"Er will Erfolg - keinen Legendenstatus"

David KreislBen Barthmann
01. Mai 201519:56
Zieht es Max Kruse nach nur zwei Jahren in Gladbach in die Autostadt?getty
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Allem Anschein nach verliert Borussia Mönchengladbach seinen Top-Stürmer Max Kruse an den direkten Konkurrenten aus Wolfsburg. VfL-Manager Klaus Allofs bestätigte bereits das Interesse. Doch wäre Wolfsburg der richtige Schritt für Kruse? Und was würde der Wechsel für Wölfe und Fohlen bedeuten? Zwei SPOX-Redakteure, ein Goal.com-Redakteur sowie mySPOX-User Suedi diskutieren die fünf wichtigsten Fragen zur Situation um Gladbachs Stürmer.

Wäre Wolfsburg der richtige Schritt für Kruse?

David Kreisl (SPOX): Kruse war zwei Jahre in der ersten Mannschaft von Werder, drei Jahre bei St. Pauli, ein Jahr in Freiburg und würde die Borussia nach zwei Jahren verlassen. Er will wohl nirgendwo eine Vereinslegende werden, sondern sportlich den maximalen Erfolg und finanziell entsprechend entlohnt werden. Und das ist alles andere als ein Vorwurf. Deshalb ist der Schritt nach Wolfsburg für mich mehr als logisch. Kruse wäre Stand jetzt im Sturm gesetzt, würde nächstes Jahr Champions League spielen und sieht beim zahlungskräftigen VfL wohl mehr Perspektiven, langfristig oben zu bleiben. Dass er dabei mehr als 400 Euro im Monat verdient, dürfte klar sein.

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Ben Barthmann (SPOX): Ich glaube erst an den Wechsel, wenn er offiziell ist, denn der Gedankengang Kruses erschließt sich mir nicht. In Gladbach hat er Rückendeckung, eine starke Mannschaft, die auf ihn baut. Champions League inklusive. Vielleicht hat Wolfsburg auf Dauer die größeren Ambitionen, vielleicht geht er davon aus, dieses Angebot nur einmal zu bekommen, vielleicht spielt das Geld eine Rolle. Aber sportlich sehe ich - zumindest für die nächste Saison - keine Steigerung. Für Wolfsburg ist Kruse der gelungene Mittelweg aus Qualität und Preis, der aber auch schnell ersetzt werden kann, sobald man andere Ansprüche hat.

Oliver Maywurm (Goal.com): Die entscheidende Frage ist: Wäre es ein Fortschritt? Und ja, das wäre es. Sowohl finanziell als auch sportlich. Klar, eine gewachsene Struktur in der Mannschaft findet er zweifelsohne auch in Gladbach vor. Aber nicht in dem Maße mit individueller Qualität bestückt, wie das mittlerweile in Wolfsburg der Fall ist. Zumal die Wahrscheinlichkeit bei den Wölfen höher ist, nächste Saison eine gute Rolle in der Champions League zu spielen. Dort, wo er unbedingt hin wollte, wo sein Potenzial ihn schon viel früher hätte hinführen müssen. Mit 27 Jahren allerhöchste Zeit.

mySPOX-User Suedi: Finanziell zumindest kann Wolfsburg sicherlich mehr bieten. Auch CL spielt er mit den Wölfen auf jeden Fall sicher. Ob es sportlich die richtige Entscheidung ist, hängt von der Konkurrenzsituation in der nächsten Saison ab. Fakt ist: Vom Profil her jedenfalls könnte es passen - so eine Art Stürmer, wie Kruse ihn verkörpert, haben die Wolfsburger bisher nicht.

Wäre Wolfsburg der richtige Schritt für Kruse?

Wie würde sich ein Wechsel auf Wolfsburgs Stürmersituation auswirken?

Was würde ein Abschied für Gladbach bedeuten?

Was würde der Wechsel über die Machtverhältnisse der Liga sagen?

Erhöhen sich dadurch Kruses Chancen im DFB-Team?

Wie würde sich ein Wechsel auf Wolfsburgs Stürmersituation auswirken?

David Kreisl (SPOX): Wie gesagt: Kruse käme als klarer Stürmer Nummer eins zu den Niedersachsen. Weder Dost, der sein aktuelles Standing ausschließlich dem irren Februar zu verdanken hat, noch Bendtner können Kruse fußballerisch das Wasser reichen. Und so weh mir das als neutraler Betrachter auch tut: Für den Lord war's das dann wohl in Sachen Bundesliga. Ob das Gespann Kruse/Dost für die Ansprüche des VfL und die kommenden Aufgaben in der Champions League ausreicht, da bin ich mir nicht sicher. Die zwölf Millionen, die Kruse angeblich als Ausstiegsklausel hat, sind für den VfL mehr als verkraftbar. Ich könnte mir vorstellen, dass zusätzlich noch ein anderes Kaliber kommt.

Ben Barthmann (SPOX): Ich sehe in Dost und Bendtner zwei andere Spielertypen. Dementsprechend wäre Kruse eine gelungene Ergänzung, die wohl das Aus für einen der beiden jetzigen Stürmer bedeuten würde. Bendtner dürfte da erster Streichkandidat sein. Dann fände ich es aber interessant zu sehen, wie Hecking die Einsatzzeiten verteilt. Sowohl Kruse als auch Dost scheinen Stürmer zu sein, die volle Rückendeckung vom Trainer brauchen, um zu funktionieren. Das wird schwierig zu managen, wenn auch nicht unmöglich.

Oliver Maywurm (Goal.com): Dass Wolfsburg händeringend noch einen zentralen Stürmer sucht, ist kein Geheimnis. Neben Bas Dost, der in der Rückrunde auftrumpft, steht nur noch der chronisch formschwache Nicklas Bendtner zur Verfügung. Kruse würde sich vermutlich mit Dost um den einen zu vergebenden Platz in der Spitze streiten. Der (Noch)-Gladbacher wäre im Vergleich zu Dost jemand, der mehr Eigeninitiative im Angriffsspiel an den Tag legt - zusätzliches Potenzial in einem spielstarken Offensiv-Umfeld. Mögliche Rangordnung nach einem Transfer: Kruse - Dost - Bendtner. Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.com

mySPOX-User Suedi: Ich denke, dass Bendtner wahrscheinlich geht. Dost ist ein klassischer Stoßstürmer und Wolfsburg wird mit Sicherheit für die nächste Saison noch nachrüsten und noch einen Top-Stürmer holen. Kruse ist ja eher als 9 1/2er und spielender Stürmer hinter der vordersten Reihe unterwegs und ist als Kombi-Spieler und Assistgeber sehr wertvoll. Den klassischen Neuner wird er nicht verdrängen, er gibt Wolfsburg aber wesentlich mehr Optionen.

Wäre Wolfsburg der richtige Schritt für Kruse?

Wie würde sich ein Wechsel auf Wolfsburgs Stürmersituation auswirken?

Was würde ein Abschied für Gladbach bedeuten?

Was würde der Wechsel über die Machtverhältnisse der Liga sagen?

Erhöhen sich dadurch Kruses Chancen im DFB-Team?

Was würde ein Abschied für Gladbach bedeuten?

David Kreisl (SPOX): So hart wie der Reus-Abgang wird die Fohlen ein möglicher Wechsel von Kruse nicht treffen. Dennoch wäre es ein schmerzhafter Verlust, der ob seiner Kurzfristigkeit knifflig zu lösen ist. Denn ein Ersatz aus den eigenen Reihen ist vor allem angesichts der Königsklasse in der kommenden Spielzeit nicht vorhanden. Aber: Die kolportierten zwölf Millionen sind nicht gerade wenig Geld, das man reinvestieren könnte. Außerdem bin ich sicher, dass es Manager Eberl schafft, eine mehr als passable Lösung hinzuzaubern.

Ben Barthmann (SPOX): Der Abgang von Kruse wäre natürlich ein Rückschlag. Eberl und Favre planen viel im Voraus und haben immer ein Ass im Ärmel. Wenn ein solcher Schlüsselspieler nun relativ kurzfristig geht - die Ausstiegsklausel macht es möglich - ist da ein großes Loch. Die Frage, die sich für die Fohlen stellt, ist, wie viel man für welche Qualität investieren will. Soll es ein Spieler mit Entwicklungspotenzial werden oder doch ein gestandener Bundesliga-Spieler, um weiter oben mitzumischen. Dann würden sich die Gerüchte um Shinji Okazaki erklären lassen.

Oliver Maywurm (Goal.com): Ein guter Spieler geht. Aber keineswegs einer, der nicht ersetzbar wäre. Sicherlich ist Kruse in seinen bis dato zwei Jahren bei Gladbach ein wichtiger Mosaikstein des Erfolgs der Favre-Elf. Er passt als Stürmer mit Vollstrecker-Qualitäten und präzisem Abschluss sowie hoher fußballerischer Klasse und Spielfreude perfekt in den vom Fohlen-Trainer propagierten Spielstil. Kruses Abgang würde daher eine Lücke reißen - allerdings auch Millionen in die Kassen spülen. Eine Summe, mit der adäquater Ersatz erschwinglich wäre. Zum Beispiel von der Sorte Franco di Santo oder Yussuf Poulsen. SPOX

mySPOX-User Suedi: Für Gladbach wäre das auf jeden Fall ein herber Verlust. Er ist perfekt ins Favre'sche System integriert. Auch wenn er zuletzt wenig aus dem Spiel getroffen hat, ist er sehr wertvoll für das Team. Er macht die Bälle fest, ist mannschaftsdienlich und hat einen enormen Radius. Ob er für die angeblichen zwölf Millionen gleichwertig ersetzt werden kann, sei es aus den eigenen Reihen oder durch einen Transfer, halte ich für fraglich. Grundsätzlich glaube ich aber, dass Eberl und Favre genug Ideen haben, um den Verlust adäquat abzufedern.

Wäre Wolfsburg der richtige Schritt für Kruse?

Wie würde sich ein Wechsel auf Wolfsburgs Stürmersituation auswirken?

Was würde ein Abschied für Gladbach bedeuten?

Was würde der Wechsel über die Machtverhältnisse der Liga sagen?

Erhöhen sich dadurch Kruses Chancen im DFB-Team?

Was würde der Wechsel über die Machtverhältnisse der Liga sagen?

David Kreisl (SPOX): Der VfL könnte sich davon nichts kaufen, doch wäre es durchaus ein mittelschweres Ausrufezeichen und ein Fingerzeig über das Standing der Klubs, sich Stürmer Nummer eins vom ärgsten Konkurrenten zu angeln, an dem mit Schalke, Leverkusen und Dortmund alle Top-Teams der Liga dran sein sollen - die Bayern mal ausgenommen. Unter dem Strich bliebe es aber, neben der Tatsache, dass man einen guten Stürmer in den eigenen Reihen hätte, eine Prestige-Sache. Denn so ein Schwergewicht, dass er die Kräfteverhältnisse verrückt, ist Kruse bei allem Respekt nicht.

Ben Barthmann (SPOX): Wenig bis gar nichts. Die Machtverhältnisse in der Bundesliga sind ständig im Umbau, warum sollte ein Transfer plötzlich alles kippen? Dass Wolfsburg auf Dauer um die Plätze ein bis drei mitspielen will, war auch vor dem Interesse an Kruse klar. Vorne steht nun mal der FC Bayern, danach kommt ein breit gefächertes Angebot, bei dem ein positiver oder negativer Lauf einige Plätze ausmachen kann. Wichtig wird in den nächsten Jahren die Konstanz sein, um sich vom Rest abzuheben. Daran ändert ein einzelner Spieler wenig.

Oliver Maywurm (Goal.com): Da auch Schalke und Dortmund dem Vernehmen nach an Kruse interessiert sind, wäre dessen Entscheidung für Wolfsburg diesbezüglich ein eindeutiges Statement. Und zwar dafür, was sich in der Saison 2014/15 auch sportlich manifestiert: Wolfsburg ist hinter den Bayern die zweite Kraft im deutschen Fußball. Und wer nicht ganz die Klasse für Bayern hat, geht zum VfL. Dazu würden die Niedersachsen mit Gladbach einen direkten Konkurrenten um eben jene Position auf direktem Wege schwächen.

mySPOX-User Suedi: Naja, die Kleinen fressen die Großen - that's business. So wird es immer sein. Und dass Wolfsburg auf dem Weg nach vorne ist, belegen sie ja in dieser Saison eindrucksvoll. Die Transfers sind natürlich die eine Sache, aber man muss die Wirtschaftskraft auch auf den Rasen bringen, und das gelingt den Wolfsburgern sehr gut. Ich denke, dass Wolfsburg in den nächsten Jahren weiter oben mitmischen wird, das Sponsoring wird aber nach wie vor einer der wichtigsten Faktoren sein. Ich persönlich bin aber von dem Weg, den Borussia geht, zu 100 Prozent überzeugt.

Wäre Wolfsburg der richtige Schritt für Kruse?

Wie würde sich ein Wechsel auf Wolfsburgs Stürmersituation auswirken?

Was würde ein Abschied für Gladbach bedeuten?

Was würde der Wechsel über die Machtverhältnisse der Liga sagen?

Erhöhen sich dadurch Kruses Chancen im DFB-Team?

Erhöhen sich dadurch Kruses Chancen im DFB-Team?

David Kreisl (SPOX): Nein. Die Bühne, auf der sich Kruse nächstes Jahr präsentieren kann, mit Champions League, Bundesliga und DFB-Pokal, wäre bei den Fohlen ohnehin die gleiche gewesen. Und außerdem: Ein Wechsel allein ist für das Standing absolut irrelevant - egal, ob nach Wolfsburg, Barcelona oder Illertissen. Entwickelt sich Kruse weiter und überzeugt, dann hat er Chancen. Das Wappen auf der Brust ist da egal.

Ben Barthmann (SPOX): Das muss sich erst zeigen. Ob er nun in Gladbach spielt oder beim VfL Wolfsburg - Löw wirft so oder so einen genauen Blick auf die Bundesliga. Entscheidend wird sein, wie oft Kruse zum Einsatz kommt und wo er das tut. Spielt Wolfsburg lange international, hat er alles richtig gemacht. Auf der anderen Seite ist er bei den Wölfen auch ein Stück weit austauschbarer, als in Gladbach. Das Risiko ist da, mit dem nächsten großen Transfer ersetzt zu werden. Dann wäre das nicht in seinem Sinne gewesen und dürfte auch der DFB-Karriere nicht entgegenkommen.

Oliver Maywurm (Goal.com): Nein. Joachim Löws Fokus auf Kruse würde bei einem Wechsel nicht schlagartig in die Höhe schnellen. Die Umstellung auf ein neues Team könnte im Gegenteil sogar erschweren, dass der 27-Jährige konstant über einen langen Zeitraum auf hohem Niveau agiert. Genau das und nichts anderes verlangt Löw von seinen Kandidaten. Und weder Quantität noch Qualität der Konkurrenz um einen Platz in der Offensive der DFB-Elf werden sich verringern, nur weil Kruse kommende Spielzeit vom Fohlen zum Wolf wird.

mySPOX-User Suedi: Ich glaube in erster Linie hängt es an seiner eigenen Leistung. Wie der Bundestrainer künftig taktisch plant oder welche Spielidee er verfolgt und ob Kruse da eine Rolle bei ihm spielt, weiß ich nicht. Fakt ist: In Gladbach war Kruse sehr im Fokus; wie es in Wolfsburg sein würde, ist schwer zu sagen. Insgesamt glaube ich aber nicht, dass er durch den Wechsel unbedingt bessere Karten im DFB-Team hätte.

Wäre Wolfsburg der richtige Schritt für Kruse?

Wie würde sich ein Wechsel auf Wolfsburgs Stürmersituation auswirken?

Was würde ein Abschied für Gladbach bedeuten?

Was würde der Wechsel über die Machtverhältnisse der Liga sagen?

Erhöhen sich dadurch Kruses Chancen im DFB-Team?