Am Freitag startet die Bundesliga mit der Partie zwischen dem Hamburger SV und Herbstmeister FC Bayern München in die Rückrunde (20.30 Uhr im LIVETICKER). Zeit, einen Blick auf die Gewinner und Verlierer der Vorbereitung während der Winterpause zu werfen. Teil drei beschäftigt sich mit sechs besten Mannschaften der Hinrunde.
FC Schalke 04
So lief die Vorbereitung: Drei Spiele, zwei Pleiten ohne eigenes Tor, den Kapitän für längere Zeit verloren - Schalkes Winterpause hätte sicherlich besser verlaufen können. Nachdem es mit den Verpflichtungen von Renato Augusto (Corinthians Sao Paulo) und Gökhan Inler (Leicester City) nicht geklappt hat, wechselten Alessandro Schöpf (1. FC Nürnberg) und Leihspieler Younes Belhanda (Dynamo Kiew) nach Gelsenkirchen und sollen in erster Linie den Konkurrenzkampf beleben. Das Problem: "Uns fehlt es an Durchschlagskraft", wie Trainer Andre Breitenreiter nach der Generalprobe in Bielefeld resümierte. Auf Schalke ist schon wieder Druck auf dem Kessel.
Der Gewinner: Leroy Sane. Hat sportlich in der Vorbereitung zwar keine Bäume ausgerissen, doch seine Ausgangsposition hat sich noch einmal verbessert. Sane ist jetzt Schalkes Lebensversicherung und wird eine Stammplatzgarantie für die Rückrunde haben. Dazu hat er am Ende der Saison die Qual der Wahl: entweder zu erhöhten Bezügen auf Schalke verlängern oder gleich in die Vollen und zu einem der interessierten europäischen Schwergewichte wechseln. "Leroy ist ein guter Junge, der mit der Situation gut umgeht. Das Interesse ist eine tolle Bestätigung für den Jungen, der innerhalb eines halben Jahres zum Stammspieler gereift ist und konstant auf sich aufmerksam gemacht hat", so Breitenreiter.
Der Verlierer: Benedikt Höwedes. Nur acht Bundesligaspiele von Beginn an stehen für den Kapitän nach der Hinrunde zu Buche. Viel mehr werden erst einmal nicht hinzukommen. Höwedes zog sich während eines Testspiels gegen die Fort Lauderdale Strikers eine Sehnenverletzung zu, die ihn nun bis zu drei Monate ausfallen lässt - und das beim Versuch, den Ball an der gegnerischen Eckfahne rückwärts mit der Hacke zu spielen...Für den Weltmeister der Super-GAU, auch hinsichtlich seiner Einsatzchancen für die EM. "Wir vertrauen zwar dem Kader, aber wollen nichts riskieren. Wir müssen auf der Position nachbessern, sonst wird der Druck zu groß", sagte Breitenreiter geschockt.
Bayer Leverkusen
So lief die Vorbereitung: Die Werkself war in Florida unterwegs, Chicharito führte die PR- und Marketingmaschine an. Ansonsten verlief das Trainingslager in Orlando weitestgehend ohne größere Störungen und vor allem im Vergleich zu den letzten Winterpausen ohne Verletzungen ab. Positiv ist, dass die in der Sommervorbereitung fehlenden Spieler wie Kevin Kampl, Chicharito oder Ömer Toprak in vollem Umfang trainieren konnten.
Der Gewinner: Tin Jedvaj. Der Kroate hat ein regelrechtes Seuchenjahr hinter sich und musste 2015 mit drei Muskelverletzungen mehrere Monate passen. Nun hat sich der 18-Jährige wieder zurück gekämpft und nach drei Monaten Pause sein Comeback gefeiert - auch wenn er noch nicht bei vollen 100 Prozent ist. Doch Jedvaj könnte alsbald Spielpraxis sammeln und sich die fehlenden Körner holen. Bayer ist nach dem Ausfall von Roberto Hilbert auf der Suche nach einem geeigneten Rechtsverteidiger. Eine Position, die Jedvaj für die Werkself bereits spielte - und auch jetzt scheint er gegenüber Giulio Donati die Nase vorne zu haben. Das neue Jahr läuft für den Nationalspieler jedenfalls gut an.
Der Verlierer: Giulio Donati. Hat weiterhin einen schweren Stand bei Bayer und konnte bei seinen Einsätzen in der Hinrunde nicht unter Beweis stellen, langfristig auf der vakanten Rechtsverteidigerposition helfen zu können. Hatte zwar das Glück, durch die Ausfälle von Hilbert und Jedvaj auf 17 Pflichtspiele gekommen zu sein, dem Italiener fehlt allerdings die Perspektive - erst Recht, nachdem nun der Langzeitverletzte Jedvaj wohl an ihm vorbei gezogen sit.
Borussia Mönchengladbach
So lief die Vorbereitung: In Belek bereitete sich die Fohlenelf auf die Rückrunde vor. Das erste "eigene" Trainingslager von Andre Schubert verlief aber alles andere als nach Plan. Einem Remis gegen die starke Hertha folgte ein knapper Sieg gegen Sivasspor, bevor man gegen den VfL Bochum mit 2:5 gehörig unter die Räder geriet. Man habe "gewisse Dinge nicht sehr konsequent und nicht konzentriert" gemacht, resümierte der Coach, will aber seine Schlüsse aus den "vielen Erkenntnissen" ziehen. Nicht helfen können da die vielen Verletzten auf Gladbacher Seite, mit Alvaro Dominguez, Tony Jantschke und Niko Schulz fallen gleich drei Verteidiger aus, Patrick Hermann gesellt sich weiterhin zum Lazarett und auch Granit Xhaka muss mit Rotsperre erstmal zuschauen. Blendende Aussichten auf die Rückserie sehen anders aus.
Der Gewinner: Martin Hinteregger. Der Innenverteidiger wurde von RB Salzburg geholt, um das verletzungsbedingte Loch in der Abwehrkette zu füllen und wird zum Auftakt gegen den BVB wohl gleich von Beginn an verteidigen. Ein Luxus, den er in Salzburg nicht mehr gewohnt war, nachdem die Hinrunde nicht gut verlief und Hinteregger oft auf der Bank schmorte. Das könnte jetzt anders werden. In Training und Testspielen hinterließ der 23-Jährige einen ordentlichen Eindruck und könnte diesen gegen die starke BVB-Offensive bestätigen. Die Verletzungen um ihn herum könnten ihm in der Folge noch mehr in die Karten spielen, weil er sich vorerst ohne Druck Kredit für die Startelf sammeln kann.
Der Verlierer: Josip Drmic. Schon in der Hinrunde kam der Schweizer nur auf vier Startelfeinsätze, schaffte aber nie den Sprung an Raffael und Lars Stindl vorbei. Drmic kam vor der Saison für zehn Millionen Euro aus Leverkusen - und will an seinem Standing in der Mannschaft offensichtlich arbeiten. In Belek hing er sich voll rein, traf zudem gegen Sivasspor - aber auch mit seiner neuen Glatze wird es nicht für einen Stammplatz reichen. "Du musst im Training noch besser agieren als der, der vor Dir ist", sagte Trainer Schubert. Rotation wird außerdem keine Hilfe mehr sein, denn mit Aus in Pokal und Champions League wird Schonung selten gebraucht. Und dann wäre da noch Jonas Hofmann: Der Neuzugang aus Dortmund macht Drmic noch mehr Konkurrenz.
Hertha BSC
So lief die Vorbereitung: Trainer Pal Dardai zeigt sich "absolut zufrieden" mit dem Trainingslager in Belek und lobte vor allem den Zusammenhalt im Team. In vier Testspielen gab zwei 1:0-Siege (gegen Hannover und Vaduz), zudem trennte man sich gegen Gladbach 2:2. Die Klatsche gegen Zweitligist Bochum kassierte Dardais zweite Garde. Positiv zudem: Die Verletzten kehrten zurück und machen den Etablierten Druck. Spieler wie Alexander Baumjohann, Tolga Cigerci, Peter Pekarik oder auch Roy Beerens und Änis Ben-Hatira sind laut Dardai "nah dran" an der Startelf. Auch die jungen Spieler machen Dampf.
Der Gewinner: Niklas Stark. Der Youngster hatte nach seinem Wechsel vom Club in die Hauptstadt zunächst einen Stammplatz inne, verletzte sich im Herbst aber an der Leiste und kam die komplette Hinrunde nicht mehr zum Einsatz. Nun ist er wieder zurück. In drei von vier Tests stand der 20-Jährige in der Startformation. Sollte Langkamp (Oberschenkel) gegen Augsburg ausfallen, könnte Stark direkt beginnen.
Der Verlierer: Valentin Stocker. Der Schweizer Nationalspieler verlor in der Hinrunde seinen Stammplatz und wollte diesen mit einer guten Vorbereitung im neuen Jahr zurückerobern - doch weit gefehlt. Stocker konnte in Belek nicht überzeugen, zudem kam mit Kurt ein weiterer Konkurrent auf seiner Position. Auch die Keeper machen Sorgen: Kraft ist noch nicht richtig fit, Jarstein schlug sich zuletzt mit einer fiebrigen Erkältung herum, Garstein wurde nach Chemnitz verliehen und Burchert konnte in der Türkei angeschlagen auch nicht vollständig trainieren.
Borussia Dortmund
So lief die Vorbereitung: Ungeachtet der Kritik aus den eigenen Fanreihen absolvierte der BVB sein Trainingslager in Dubai. Die Beteiligten lobten den dortigen Aufenthalt durchgehend, die Trainingsbedingungen ließen keinerlei Wünsche offen. Thomas Tuchel zog die Youngster Christian Pulisic und Felix Passlack ab sofort ins Profitraining, Marco Reus konnte alle Umfänge mitmachen. Hiobsbotschaften gab es nur von Marcel Schmelzer und Sven Bender. Der Linksverteidiger konnte etwa keine einzige Einheit mit dem Team absolvieren. Dagegen sind Erik Durm, der im Test gegen Jeonbuk sein Comeback feierte, und Nuri Sahin wieder fest ins Mannschaftstraining integriert. Tuchel ließ in Dubai kurz und intensiv trainieren, im Vordergrund standen wie gewohnt Pass- und Positionsspiel, um die in der Hinrunde so gut geölte BVB-Maschine wieder ins Rollen zu bringen.
Der Gewinner: Moritz Leitner. Von einer Chance, die keine war, sprach Tuchel hinsichtlich des ernüchternden letzten halben Jahrs für Leitner. Diese hat der 23-Jährige nun genutzt. Im Sommer Wechselkandidat Nummer eins, während der Hinrunde zu den Amateuren abgeschoben, im Trainingslager plötzlich auf dem aufsteigenden Ast. Leitner ist wieder im Kommen und überzeugte in den beiden Testspielen auf der Achterposition. "Das verdient meinen allerhöchsten Respekt. Er dient da wirklich als Beispiel, wie viel Herzblut man in eine Mannschaft, in einen Klub und in seine persönliche Situation investieren kann", lobte Tuchel. Ebenfalls überzeugend: Der 17-jährige Pulisic, der in den beiden Tests auf den Flügeln im Mittelfeld sein Talent andeutete und dem dabei ein Treffer sowie eine Vorlage gelang.
Der Verlierer: Sven Bender. Der 26-Jährige ging schon leicht lädiert in die Winterpause, die Ruhezeit hat sich allerdings nicht positiv ausgewirkt. Bender konnte in Dubai nicht mit dem Team trainieren, stattdessen reiste er sogar vorzeitig ab. Wo er aktuell behandelt wird, ist unklar - es deutet aber vieles darauf hin, dass es nicht in Dortmund, sondern bei einem anderen Spezialisten ist. Laut Klubangaben laboriert Bender an einer Sehnenreizung im Fuß, zuvor war noch von muskulären Problemen die Rede. Tuchel sagte in Dubai, dass man "die Ursache nicht genau kenne" und die Lage "ein bisschen diffus" sei. Diese Situation ist für Bender besonders tragisch, war er doch nach längerem Reservistendasein zu Beginn der Saison immer besser ins Rollen gekommen und zum Ende der Hinrunde als Innenverteidiger Nummer zwei so gut wie gesetzt. Nun muss der extrem Verletzungsgeplagte einen neuen Anlauf wagen - Erfahrung damit hat Bender jedenfalls.
FC Bayern MünchenSo lief die Vorbereitung: Katar war laut Trainer und Sportvorstand wie in den letzten Jahren ein Erfolg. "Fantastisch", fand Matthias Sammer die Bedingungen, Guardiola sprach von "Wahnsinns-Möglichkeiten". Oberste Priorität hatte die Eingliederung der Rekonvaleszenten. Arjen Robben und David Alaba fanden schnell Anschluss und sind voll einsatzbereit. Medhi Benatia, Juan Bernat, Mario Götze und Franck Ribery sind dagegen noch nicht fit. Zudem war Guardiola wichtig, möglichst wenige Testspiele zu absolvieren, um vernünftig trainieren zu können. Der einzige Test beim Karlsruher SC ging daneben. Die Münchner unterlagen 1:2, Manuel Neuer und Jerome Boateng werteten die Pleite als rechtzeitigen Schuss vor den Bug. Guardiola musste sich den Vorwurf gefallen lassen, in der Vorbereitung zu lasch trainiert zu haben. Vor dem HSV-Spiel sagte er: "ich kenne das Niveau unserer Mannschaft in diesem Moment nicht."
Der Gewinner: Thomas Müller. Der Weltmeister gab sich in den Tagen von Doha gewohnt locker. Doch Müller ist nicht nur für die Stimmung beim FC Bayern unverzichtbar. "Meine Vertragsverlängerung war ein Statement, dass der FC Bayern eine Adresse ist, die man nicht verlässt, auch wenn in England aktuell natürlich viel geboten wird", sagte Müller im Trainingslager und sendete damit ein wichtiges Signal. Müllers Standing und Einfluss innerhalb der Mannschaft und innerhalb des Vereins war nie stärker als aktuell.
Der Verlierer: Mario Götze. Seit Mitte Oktober hat der 23-Jährige kein Spiel mehr bestritten. Ein Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zwang Götze zur unfreiwilligen Pause. 2016 begann dann mit einer neuerlichen Hiobsbotschaft. "Ich habe nicht gedacht, dass es so lange dauern wird, bis ich wieder spielen kann", sagte Götze vor dem Trainingslager in Katar. Ein Comeback war da schon nicht vor Anfang Februar realisierbar. Doch Götze muss sich wohl noch weiter gedulden. "Mario braucht noch Zeit", sagte Guardiola am Donnerstag. Frühestens Ende Januar wird Götze ins Mannschaftstraining einsteigen. Vorerst arbeitet er weiter individuell mit Dr. Andreas Schlumberger, Teamleiter Rehabilitation und Prävention im medizinischen Stab des FC Bayern. Götze sprach von einem für ihn persönlich sehr wichtigen halben Jahr. Er will Titel holen mit dem FC Bayern und einen Stammplatz im DFB-Team bei der EM in Frankreich. Die lange Pause ist da nicht hilfreich.