Mami, ich will Niedermeier werden!

SPOX
08. Februar 201619:08
Samstag in Frankfurt: Alle VfBler fallen über Goalgetter Georg Niedermeier herimago
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Vergesst Messi, Müller, Auba und Lewy! Innenverteidiger muss man sein, wenn man zu den Coolen gehören will! Was die völlig zu Unrecht häufig als hüftsteif oder grobschlächtig titulierten Vertreter dieser Zunft an diesem Wochenende zeigten, könnte einen wahren Boom auslösen. Außerdem: Wir machen uns etwas Sorgen um den Fußball in Niedersachsen und im Kraichgau.

Nix Feuerwehrmann: Mami, ich will Abwehrspieler werden: Ja, so schallt es seit Sonntagabend durch die Kinderzimmer der Republik. Kleine Steppkes werfen ihre Messi- und Müller-Shirts in den Müll, hängen die Auba-Reus-Poster ab und träumen stattdessen von echten Kerlen. Alle wollen so sein wie Georg Niedermeier (1 Tor, 1 Assist), Slobodan Rajkovic (1 Tor, 1 Assist), Andi Christensen (2 Tore) und - aber hallo! - Aytac Sulu (1 Tor). Es wird Zeit, dass HW4 zurückkommt, dann drehen alle durch.

On the Road: Aufsteiger, sagt man, müssen ihre Punkte zuhause holen. Wo sonst sollten sie sie auch herbekommen? Darmstadt 98 scheint den Volksmund nicht zu kennen - und fährt bestens damit. Drei seiner letzten vier Auswärtsspiele hat das Schuster-Team gewonnen, dabei sechs Tore erzielt. Insgesamt 17 Punkte haben die Lilien auf fremden Plätzen ergattert. Nur der FC Bayern (23) und Dortmund (20) sind in dieser Hinsicht besser. Zum Vergleich: Der VfL Wolfsburg, der völlig frei erfundenen Gerüchten zufolge viel bessere Spieler als Darmstadt haben soll, ist das schlechteste Auswärtsteam dieser Saison (6 Punkte).

Unkaputtbar geil: Einer der Garanten für Darmstadts Erfolg und das Gesicht des niemals aufgebenden, unzerstörbaren Underdogs ist Aytac Sulu. Der junge Mann (30) war einst zu schlecht für Hoffenheim und machte just gegen - genau! - Hoffenheim sein fünftes Saisontor. 5! Das sind so viele Tore, wie sie Julian Draxler, Andre Schürrle und Niklas Bendtner zusammen erzielt haben. Period!

Fresse, Volksmund! Der Volksmund hat also Unrecht. Man muss seine Punkte nicht zwingend zuhause holen. Nur: Irgendwo sollte man halt welche holen. Darmstadt hat auswärts drei Zähler mehr erkämpft als Hannover insgesamt. Gegen Mainz kassierte 96 die sechste Schlappe in Serie. Ganze zwei Tore hat man in diesem Zeitraum erzielt. Nächster Stopp: Westfalenstadion (jaja, das heißt anders).

Huubs Masterplan: Ääääh? Von Hannover ist der Weg nicht weit nach Hoffenheim. Die große Frage lautet: Gibt es eigentlich noch den Stevens-Effekt? Zunächst dachte man: Na klar! Zweimal 0:0 zum Start. Läuft. Inzwischen sind zehn Spiele unter dem neuen Coach gespielt und aus einer brenzligen Situation ist eine fast aussichtslose geworden. 8 Punkte aus 10 Partien sind jetzt nicht bombastisch besser als Gisdols 6 Zähler über den gleichen Zeitraum. Manager Alexander Rosen nannte die Zahlen nach dem 0:2 gegen Darmstadt "ungenügend", schloss aber gleichzeitig einen Trainerwechsel aus: "Es ist keine Alternative, den Laden zuzumachen. Und ein Trainerwechsel ist auch keine Alternative." Huub Stevens, ohnehin schon die ganze Zeit sehr gereizt (selbst für seine Verhältnisse), hat auch nicht eben den Masterplan parat: "Was soll ich machen? Draufhauen? Den einen oder anderen wegschicken? Was wollt Ihr hören?" Die Zuschauer laufen jedenfalls in Scharen weg und "haben die Schnauze voll".

Laaaangweilig! Zwei Mega-Spitzenspiele gab's am Wochenende - und was kam dabei rum? Nichts. Die geballte Stürmerelite von Lewymüller über Aubameyang, Kalou und Chicharito brachte kein einziges Tor zustande. Es kommt ja nicht jede Woche vor, dass die ersten vier der Tabelle unter sich verkehren, aber noch seltener ist es, dass dabei nicht ein Tor fällt. 1996/97 gab es das letztmals. Damals: Leverkusen (3.) gegen Stuttgart (1./kein Witz) 0:0 und Bayern (2.) gegen Dortmund (4.) auch 0:0.

GrafitSCH: Trotz der Flaute in Leverkusen sind Lewandowski, der übrigens garantiert kein bisschen mit Real Madrid flirtet, und Müller weiter auf dem Weg, das beste Sturmduo der Ligageschichte zu werden. 33 Treffer haben sie gemeinsam bislang erzielt, fehlen noch 22, um Grafite und Edin Dzeko zu übertreffen, die in Wolfsburg Meistersaison (hä?) 54 Mal trafen. Nach 20 Spieltagen stand die Wölfe-Doppelspitze damals erst bei 20 Toren.

Fliegenfänger: So mies wie die Torjäger waren am Wochenende auch die -hüter. Nur 43 Bälle wurden gehalten. Das ist der schlechteste Wert seit dem 18. Spieltag 2012/13 (42), also schon eine Weile her. Ganz besonders unglücklich agierte der Kollege Diego Benaglio, der beim 0:3 auf Schalke eine Fangquote von null Prozent aufwies. Genauer: 3 Schuss, 3 Treffer.

Nimm das, Ebbe! Apropos Benaglio: Eins der Schalker Tore erzielte Klaas Jan Huntelaar. Es war sein 74. für Königsblau, womit er jetzt alleiniger Zweiter in der Ewigen S04-Torjägerliste ist. Ebbe Sand ist also abgehängt. Kriegt Spitzenreiter Klaus Fischer jetzt kalte Füße? Wohl kaum: Erstens hat er 108 Tore Vorsprung auf den Hunter und zweitens spielt Schalke ja nicht jede Woche gegen Wolfsburg. SPOX

Pflichtbeitrag: Irgendwas über Claudio Pizarro steht fast immer im Spieltag in Zahlen. So auch heute: Beim 1:5 in Gladbach am Freitag erreichte er als erster Ausländer die Marke von 400 Bundesligaspielen. Dazu gelang dem 37-Jährigen Treffer Nr. 182, womit er an Ulf Kirsten vorbeizog und Fünfter in der All-Time-Scorerlist ist.

Dies und das: Philipp Lahm hat beim 0:0 in Leverkusen sein 350. Bundesligaspiel bestritten. Die Hertha absolvierte gegen Dortmund als 13. Team der Ligageschichte Spiel Nr. 1100. Xabi Alonso flog als 25. Spieler in dieser Saison vom Platz. Der VfB Stuttgart hat auswärts schon 19 Mal getroffen. Nur Dortmund ist besser (22).

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