FIFA? "Ein Akt der Arroganz"

SID
Christian Seifert zeigt sich offen für Neuerungen und kritisiert die FIFA
© getty

DFL-Boss Christian Seifert steht nach der Entscheidung für die Einführung der Torlinientechnik in der Bundesliga weiteren Hilfsmitteln offen gegenüber. "Wir sind mit Anbietern von Zukunftstechnologien im stetigen Austausch. Da wird beispielsweise auch über automatische Abseitserkennung gesprochen", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der "Bild".

Anzeige
Cookie-Einstellungen

DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig ergänzte bei "Sky": "Das ist keine Frage der Technik, sondern, ob so etwas in Zukunft überhaupt erlaubt wird. Bisher ist dies von den Statuten untersagt. Das Regelboard IFAB wird Anfang des Jahres entscheiden, ob der Pilotversuch in den Niederlanden weitergeführt wird. Dann spricht auch nichts dagegen, dass wir in Deutschland einen Piloten starten, wenn die Weichen gestellt sind."

Am Donnerstag hatten die 18 Klubs mehrheitlich dafür gestimmt, die Torlinien technisch überwachen zu lassen. Ab der Saison 2015/16 wird mit dem Hawk-Eye gearbeitet. "Dieses System minimiert die Risiken für sportliche Ungerechtigkeiten", so Seifert.

Dass den Klubs dafür jährlich Kosten von 134.000 Euro entstehen, könne kein Gegenargument sein: "Ein Abstieg oder das Verpassen der Champions League, weil ein reguläres Tor nicht erkannt wurde, kostet weit mehr."

Der nächste Schritt ist vorerst nicht in Sicht. "Der Videobeweis ist noch Zukunftsmusik", stellte der 45-Jährige klar. "Ich habe auch große Zweifel, dass der Videobeweis, den FIFA-Boss Sepp Blatter befürwortet, zum Fußball passt." Seifert hält die dafür notwendigen zusätzlichen Spielunterbrechungen für ein großes Problem.

Abseitskamera aktuell kein Thema

Auch die Abseitskamera sei zumindest aktuell kein Thema. "Wir sind zwar noch lange nicht an diesem Punkt, sollten uns aber offen und vorurteilsfrei mit neuen Technologien befassen", sagte Seifert.

Eine automatische Abseitserkennung sei "theoretisch denkbar. Ob das dann in Zukunft tatsächlich mal funktioniert, bleibt abzuwarten. Denn wenn ich sehe, wie haarscharf Abseitsentscheidungen oft sind, habe ich momentan noch meine Zweifel, ob und wie so etwas funktionieren könnte."

Darüber hinaus hat Seifert die FIFA-Pläne zur Verlegung der WM 2022 in den Winter heftig kritisiert. "Dass der Weltverband ohne Rücksprache mit den Ligen sagt, wir spielen im November, ist wieder einmal ein Akt der Arroganz, der vielen Leuten aufstößt", sagte der 45-Jährige: "Die FIFA brockt sich die Suppe ein, die die Ligen dann auslöffeln sollen. Das kann nicht sein."

WM in Katar eventuell im Mai

Seifert will sich dafür stark machen, das Problem mit der Hitze in Katar auf andere Weise zu lösen. "Gemeinsam mit den Spitzenklubs der ECA und der Ligen-Vereinigung EPFL prüfen wir gerade Alternativen. Dabei haben wir den Mai als Termin ins Auge gefasst", sagte der 45-Jährige.

Die hohen Temperaturen im Wüstenstaat, Grund für die FIFA-Idee von "Winterspielen", seien in dieser Zeit keine Schwierigkeit: "Nach ersten Erkenntnissen herrschen im Mai in Katar vergleichbare klimatische Bedingungen wie bei den meisten Spielen in Brasilien. Das muss man jetzt zu Ende denken."

Blatter plädiert für Wintermonate

Zuletzt hatte bereits die ECA (European Club Association) vorgeschlagen, die Weltmeisterschaft in den Frühjahrsmonaten April und Mai vor dem arabischen Hochsommer auszutragen. Dies wurde von der FIFA zurückgewiesen. Der Zeitraum käme wegen der Nähe zum moslemischen Fastenmonat Ramadan nicht in Betracht, hieß es.

Zuvor hatte FIFA-Präsident Joseph S. Blatter seinem Wunsch Nachdruck verliehen, in den gemäßigten Wintermonaten zu spielen. Eine Austragung im November und Dezember sei "die beste Lösung", sagte der Schweizer.

Artikel und Videos zum Thema