Als André Breitenreiter pünktlich auf die Minute den Trainingsplatz betrat, brandete Applaus auf. Mehr als 1000 Fans empfingen den neuen Trainer von Schalke 04 - und der 41-Jährige fühlte sich nach seiner ersten Schicht bei den Knappen gleich zu Hause. "Ich will jetzt nicht sagen: Ich bin infiziert. Aber das ging mir nahe. Es macht richtig Bock, hier zu arbeiten", sagte der Ex-Paderborner nach der ersten Übungseinheit mit seinem neuen Klub.
Schon bei der Jahreshauptversammlung am vergangenen Sonntag war Breitenreiter als neuer Hoffnungsträger von mehr als 9000 Mitgliedern mit Standing Ovations begrüßt worden. "Da waren fast so viele Leute wie in Paderborn im Stadion", meinte der neue Coach: "Ich habe mich echt gefreut, dass die Stimmung direkt ins Positive umgeschwenkt ist."
90 Minuten lang ließ Breitenreiter am Donnerstag sein Team bei 33 Grad schwitzen. Nach zwei Aufwärmrunden ging es gleich mit dem Ball zur Sache, vom Balkon der Geschäftsstelle aus schaute Sportvorstand Horst Heldt zu. Danach nahm sich der Neue viel Zeit für die Fans - ein Selfie hier, ein Autogramm da. Der ehemalige Bundesliga-Stürmer gab sich so, wie er sich selbst charakterisiert: "Offen, geerdet, bodenständig."
"Der Immobilienmakler wartet"
Breitenreiter will sich auf Schalke nicht nur zu Hause fühlen, sondern auch - anders als sein gescheiterter Vorgänger Roberto Di Matteo - in der Nähe der Arena wohnen. "Der Immobilienmakler wartet", sagte er in der Presserunde nach dem Training, "wir schauen uns ein paar Wohnungen an, es läuft alles."
Auf dem Platz soll es unter dem Neuen vor allem in eine Richtung laufen. "Ich will, dass wir hoch pressen und bei Ballgewinn schnell zum Tor spielen", äußerte Breitenreiter, "das ist die Art, die die Fans begeistert." Sein Auftrag ist klar: Er soll die Zuschauer nach der verkorksten letzten Saison zurückgewinnen, eine Platzierung als Saisonziel gibt es nicht.
Zum Auftakt musste er noch auf den verletzten Weltmeister Benedikt Höwedes und zehn weitere Spieler verzichten. Auch Königstransfer Johannes Geis, für mehr als zehn Millionen Euro von Mainz 05 verpflichtet und laut Breitenreiter "einer der Top-Sechser in Deutschland", ist nach der U21-EM noch in Urlaub. Mit zwölf Profis und sechs Amateurspielern bestritt er die erste Übungseinheit - darunter auch der brasilianische Neuzugang Junior Caicara, der für knapp fünf Millionen Euro vom bulgarischen Meister Ludogorez Rasgrad verpflichtet worden war.
"Er ist eine Maschine"
Der Rechtsverteidiger hatte Breitenreiter schon vor dem ersten Training überrascht. "Ich habe noch nie einen besseren Wert gesehen", sagte er mit Blick auf die Ergebnisse der Leistungsdiagnostik am Mittwoch: "Er ist eine Maschine. Für ihn könnte es morgen schon losgehen."Gut fünf Wochen hat Breitenreiter aber noch Zeit, sein Team auf die neue Saison vorzubereiten. Am Sonntag mit ins Trainingslager in Österreich gehen auch die Nationalspieler Klaas-Jan Huntelaar, Matija Nastasic und Sead Kolasinac, die beim ersten Aufgalopp noch fehlten. Kapitän Höwedes reist nach. "Wir werden erstmal am Offensivspiel arbeiten", kündigte der Coach an.
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