Alles neu macht der Juni?

SPOX
30. Juni 201516:14
Auf Horst Heldt (r.) kommen im Sommer eine Menge Personal-Entscheidungen zugetty
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Nach einer chaotischen Saison mit zwei Trainerwechseln und einer Katastrophen-Rückrunde steht Königsblau vor dem großen Umbruch. Nicht nur die Krawallmacher sollen gehen. In einem Mannschaftsteil sind die Verhältnisse klar. SPOX beleuchtet den Status Quo beim FC Schalke 04.

Tor

Das Personal: Ralf Fährmann, Fabian Giefer, Timon Wellenreuther, Christian Wetklo

Abgänge: Christian Wetklo (Schalke U23)

Zugänge: noch keine

Offene Positionen: keine

Kandidaten: keine

Die Situation: Die Position zwischen den Pfosten ist die einzige Stelle im königsblauen Kader, über die sich die Schalker Führung keine Gedanken machen muss.

Mit Ralf Fährmann steht einer der besten Keeper der abgelaufenen Spielzeit als Nummer eins fest, der langfristig bis 2019 an die Knappen gebunden ist. Zwar verpasste der 26-Jährige vergangene Saison neun Spiele wegen einer Kreuzbandzerrung, die er sich im Wintertrainingslager zugezogen hatte, dennoch gib es an seinem Status nichts zu rütteln.

Fabian Giefer, der letzten Sommer ablösefrei von Fortuna Düsseldorf in den Pott gekommen war, verlor nicht nur zu Saisonbeginn das teaminterne Duell um die Nummer eins, sondern hat auch persönlich eine Seuchensaison hinter sich.

Ein Muskelbündelriss setzte ihn Anfang August für vier Monate außer Gefecht, im Februar verletzte sich der mit Startelf-Ambitionen gewechselte 25-Jährige am zweiten Spieltag der Rückrunde gegen den FC Bayern an den Adduktoren - das Saison-Aus. An Fährmann führt auch in der kommenden Spielzeit kein Weg vorbei.

Auf Position Nummer drei kann Königsblau mit Timon Wellenreuther auf einen vielversprechenden Youngster bauen, der ob der Blessuren Fährmanns und Giefers acht Mal in der Liga und zwei Mal in der Königsklasse gegen Real Madrid ran durfte und den Vorzug vor Routinier Christian Wetklo erhielt.

Dessen auslaufenden Prof-Vertrag wird man auf Schalke nicht verlängern - dennoch soll der Oldie weiterhin die Stiefel für die Knappen schnüren. "Wir werden ihn im Verein behalten", so Schalke-Manager Horst Heldt über die neue Aufgabe des 35-Jährigen, der Führungsfigur in der Schalker Reserve werden soll. "Wir planen ihn für die zweite Mannschaft ein, so ist es mit ihm besprochen."

Seite 1: Tor - Keine Fragen, kein Problem

Seite 2: Abwehr - Das große Ausmisten

Seite 3: Mittelfeld - Einmal alles auf links

Seite 4: Sturm - Viel Bedarf, wenig Optionen

Abwehr

Das Personal: Benedikt Höwedes, Joel Matip, Matija Nastasic, Kaan Ayhan, Marvin Friedrich, Sead Kolasinac, Dennis Aogo, Christian Fuchs, Atsuto Uchida, Pascal Itter

Abgänge: Christian Fuchs (Leicester City)

Zugänge: Matija Nastasic (Manchester City, Kaufoption gezogen), Felipe Santana (Olympiakos Piräus, war ausgeliehen), Kyriakos Papadopoulos (Bayer Leverkusen, war ausgeliehen)

Offene Positionen: vielleicht der Rechtsverteidiger

Kandidaten: Mitchell Weiser (Bayern München)

Die Situation: Kein Mannschaftsteil zeigt besser, dass die Schalker immer noch an den Nachwehen des Magath'schen Personal-Irrsinns leiden, als die Abwehr. Schon in der Vorsaison war Schalke mit insgesamt 30 eingesetzten Spielern die Nummer eins in dieser Rangliste, in der abgelaufenen Spielzeit (29) standen nur beim HSV und Werder mehr Akteure auf dem Platz (31).

Nimmt man Felipe Santana, der aus Piräus zurückkommt, und Kyriakos Papadopoulos, der nach Leverkusen ausgeliehen war, zum aktuellen Kader hinzu, wären es Stand jetzt in der kommenden Saison elf Verteidiger für maximal fünf Positionen.

Als Innenverteidiger dürften Kapitän Benedikt Höwedes und Matija Nastasic in der kommenden Saison die besten Karten haben, auch wenn noch nicht feststeht, wer die Knappen überhaupt trainieren wird. Mit Joel Matip - dessen Vertrag nächstes Jahr ausläuft und an dem Newcastle großes Interesse haben soll -, Kaan Ayhan, Marvin Friedrich und Felipe Santana stünden dann immer noch vier Innenverteidiger zur Verfügung.

Nicht berücksichtigt ist hier bereits Papadopoulos, der sich laut Medienberichten für 5,5 Millionen Euro seinem Leih-Verein Leverkusen fest anschließen wird. Entsprechende Gespräche haben demnach schon stattgefunden, der Transfer steht wohl kurz bevor.

Das einzige Szenario, in dem Schalke in der Innenverteidigung nachlegen müsste, wäre der Abgang von Kapitän Höwedes, der die Knappen für eine Ausstiegsklausel von spekulierten 17,5 Millionen Euro verlassen könnte.

Die Außenbahnen sind bei Königsblau, was die Anzahl des Personals angeht, wesentlich gesünder besetzt. Dennis Aogo mit Backup Sead Kolasinac auf links geben den Verantwortlichen qualitativ wie quantitativ wenig Grund zum Handeln.

Atsuto Uchida mit Youngster und U19-Kapitän Pascal Itter im Rücken heißen die Optionen für rechts. Nicht unmöglich, dass man sich auf Schalke über mehr Qualität Gedanken macht. Dem Kicker zufolge ist Bayerns Mitchell Weiser ins Visier gerückt, der die Verantwortlichen im Saisonendspurt überzeugt haben soll. Für eine Verpflichtung bräuchte es aber zunächst das "Go" vom Coach - und dazu braucht es zunächst mal einen Coach.

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Mittelfeld

Das Personal: Roman Neustädter, Marco Höger, Jan Kirchhoff, Marcel Sobottka. Kevin-Prince Boateng, Leon Goretzka, Max Meyer, Leroy Sane, Julian Draxler, Tranquillo Barnetta, Sidney Sam

Abgänge: Jan Kirchhoff (FC Bayern, Leih-Ende), Tranquillo Barnetta (unbekannt)

Zugänge: noch keine

Offene Positionen: defensiver Mittelfeldspieler, zentraler/offensiver Mittelfeldspieler

Kandidaten: Sami Khedira (Real Madrid), Johannes Geis (Mainz 05), Maximilian Arnold (VfL Wolfsburg)

Die Situation: Nach der gruseligen Rückrunde mit dem Katastrophen-Auftritt gegen den HSV am letzten Spieltag als Tiefpunkt, kündigte Heldt bereits an, es stehe auf Schalke zur kommenden Saison "alles zur Diskussion". Das dürfte sich mannschaftstechnisch hauptsächlich auf das Mittelfeld beziehen, wo den Knappen der größte Umbruch bevorsteht.

Jan Kirchhhoff steht schon länger als Abgang fest, die 24-jährige Leihgabe wird nach eineinhalb Jahren Pott wieder zum Rekordmeister zurückkehren. Noch kein festgelegtes Ziel hat Tranquillo Barnetta, der mit 30 Jahren nach eigener Aussage noch einmal einen "neuen Reiz" setzen will und Schalke ebenfalls den Rücken kehrt.

Völlig offen ist die Zukunft des Chaos-Trios Kevin-Prince Boateng, Sidney Sam und Marco Höger. Alle drei waren Mitte Mai nach der 0:2-Pleite gegen Köln suspendiert worden.

Höger hatte einen unterschriftsreifen Kontrakt über sein aktuelles Vertragsende 2016 hinaus vorliegen, die Verhandlungen wurden im Zuge der Suspendierung aber auf Eis gelegt. Dennoch könnte es eine Zukunft in königsblau geben, so wurde Höger im letzten Saisonspiel gegen den HSV begnadigt und stand sogar in der Startelf.

Anders sieht es da bei Boateng und Sam aus. Zwar vermeldete Heldt vor kurzem, der neue Coach könne seine Meinung zu den Suspendierten ändern, doch stehen die Zeichen auf Abschied. Vor allem bei Boateng sollen die Interessenten Schlange stehen, Galatasaray gilt als heißer Abnehmer, wobei der 28-Jährige selbst mit einer Rückkehr nach Mailand liebäugelt.

Bleibt neben Nachwuchs-Hoffnung Marcel Sobottka, der noch keine Bundesliga-Minute vorzuweisen hat, lediglich Roman Neustädter im defensiven Mittelfeld. Dessen Aktion dürften auch mit der wohl scheiternden Verpflichtung von Wunschspieler Sami Khedira nochmals gestiegen sein. Dennoch muss Schalke hier nachlegen.

Die große Qualität, die der jungen Offensive im Mittelfeld in Person von Leon Goretzka, Max Meyer, Leroy Sane und Julian Draxler innewohnt, war hauptsächlich aufgrund der zahllosen Verletzungen nur selten zu sehen. Dringender Handlungsbedarf besteht nicht, auch wenn das kolportierte Interesse an Maxi Arnold vom VfL Wolfsburg und Dortmunds Objekt der Begierde, Johannes Geis, zeigt, dass auch hier noch eine qualitative Verstärkung getätigt werden könnte.

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Sturm

Das Personal: Klaas-Jan Huntelaar, Eric Maxim Choupo-Moting, Jefferson Farfan, Chinedu Obasi, Felix Platte

Abgänge: Chinedu Obasi (unbekannt), Donis Avdijaj (Sturm Graz, Leihe)

Zugänge: noch keine

Offene Positionen: Stürmer, vielleicht ein Außenstürmer

Kandidaten: Nicola Sansone (US Sassuolo), Mario Gomez (AC Florenz)

Die Situation: Es ist kein Geheimnis, dass sich Königsblau nach einem weiteren Mittelstürmer umsieht, da Chinedu Obasi den Verein verlassen wird und Talent Donis Avdijaj ein weiteres Jahr bei Stürm Graz geparkt wird - auch wenn S04 den Angreifer im Winter zurückholen könnte.

Klaas-Jan Huntelaar ist - sofern fit - wohl auch unter einem neuen Coach die Nummer eins im Angriff, sonst stehen Jefferson Farfan auf dem Flügel und Allrounder Eric Maxim Choupo-Moting als Offensiv-Optionen bereit. Backup wäre Stand jetzt nur U19-Meister Felix Platte. Heißt: Schalke muss auch hier aktiv werden.

SPOXEin Transfer des von mehreren italienischen Quellen ins Spiel gebrachten Mario Gomez scheint dabei unrealistisch zu sein, so werden sich die Schalker Bemühungen ob des routinierten Hunters wohl eher in die Richtung Perspektivspieler mit gewissem Erfahrungswert richten.

Auf den Flügeln war Nicola Sansone aus Sassuolo ein Wunschkandidat des geschassten Trainers Roberto Di Matteo. Der gebürtige Münchner dürfte mit der Trainerentlassung von der Liste sein, er selbst bezeichnete die Konstellation als "schwer".

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