Das Ende einer Ära

SPOX
10. Februar 201518:08
Marco Reus hat der europäischen Klub-Elite eine Absage verpasst und bleibt beim BVBgetty
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Das Rätselraten um Marco Reus hat ein Ende. Der umworbene Angreifer von Borussia Dortmund hat seinen Vertrag bei Schwarzgelb bis 2019 verlängert. Doch was bedeutet die Verlängerung für Klub und Spieler? Und kann Reus beim BVB eine Ära prägen? SPOX beantwortet die fünf wichtigsten Fragen.

Was bedeutet die Vertragsverlängerung für den BVB?

Ein klarer Sieg in Freiburg und der unterzeichnete Vertrag von Marco Reus. Die letzten Tage waren die besten seit langem für Borussia Dortmund. Positive Schlagzeilen hatten die Schwarzgelben in den Wochen zuvor kaum noch geliefert. Besonders mit dem Vertragsabschluss hat die Borussia aber einen positiven Dreh in der noch immer brenzligen Lage erzeugt. Chef-Spin-Doctor Hans-Joachim Watzke war auf der "SpoBis" in Düsseldorf die wandelnde Glückseligkeit.

Ein "Hotspot" sei Marco Reus, die Verlängerung eine "verrückte, bemerkenswerte Geschichte". Der BVB-Geschäftsführer führte auch nochmal an, dass Reus finanziell horrende Offerten anderer Klubs ausgeschlagen und auf "eine Menge Ökonomie" verzichtet habe, wie es Watzke ausdrückte. Er wird zum absoluten Top-Verdiener des Kaders aufsteigen und soll endgültig zur Ikone des Klubs gemacht werden. In zukünftigen Verhandlungen mit Leistungsträgern wird Reus' Gehalt aber als Messlatte dienen. Watzke hatte allerdings schon auf der Jahreshauptversammlung angekündigt, dass der BVB im Bereich Personalkosten noch Spielraum nach oben habe.

Für den Klub war es dennoch wichtig, die Entscheidung Reus' als Entscheidung des Herzens und gegen das große Geld zu deuten und auch zu verkaufen. Somit lässt sich Reus auch von den Personalien Mario Götze und Robert Lewandowski abgrenzen. Auf der anderen Seite hatte Reus aber noch einen gültigen Vertrag bis 30. Juni 2017. Die Notwendigkeit einer Vertragsverlängerung bestand in erster Linie darin, Reus seine Ausstiegsklausel für Sommer 2015 über kolportierte 25 Millionen Euro abzukaufen.

Das ist gelungen. "Damit enthält kein Lizenzspielerarbeitsverhältnis von Borussia Dortmund mehr eine Option eines Spielers auf vorzeitige Beendigung für den Fall eines Transfers zu einem anderen Fußballklub (sog. "Ausstiegsklausel")", erklärte Borussia Dortmund in einer Ad-hoc-Mitteilung. Es ist das Ende einer Ära, auf die die Dortmunder in den Fällen Nuri Sahin und Götze gerne verzichtet hätten. Der BVB fühlt sich damit wieder sicherer am Verhandlungstisch und hat sein Ziel in diesem Bereich vorerst erreicht.

Überraschend kam dagegen der Zeitpunkt der Unterschrift. In der Winterpause sah alles noch nach zähen Verhandlungen aus. Watzke meinte, Reus wolle erstmal schauen, "in welche Richtung die Reise geht". Nach drei Spieltagen der Rückrunde lässt sich das schwer sagen. Aber Reus scheint seine Entscheidung offenbar schon länger getroffen zu haben. Öffentlich hat er sich nie zu dem Thema geäußert. Und dass der FC Bayern sein Werben um den 25-Jährigen nicht mehr intensiviert hat, lässt darauf schließen, dass ein Abschied aus Dortmund nicht infrage kam.

Aus sportlicher Sicht ist die Vertragsverlängerung ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Reus gehört zu Deutschlands besten Offensivspielern und ist ein zentraler Bestandteil des Dortmunder Angriffsspiels. Dass sein Vertrag auch für die zweite Liga gilt, ist eine Vorsichtsmaßnahme. Vielmehr erhoffen sich die Verantwortlichen durch die gute Nachricht eine neue Aufbruchsstimmung, die im Abstiegskampf auch zu gebrauchen ist.

Was bedeutet die Vertragsverlängerung für den BVB?

Was bedeutet die Vertragsverlängerung für Reus?

Welches Signal sendet der BVB an die Konkurrenz?

Kann Reus in Dortmund wirklich eine Ära prägen?

Werden weitere BVB-Spieler Reus' Beispiel folgen?

Was bedeutet die Vertragsverlängerung für Reus?

Reus wurde in Dortmund-Körne geboren, kickte in der Jugend zehn Jahre für den BVB. Durch seine Vertragsverlängerung zu einem Zeitpunkt, wo in Europa kaum ein Spieler begehrter ist und Dortmund in der monumentalsten Krise seit über einem Jahrzehnt steckt, festigt er seinen Status als ultimative Identifikationsfigur. Das beweisen auch die Lobpreisung Watzkes und der Gerrard-Vergleich. Gleichzeitig ist die Vertragsverlängerung in Dortmund auch eine Entscheidung für heimische Sicherheit und gegen ein potenzielles Abenteuer im Ausland.

Reus fühlt sich pudelwohl in Dortmund, hat dort sein Umfeld versammelt und ist sich 100-prozentiger Rückendeckung sicher. Wie ihn der Verein in der "Führerschein-Affäre" protegiert hat ("Wir stehen zu Marco wie eine Eins" - Watzke), wird er nicht vergessen haben. Durch die Vertragsverlängerung dürften nun auch die ständigen Wechselgerüchte vorerst abflauen, sodass sich Reus wieder gänzlich auf Fußball konzentrieren kann.

Und ganz nebenbei darf sich Reus über eine gesalzene Gehaltserhöhung freuen. Verdiente er bisher angeblich etwas mehr als vier Millionen Euro, soll laut "Kicker" im neuen Vertrag ein Jahresgehalt von annähernd zehn Millionen Euro festgelegt sein.

Was bedeutet die Vertragsverlängerung für den BVB?

Was bedeutet die Vertragsverlängerung für Reus?

Welches Signal sendet der BVB an die Konkurrenz?

Kann Reus in Dortmund wirklich eine Ära prägen?

Werden weitere BVB-Spieler Reus' Beispiel folgen?

Welches Signal sendet der BVB an die Konkurrenz?

Zunächst einmal ist es das stärkst mögliche Signal, in einer Phase, in der es sportlich und stimmungsmäßig so schlecht läuft wie seit Jahren nicht mehr, seinen absoluten Topstar langfristig an den Klub zu binden. Der BVB zeigt den anderen Topklubs somit auch während der immensen Krise ganz klar, dass man auch im nächsten Jahr nicht vorhat, in irgendeiner Form zurückzustecken oder von seinen sportlichen Ansprüchen abzuweichen - sondern sich weiter auf absolutem Top-Niveau bewegen will.

Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.comNicht zuletzt nach den Abgängen von Mario Götze und Robert Lewandowski zum FC Bayern ist der Verbleib von Reus auch für das Anspruchsdenken des Vereins wichtig, nicht jeden Leistungsträger sofort ziehen lassen zu müssen.

Dortmund-Boss Hans-Joachim Watzke lobte in diesem Zusammenhang bereits das "Höchstmaß an Identifikation", schließlich hätte der 25-Jährige "zu fast jedem Topklub der Welt wechseln können". Auch der finanzielle Aspekt mit der Bereitschaft, auch an die finanzielle Schmerzgrenze zu gehen, ist ein klarer Wink an die Konkurrenz, weiter im Konzert der Großen mitspielen zu wollen.

Was bedeutet die Vertragsverlängerung für den BVB?

Was bedeutet die Vertragsverlängerung für Reus?

Welches Signal sendet der BVB an die Konkurrenz?

Kann Reus in Dortmund wirklich eine Ära prägen?

Werden weitere BVB-Spieler Reus' Beispiel folgen?

Kann Reus in Dortmund wirklich eine Ära prägen?

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke nannte im Zusammenhang mit Reus' Vertragsverlängerung die Namen Uwe Seeler und Steven Gerrard. Das sind Legenden in ihren Klubs, davon ist Reus noch weit entfernt. Wenn sich andererseits aber einer der begehrtesten Spieler in Europa langfristig für einen Klub entscheidet, für den er schon in der Jugend gespielt hat und mit dem er deutlich mehr verbindet als nur seinen Arbeitgeber auf Zeit, ist der Begriff Ära nicht vollkommen abwegig.

Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm haben sich früh auf lange Zeit dem FC Bayern verschrieben und das erste Triple in der Geschichte des Vereins geholt. Marco Reus ist aufgrund seiner fußballerischen Fähigkeiten per se in der Lage, Borussia Dortmund dauerhaft zu prägen.

Natürlich wird viel davon abhängen, ob es dem Verein gelingt, die Qualität der Mannschaft peu a peu zu erhöhen, damit der BVB in den nächsten Jahren regelmäßig um Titel spielen kann. Eine Ära ist immer gleichbedeutend mit Trophäen und da hat Reus noch gehörigen Nachholbedarf.

Was bedeutet die Vertragsverlängerung für den BVB?

Was bedeutet die Vertragsverlängerung für Reus?

Welches Signal sendet der BVB an die Konkurrenz?

Kann Reus in Dortmund wirklich eine Ära prägen?

Werden weitere BVB-Spieler Reus' Beispiel folgen?

Werden weitere BVB-Spieler Reus' Beispiel folgen?

Ilkay Gündogans Vertrag beispielsweise läuft 2016 aus, der von Mats Hummels 2017. Dennoch ist es schwer zu sagen, ob die Reus-Verlängerung eine Art Symbolkraft hat. Letztlich kann man nicht in die Köpfe von Gündogan oder Hummels schauen. Vermutlich aber werden die beiden ihre Entscheidung eher nicht von dem Reus-Verbleib abhängig machen. Zum einen hat Reus ein ganz anderes Verhältnis zu Dortmund, der Stadt und dem Verein an sich, zum anderen ist die Mannschaft von ihrer Struktur her inzwischen eine andere. Sowohl Gündogan als auch Hummels haben mit dem BVB einen Titel geholt. Reus noch nicht.

Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.comGündogan verlängerte seinen Vertrag im Sommer nur, weil nicht absehbar war, wann und ob er überhaupt wieder spielen konnte. Wäre die lange Verletzungspause nicht gewesen, wäre Gündogan wohl schon im Sommer weg gewesen. Bei Hummels ist die Sache ähnlich, er hat zwar ein besonderes Verhältnis zum BVB und Jürgen Klopp, dort wurde er zum Weltklasse-Verteidiger - aber er wird irgendwann den nächsten Schritt gehen wollen und zu einem europäischen Topklub wechseln müssen.

Auf die ganz dicken Fische im BVB-Kader wird die Vertragsverlängerung wohl keinen großen Einfluss haben. Dafür herrschen bei den Gelbschwarzen nicht mehr die Stimmung und der Geist von den Meisterjahren. Spieler wie Neven Subotic oder Kevin Großkreutz, deren Verträge auch 2016 auslaufen, werden die ganze Sache aber genauestens beobachtet haben. Für sie könnte ein Verbleib von Reus ausschlaggebend sein.

Für die weitere Neuverpflichtungen von Spieler aus der "BVB-Kategorie" sollte die Verlängerung aber wichtig sein. Dortmund verpflichtet bekanntlich keine Weltstars, sondern will aus talentierten Spieler eben solche machen. Dass Reus nun weiter im Signal-Iduna-Park aufläuft, wird für den ein oder anderen zukünftigen BVB-Profi eine nicht unerhebliche Rolle spielen.

Was bedeutet die Vertragsverlängerung für den BVB?

Was bedeutet die Vertragsverlängerung für Reus?

Welches Signal sendet der BVB an die Konkurrenz?

Kann Reus in Dortmund wirklich eine Ära prägen?

Werden weitere BVB-Spieler Reus' Beispiel folgen?