Gibt es Leben nach Klopp?

Jürgen Klopp wird nur noch bis Saisonende Trainer bei Borussia Dortmund sein. Was heißt das für den restlichen Verlauf der Spielzeit? Welche Einflüsse und Auswirkungen hat Klopps Ende auf den BVB? Ist Thomas Tuchel ein geeigneter Nachfolger? SPOX beantwortet die fünf dringlichsten Fragen zum Klopp-Aus.

Was bedeutet Klopps Ankündigung für den restlichen Saisonverlauf?

Als Sportdirektor Michael Zorc am Mittwoch auf der Pressekonferenz das Wort ergriff und seine Worte des Dankes an Jürgen Klopp beendete, kam er direkt auf den kommenden Gegner Paderborn und den weiteren Verlauf der Saison zu sprechen.

Zorc, der während der Halbzeitpause des Pokalspiels gegen Hoffenheim erstmals in seiner Amtszeit eine Brandrede in der Kabine gehalten haben soll und nach der Pleite in Gladbach auch öffentlich deutliche Worte an die Mannschaft richtete, nahm das Team in die Pflicht.

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Es ist in den letzten Wochen der Saison nicht nur dafür verantwortlich, die missratene Spielzeit mit dem Einzug in die Europa League noch einigermaßen zu retten, sondern auch dem scheidenden Coach einen sportlich würdigen Abschied zu bereiten.

Der Zeitpunkt der Bekanntgabe von Klopps Aus kann sicherlich als brenzlig bezeichnet werden, da die restlichen Partien zwangsläufig auch zu einer Klopp-Abschiedstour ausarten werden und die Konzentration aufs Wesentliche stören könnten. Zumal die inkonstante Truppe auch alle Kräfte bündeln muss, um eine mögliche Aufholjagd Richtung Platz sieben überhaupt aus den Ärmeln schütteln zu können.

Die Verantwortlichen hoffen dagegen auf den Idealfall. Klopps Ankündigung soll die Spieler für den Endspurt beflügeln, soll Kräfte freisetzen und eine letzte Gier entwickeln. Dortmunds Kader ist gespickt mit Profis, für die Klopp eine Art Ziehvater darstellt und die ihm sehr viel zu verdanken haben.

Vor allem an deren Ehre appelliert Zorc, der natürlich auch weiß, dass das Restprogramm in der Liga bei noch vier Heimspielen und drei Duellen gegen die direkte Konkurrenz um Rang sieben machbar erscheint.

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Seite 2: Wie wirkt sich Klopps Aus auf die Planungen für die kommende Saison aus?

Seite 3: Welchen Einfluss hat das auf die Zukunft von Dortmunds Leistungsträgern?

Seite 4: Was bedeutet der Rücktritt in Dortmund für Klopps Karriere?

Seite 5: Würde Thomas Tuchel als Klopp-Nachfolger zum BVB passen?

Wie wirkt sich Klopps Aus auf die Planungen für die kommende Saison aus?

Es beeinflusst sie aufs Gröbste. Zwar wussten die Verantwortlichen von Klopps Entscheid natürlich früher als die Öffentlichkeit und konnten den Markt an Nachfolgern bereits ausgiebig sondieren, doch bleiben noch viele Fragen ungelöst.

Die Gespräche mit potentiellen Neuzugängen, die zusammen mit Klopp angestoßen wurden, dürften nun für den Moment ruhen. Vorrangiges Ziel ist jetzt die Verpflichtung eines neuen Trainers. Wie berichtet wird, soll sich der BVB auf Thomas Tuchel geeinigt haben. Es ist also gut vorstellbar, dass die größte Baustelle, die erst seit kurzem existiert, auch bald schon wieder geschlossen sein wird.

Sobald in dieser Frage Klarheit herrscht, werden personelle Entscheidungen wieder intensiviert. Kann der Neue mit den möglichen Neuen etwas anfangen? Oder muss man sich umorientieren und anderen Spielern neue Offerten unterbreiten?

Die Antwort hängt nicht nur von der finalen Besetzung des Cheftrainerpostens ab, sondern auch vom Saisonausgang. Gelingt Dortmund der Einzug in die Europa League nicht, ist der Kader zu groß und muss zwangsläufig ausgedünnt werden. Tritt das Gegenteil ein, reduziert sich der Sparzwang und der Umbruch nimmt ein bescheideneres Maß an.

Immerhin: Sollte die Klopp-Nachfolge schnell geklärt sein, ist noch genügend Zeit. Außer Bayern und Wolfsburg hat noch kein Bundesligaverein endgültige Planungssicherheit, die entscheidende Phase der Planungen ist noch nicht verpasst.

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Welchen Einfluss hat das auf die Zukunft von Dortmunds Leistungsträgern?

Marco Reus ist das Gesicht der Mannschaft, er hat mit seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2019 ein Zeichen gesetzt, dessen Wichtigkeit durch Klopps Rücktritt noch einmal um ein Vielfaches potenziert wurde.

Reus ist auch, aber nicht nur wegen Klopp beim BVB geblieben. Ihm ging es vor allem um die Sicherheit, die ihm der Standort Dortmund als Mensch und Fußballer gibt. Doch wie bei den zaudernden Mats Hummels und Ilkay Gündogan wird Klopps Aus auch in Reus' Gedankenspielen eine neue, zentrale Position einnehmen.

Hummels' Forderung an den BVB: Im Sinne Lahms

Alle drei eint dieselbe Frage: Wie geht es bei der Borussia nach dieser Saison und vor allem ohne Klopp weiter? Eine Antwort darauf stellte kürzlich schon Hummels als wichtiges Element seiner Entscheidungsfindung heraus.

Hummels dürfte bald erfahren, wohin die Reise gehen und wie die "schlagkräftige Herangehensweise" aussehen soll, die er einforderte. Doch muss auch der BVB ernsthafte Überlegungen anstellen, sollte ein Hummels-Verkauf tatsächlich einen herausragenden Millionenbetrag einspielen.

Gündogan dagegen zögert mit einer Vertragsverlängerung schon auffällig lange. Eine Ablösesumme für ihn gibt es nur noch in diesem Sommer. Beide Personalien sind noch offen, doch anders als beim bis 2017 gebundenen Hummels stehen bei Gündogan die Vorzeichen mit jedem Tag, der vergeht, auf Abschied.

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Was bedeutet der Rücktritt in Dortmund für Klopps Karriere?

Klopp hat eine Entscheidung getroffen, die für viele in und um Dortmund lange Zeit unvorstellbar war. Er hat damit - und mit seiner souverän-authentischen Begründung auf der Pressekonferenz am Mittwoch - Stil und Größe bewiesen.

Klopp hat aber auch gezeigt, wie professionell er denkt. Er springt zum optimalen Zeitpunkt vom Zug. Damit stellt er sicher, dass sein Denkmal, das in den vergangenen Monaten erstmals Rost ansetzte, nicht weiteren Schaden nimmt.

Für die kommende Saison stehen ihm nun viele Optionen offen. Es ist unwahrscheinlich, dass Klopp am 1. Juli keinen neuen Job vorweisen kann. Sein neuer Arbeitgeber kann sich sicher sein: Da kommt einer mit vollem Elan und großer Leidenschaft, der den Beweis antreten will, dass er auch außerhalb von Dortmund ein sportliches Feuer entfachen kann.

Vieles spricht dafür, dass Klopp der Versuchung einer Auslandserfahrung erliegen wird. Da direkte Kommunikation für sein Coaching und persönliches Wohlbefinden außerordentlich wichtig sind, deutet vieles auf einen Job in England hin. Während der Jahre in der Königsklasse hat sich Klopps Englisch deutlich verbessert, eine andere Fremdsprache spricht er nicht.

Auf der Insel hat Klopp nicht erst durch seine dort abgehaltenen Champions-League-Pressekonferenzen den Status eines Entertainers erworben, der neben seiner Fachkompetenz als Trainer auch hinsichtlich seiner Persönlichkeit, seines Humors und seiner Offenheit einen erfreulichen Kontrast zu den hiesigen Kollegen darstellt.

Ersten Spekulationen zufolge soll Klopp bei Manchester City auch im Falle einer Entlassung von Manuel Pellegrini kein Top-Kandidat sein. Sinnhafter erscheint da schon eher der FC Arsenal und dessen aus jungen, technisch exzellenten und teils auch deutschen Akteuren bestehende Mannschaft.

Die Gunners müssten dafür zwar eine historische Veränderung auf der Trainerposition vornehmen, könnten mit einem möglichen Klopp-Transfer aber zeitgleich alle Diskussionen über die Absetzung von Dauer-Coach Arsene Wenger im Keim ersticken - und einen prestigeträchtigen Deal feiern.

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Würde der kolportierte Thomas Tuchel als Klopp-Nachfolger zum BVB passen?

Fachlich in jedem Fall. Dortmund ist auf der Suche nach einer Anpassung seiner Spielidentität und benötigt vor allem taktische Flexibilität. Für dieses Unterfangen gibt der aktuelle Trainermarkt keinen Besseren her als Tuchel.

Tuchel hat es in Mainz geschafft, seinen Mannschaften viele unterschiedliche Herangehensweisen zu implementieren, die zudem auch während einer Partie variabel an Spielverläufe angepasst werden konnten. Sein Jahr im sportlichen Exil dürfte ihm auch in taktischen Fragen neuen Input und geistige Frische geliefert haben. Die Probleme, die Dortmund in dieser Saison mit sich herumschleppte, wird er durchgängig mitverfolgt haben.

Doch passt der Typ Tuchel mit seinem speziellen Charakter auch nach Dortmund? Die Vorzeichen stehen zumindest nicht schlecht. Tuchel bringt ehrliche Leidenschaft und gelebte Emotionen mit, er opfert sich in seiner Rolle ähnlich wie Klopp auf. Diese Voraussetzungen sind in der Bierstadt schon die halbe Miete.

Tuchel steht aber auch für das Schlagwort Überzeugung. Er ist sich seiner Methodik sicher und erst recht niemand, der sich in seine Arbeit hineinreden lässt. Tuchel wird bisweilen als schwieriger Charakter beschrieben, mit dem man besser nicht anecken sollte.

Inwiefern menschliche Vorbehalte für den BVB tatsächlich eine Rolle spielen könnten, darüber kann nur spekuliert werden. Klar ist: Ein neuer Trainer, vor allem aber das Wesen Tuchels, werden für Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Zorc eine Umstellung mit sich bringen.

Beide dürfen die freundschaftliche Beziehung zu Klopp nicht als Maßstab ausrufen und die Zusammenarbeit mit seinem Nachfolger daran messen. Sie müssen spätestens zum 1. Juli kapieren, dass Klopp Geschichte ist - und entsprechend neutral handeln.

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