Kein Platz in der Ü30-Zone

SPOX
30. Juni 201516:13
Trainer Pep Guardiola und seine Ü30-Spieler Alonso, Robben und Schweinsteigergetty
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Umbruch ist ein Wort, das in Verbindung mit dem FC Bayern in den vergangenen Wochen immer öfter gefallen ist. Die Verantwortlichen und Führungsspieler wollen von einem radikalen Schnitt nichts wissen, aber ganz im Stil der Münchner werden auch in diesem Sommer auf einigen Positionen neue Spieler geholt werden. Wo besteht Bedarf und wer wird gehandelt? Mit dem FC Bayern startet SPOX eine Serie von Kaderanalysen der Bundesligisten.

Tor

Das Personal: Manuel Neuer, Pepe Reina, Tom Starke

Abgänge: noch keine

Zugänge: noch keine

Offene Positionen: vielleicht die Nummer zwei

Kandidaten: Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund)

Die Situation: Der FC Bayern sucht keine Nummer eins - darin wird sich in den nächsten Jahren auch nichts ändern. Mit Manuel Neuer haben die Münchner den wahrscheinlich besten Keeper der Welt zwischen den Pfosten.

Die Position Neuers und der Wunsch von Trainer Pep Guardiola, drei starke Torhüter im Kader zu haben, machen die Besetzung der Nummer zwei und drei aber nicht gerade einfach. Welcher Spitzentorwart setzt sich schon dauerhaft gerne auf die Bank?

Pepe Reina wird nach einem Jahr mit 193 Minuten Einsatzzeit München wohl wieder verlassen. Sein ehemaliger Klub SSC Neapel wird als neuer Verein gehandelt. Allerdings könnte der Abschied von Rafa Benitez einen Wechsel noch verhindern.

Tom Starke hat ein Jahr mit vielen Verletzungen und ohne Einsatz hinter sich. Auch er will mit 34 Jahren nicht nur dauerhaft auf der Bank sitzen, zumal er wohl auch in der kommenden Saison nur die Nummer drei wäre.

Noch steht Bayern mit zwei ordentlichen Ersatzleuten da, beide haben über den Juni hinaus gültige Verträge (Reina 2017, Starke 2016). Sollte sich aber einer die Freigabe für einen Wechsel holen, legen die Bayern nach. Bisher ist nur der Name Roman Weidenfeller aufgetaucht. Der 34-Jährige steht noch bis 2016 beim BVB unter Vertrag, könnte aber unter Thomas Tuchel seinen Platz im Tor verlieren.

Guardiolas ehemaliger Schützling im Tor des FC Barcelona Victor Valdes füllt aktuell die Rolle der Nummer zwei bei Manchester United aus und besitzt dort ebenfalls noch einen Kontrakt bis 2016.

Seite 1: Tor - Wer wärmt die Bank?

Seite 2: Abwehr - Und Dante auch?

Seite 3: Mittelfeld - Der sanfte Übergang

Seite 4: Angriff - Kandidaten ohne Ende

Abwehr

Das Personal: Jerome Boateng, Medhi Benatia, Holger Badstuber, Dante, Javi Martinez, Juan Bernat, Rafinha, David Alaba, Philipp Lahm, Mitchell Weiser

Abgänge: noch keine

Zugänge: Jan Kirchoff (Schalke 04, war ausgeliehen)

Offene Positionen: Rechtsverteidiger

Kandidaten: Branislav Ivanovic (FC Chelsea), Matteo Darmian (FC Turin)

Die Situation: Über jeden Zweifel erhaben ist Boateng. Der Nationalspieler hat sich unter Guardiola zu einem der besten Verteidiger der Welt entwickelt, er ist sowohl in Dreier- als auch Viererkette gesetzt.

In der abgelaufenen Saison hatte Guardiola das Pech, dass ihm mit Martinez sein gewünschter Mittelmann in der Dreierkette verletzungsbedingt fehlte. Er kommt in der kommenden Saison als eine Art Neuzugang dazu.

Mit Benatia haben die Bayern einen robusten, zweikampfstarken Verteidiger, der aber im CL-Halbfinale gegen Barcelona auf diesem Niveau noch Lehrgeld zahlen musste. Die Zukunft von Holger Badstuber ist nach seiner Verletzung erneut offen.

Auf jeden Fall scheint Dante verzichtbar. Der Brasilianer muss sich in jedem Spiel mit kritischem Coaching von Guardiola auseinandersetzen. Ein Abschied scheint wahrscheinlich, Manchester United soll interessiert sein.

Auf den Außenpositionen hat Bernat ein starkes erstes Jahr hinter sich und bewiesen, dass er zu den talentiertesten Linksverteidigern Europas zählt. Dass mit 22 Jahren noch Luft nach oben ist, ist auch klar. Der gleichaltrige Alaba hofft nach seiner Seuchensaison mit zwei Knieverletzungen auf eine bessere Spielzeit 2015/16. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass der Neu-Nationalspieler Hector ein Thema in München ist.

Ebenso wie Alaba ist auch Lahm weiterhin ein Kandidat fürs Mittelfeld. Allerdings wird offenbar auch darüber nachgedacht, den Kapitän wieder verstärkt auf der rechten Seite einzusetzen. Rafinha hat in den meisten Spielen einen soliden Job abgeliefert, aber die Zweifel, ob es auch für das allerhöchste Level reicht, konnte er auch in dieser Spielzeit noch endgültig ausräumen.

Ob Weisers auslaufender Vertrag doch noch verlängert wird, ist noch nicht endgültig geklärt. Sollte Lahm weiterhin im Mittelfeld spielen, würde ein internationaler Top-Mann nicht schaden.

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Mittelfeld

Das Personal: Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Xabi Alonso, Thiago Alcantara, David Alaba, Javi Martinez, Sebastian Rode, Mario Götze, Gianluca Gaudino

Abgänge: noch keine

Zugänge: Pierre-Emile Höjbjerg (FC Augsburg, war ausgeliehen), Joshua Kimmich (VfB Stuttgart)

Offene Positionen: noch keine

Kandidaten: Ilkay Gündogan (Borussia Dortmund), Granit Xhaka (Borussia Mönchengladbach), Marco Verratti (Paris St.-Germain)

Die Situation: Was wurde nicht alles gesagt und geschrieben über die Ü-30-Fraktion im Münchner Mittelfeld: zu alt, zu langsam, zu zweikampfschwach. Kapitän Lahm und Sportvorstand Sammer haben zuletzt versucht, die Diskussion wieder einzufangen. "Es wird ja gerade so dargestellt, als würde die Mannschaft über ihrem Zenit sein. Das ist überhaupt nicht der Fall", sagte Sammer. "Die Mannschaft hat noch einen Champions-League-Titel in sich", sagte Lahm.

Die öffentliche Debatte hat Fahrt aufgenommen, überrascht sind die Bayern aber nicht. Sammer hatte schon Mitte/Ende 2014 auf die Altersstruktur der Mannschaft hingewiesen und von "strategischen Entscheidungen" gesprochen, die anstehen. Die Frage ist jetzt nur, wie der Übergang moderiert wird und die Transfers dazu aussehen.

Mit Höjbjerg kommt vermutlich ein Spieler zurück, der in Augsburg Spielpraxis und Erfahrung sammeln konnte. Vom VfB kommt mit Kimmich ein deutscher U21-Nationalspieler. Beiden trauen sie in München zu, auf Dauer das Herzstück des Bayernspiels zu bereichern. Ein Jahr zum Lernen von den Großen und Erfahrenen kann da nicht schaden. SPOX

Mit Martinez, Alaba und Thiago hat Bayern zudem drei junge Spieler, die ihre Klasse auf Top-Niveau schon nachgewiesen haben und mindestens bis 2017 unter Vertrag stehen. Rode ist weiterhin ein erstklassiger Ergänzungsspieler, der vor allem in der Bundesliga sehr wichtig sein kann.

Den nächsten Schritt erwarten die Münchner in der kommenden Saison von Götze. Die Verantwortlichen haben ihm zuletzt mehrfach öffentlich den Rücken gestärkt, zurückzahlen soll er das Vertrauen mit Leistung. "Wir sind alle hilfsbereit, aber am Ende des Tages ist es auch der Spieler, der die Verantwortung für sich selbst übernehmen muss", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Trotz der eigentlich starken Besetzung des Mittelfelds - wenn alle Spieler fit sind - ist es nicht ausgeschlossen, dass die Münchner noch einen Top-Spieler dazu holen. Zumal ein Abschied Schweinsteigers nicht komplett vom Tisch ist. Seinen Wunsch, irgendwann nochmal im Ausland zu spielen, hat er immer wieder hinterlegt.

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Angriff

Das Personal: Arjen Robben, Franck Ribery, Thomas Müller, Robert Lewandowski, Claudio Pizarro, Sinan Kurt

Abgänge: noch keine

Zugänge: Julian Green (Hamburger SV, war ausgeliehen)

Offene Positionen: Linksaußen und Mittelstürmer

Kandidaten: Antoine Griezmann (Atletico Madrid), Angel di Maria (Manchester United), Raheem Sterling (FC Liverpool), Kevin De Bruyne (VfL Wolfsburg), Roberto Firmino (1899 Hoffenheim), Karim Bellarabi (Bayer Leverkusen), Filip Kostic (VfB Stuttgart), Yacine Brahimi (FC Porto), Felipe Anderson (Lazio Rom)

Die Situation: Mit Robben und Ribery hat Bayern noch immer eine der besten Flügelzangen der Welt. Dazu mit Müller den wohl unkonventionellsten Offensivspieler. Aber vor allem Riberys Verletzungsanfälligkeit zwingt die Bayern wohl zum Reagieren. Der 32-Jährige hat in dieser Saison nur 15 Bundesligaspiele und sechs Champions-League-Partien bestritten.

Da Kurt noch einige Lehrjahre vor sich hat, werden die Bayern auf dem Transfermarkt aktiv werden und für diese Position vermutlich ein echtes Kaliber präsentieren, auch wenn Riberys Vertrag noch bis 2017 läuft. Am hartnäckigsten hält sich in den letzten Tagen der Name Di Marias.

Der Argentinier dürfte allerdings sehr kostspielig werden, wechselte er doch erst zur vergangenen Saison für 75 Millionen Euro zu Manchester United. Für ihn spricht aber seine Flexibilität, da er neben der Außenbahn auf einer Halbposition im Mittelfeld eingesetzt werden kann.

Sterling soll dagegen kein Thema mehr sein. Der von Ribery als sein Nachfolger ins Spiel gebrachte Hazard hat bei Chelsea erst verlängert und will nicht wechseln. Griezmann fühlt sich zentraler wohler und ist eher Abschlussspieler als Vorbereiter.

Anders der Dauerkandidat De Bruyne. Der spielt allerdings auf einer Position, die es im System Guardiola nicht gibt und ist nicht der Dribbler wie Ribery. Kostengünstigere internationale Flügelspieler wären Brahimi und Anderson, die die Bayern beobachten. In der Bundesliga hat sich Kostic in der Schlussphase er Saison in den Fokus gespielt.

Weniger heiß wird die zweite offene Baustelle im Offensivbereich diskutiert. Pizarro wird den Verein voraussichtlich verlassen, sein Vertrag läuft aus. Ein Stürmer von ähnlicher Qualität, der sich ebenso ruhig auf die Bank setzt und die Rolle als Ersatz hinter Lewandowski akzeptiert, wird kaum zu finden sein. Das wiederum spricht für einen Außenspieler, der auch im Sturmzentrum agieren könnte - wie Griezmann.

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Die Saison-Statistiken in der Liga von Franck Ribery und Angel Di Maria