbetrachtung wird es aber auch beim FC Bayern langsam eng.

Guardiola liebt Mittelfeldspieler, er würde seine Elf am liebsten nur aus solchen zusammensetzen. Nach und nach haben sich elementare Bausteine seiner Mannschaft aber schwere Verletzungen zugezogen.

Javi Martinez wird nach seinem Kreuzbandriss ebenfalls frühestens im Februar wieder einsteigen können. Thiago hat seit März kein Spiel mehr absolviert, der Zeitpunkt seiner Rückkehr ist offen, David Alaba ist kürzlich am Knie operiert worden, bei ihm besteht die Hoffnung, dass er zu Beginn der Vorbereitung auf die Rückrunde wieder einsatzfähig ist. Und bei Bastian Schweinsteiger muss man erstmal sehen, wie er nach seiner Rückkehr in Tritt kommt.

Durch die starken Leistungen der ersten Wochen haben sich die Bayern den Gruppensieg in der Champions League und den Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals gesichert, in der Bundesliga liegen sie vier Punkte vor dem VfL Wolfsburg.

Es kann sein, dass dieses Polster in den kommenden Wochen Gold wert ist. Und wenn alles glatt läuft, stehen zu den entscheidenden Spielen ab Februar auch wieder alle Leistungsträger zur Verfügung - aber weitere Rückschläge können auch die Bayern nicht immer problemlos verkraften.

"Kurzfristig werden wir schon noch eine schlagkräftige Mannschaft auf den Platz schicken können", sagte Thomas Müller. "Erst wenn sich morgen alle 20 Spieler einen Kreuzbandriss zuziehen, wird es eng."

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Was bedeutet Lahms Ausfall für Bayerns Personalplanungen?

Sollte der Vorstand um Karl-Heinz Rummenigge und Matthias Sammer je die Absicht gehabt haben, Spielern wie Pierre-Emile Hojbjerg oder Xherdan Shaqiri im Winter die Freigabe zu erteilen, hat sich das mit der Verletzung Lahms wohl erledigt.

Bei aktuell sieben verletzten Spielern wird der FC Bayern einen Teufel tun und die Personaldecke zusätzlich ausdünnen. Gerade Hojbjerg dürfte in den kommenden Wochen viel Einsatzzeit bekommen, weil er sowohl auf der Sechs als auf der Acht im Mittelfeld eingesetzt werden kann - und damit genau auf die Problempositionen passt.

Dass die Bayern das Winter-Transferfenster nutzen, um auf die Personalprobleme wie im Sommer mit Neuverpflichtungen zu reagieren, schloss Hopfner bei der Bekanntgabe von Sammers Vertragsverlängerung aus.

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Wie reagiert Guardiola auf Lahms Verletzung?

Der Kader des FC Bayern ist auch jetzt vor allem in der Offensive noch blendend besetzt, aber das für Guardiola so wichtige Zentrum des Spiels muss er in den kommenden Wochen mit einer Notbesetzung füllen.

Xabi Alonso wird noch mehr in den Mittelpunkt rücken als in den Wochen zuvor, weil ihm Lahm als kongenialer Partner fehlen wird. Pausen wird es für den Spanier noch weniger geben. Zwar war Alonso schon seit seiner Ankunft ein Ballmagnet, aber Lahm war im Spielaufbau die zweite Premiumlösung. Er hat auf seiner neuen Halbposition als Bindeglied zur Offensive herausragend funktioniert.

Als Ersatzkandidaten stehen Hojbjerg, Sebastian Rode und Gianluca Gaudino bereit. Keiner aus dem Trio kann jetzt schon annähernd als Lahm-Imitat durchgehen, der Kapitän ist der Dauerbrenner der Münchner. Seit seiner Rückkehr zum FC Bayern 2005 kam er in 271 von 317 möglichen Bundesligapartien zum Einsatz.

Aber ist die naheliegende Lösung auch die, die Guardiola favorisiert. Der Spanier hat auf Alabas Ausfall mit noch mehr Flexibilität reagiert. Beim 4:0-Sieg in Frankfurt teilten sich Mario Götze und Franck Ribery die linke Halbposition.

Guardiola profitiert jetzt davon, dass er seinen Spielern immer wieder neue Aufgaben stellt und sie auf ungewohnten Positionen üben lässt. Götze bleibt ein heißer Kandidat für die Acht, auch auf Lahms rechter Seite.

Dazu stehen mit Juan Bernat und Rafinha zwei Außenverteidiger bereit, die der Trainer auch schon im Mittelfeld eingesetzt hat. Guardiola hat also weiterhin viele Optionen, die er auch bereitwillig ausschöpfen wird.

Noch etwas unklar ist dabei die Rolle von Schweinsteiger. Der Vize-Kapitän hat sich allmählich von den Strapazen der WM erholt und könnte schon gegen am Samstag Hoffenheim wieder im Kader stehen. Aber wie lange braucht der 30-Jährige, um wieder an sein Leistungsmaximum zu kommen? Schweinsteiger ist ein Typ, der den Rhythmus braucht. Bei ihm ist eher davon auszugehen, dass er erst nach der Wintervorbereitung wieder voll im Saft steht.

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Was bedeutet die Verletzung für Lahm selbst?

Es ist schon Ironie des Schicksals, dass Lahm sich diese Verletzung ausgerechnet in der Länderspielpause zugezogen hat. Jetzt, da er seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft vollzogen und die neu gewonnene Freiheit genossen hat.

Am Montag veröffentlichte der FC Bayern auf seiner Homepage noch ein Interview, in dem Lahm das Daheimbleiben als "sehr angenehm" bezeichnete. "Man hat ein paar Tage frei, kann abschalten, regenerieren und Zeit mit der Familie verbringen. Das tut schon gut."

Zwar hatte er auch dieses Mal einige Termine zu absolvieren, wie die Zeremonie beim Bundespräsidenten, die Premiere des Films "Die Mannschaft" und die Verleihung des Bambi. Aber dazwischen konnte er seinen 31. Geburtstag zuhause im Kreise der Familie feiern.

In den kommenden Wochen wird er mehr zuhause sein als ihm lieb ist. Nach der Operation wird der Fuß eingegipst, keine Belastung für mindestens zwei Wochen. "Es wird viel Arbeit auf ihn zukommen", sagte auch sein ehemaliger Mitspieler Mehmet Scholl in der "ARD". "Aber Philipp wirft nichts um."

Lahm hat - zum Glück - nur wenig Erfahrung mit schweren Verletzungen. Als er 2005 noch für den VfB Stuttgart spielte, brach er sich zuerst den Mittelfuß und riss sich nach seiner Rückkehr das Kreuzband im rechten Knie. Aufgrund einer Ellbogen-Verletzung musste er um seine Teilnahme an der WM 2006 zittern, eine Knöchelverletzung im DFB-Pokalfinale machte die Teilnahme an der WM 2014 zum Wettlauf mit der Zeit.

Auf den Knöchelbruch hat er mit dem verständlichen Ärger reagiert, aber Lahm ist auch ein pragmatischer Typ, er ist nicht völlig niedergeschlagen, er weiß, dass Verletzungen irgendwie zum Fußballerleben gehören und es im Jahr der WM schlechtere Zeitpunkte dafür gegeben hätte.

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