Germaine Embolo hatte sich für Ndole entschieden. Eine bittere Spinatsorte, die mit Nüssen, Zwiebeln, Ingwer, Knoblauch und Garnelen zu einem Eintopf verarbeitet wird. Ein Nationalgericht Kameruns, passend zur Kamerun-Themenwoche in der Mensa der Universität Basel. Neben Ndole standen auch Fisch mit Süßkartoffeln und Bâton de Manioc, lange grüne Wickel aus Maniokbrei und Blättern, auf dem Speiseplan.
Anfang Juni herrschte für fünf Tage afrikanisches Flair in der Uni Basel. Germaine Embolo, Mutter vom neuen Schalke-Star Breel Embolo, kochte zugunsten der "Embolo Foundation"; mit dem Erlös werden in der 60.000-Einwohner-Stadt Kribi im Südosten Kameruns eine Schule renoviert und ein Sportplatz gebaut.
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Geld sammeln für bedürftige Menschen - ein alltäglicher Vorgang in vielen Teilen der Welt. Doch die Embolo Foundation fällt etwas aus der Reihe. Das hat mit dem Stiftungsgründer und Namensgeber zu tun.
Breel Embolo, ein seit Jahren begehrtes Stürmertalent aus der Schweiz mit kamerunischen Wurzeln, war gerade mal 18 Jahre alt, als er sich entschloss, Menschen helfen zu wollen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Seine philantropische Ader entdeckte Embolo schon ein paar Jahre früher.
"Als Breel mit 14 zum ersten Mal nach Kamerun ging, war er schockiert wegen der Armut. Er hat sofort gesagt: 'Da müssen wir helfen'", erinnert sich Mutter Germaine.
Messi, Ronaldo, Saubermann
Menschen, die Embolo auf seinem Weg zum Fußballprofi begleitet haben, verwundert Breels Engagement für diejenigen, die nicht so viel Glück im Leben gehabt haben wie er, keineswegs.
"Viele Leute haben auf Breel eingeredet, dass er vom Talent her einmal auf einer Stufe mit Messi oder Cristiano Ronaldo stehen könnte. Das ist alles an ihm abgeprallt. Er ist nie abgehoben, sondern hat hart an sich gearbeitet und dabei nie die Leute vergessen, die ihm auf seinem Weg geholfen haben", sagt Marco Streller, Breels ehemaliger Sturmkollege beim FC Basel.
Im Herbst 2015 schaute bei einem internationalen U-18-Turnier vorbei und besuchte ehemalige Mitspieler des FC Basel in der Kabine. Als alle verschwunden waren, sammelte er den Abfall ein und machte die Kabine sauber. Allein.
Als sein Stiefvater, der von seiner Mutter getrennt lebte, einen Herzinfarkt erlitt, setzte sich Embolo dafür ein, ihn nach Hause zu holen und zu pflegen. Breels Stiefvater erholte sich und lebt seitdem wieder unter einem Dach mit Breels Mutter.
Angebote von Europas Topklubs
Seine Bodenständigkeit hat ihm geholfen, wirre Dinge, die auf ihn eingeprasselt sind in den letzten zwei Jahren, zu verarbeiten. Nachdem er mit 17 sein Liga-Debüt für Basel gefeiert und wenig später seine erste Tore in der Schweizer Super League erzielt hatte, flatterten erste Angebote europäischer Großklubs herein.
Manchester United, FC Barcelona, Paris Saint-Germain und aus Deutschland der finanzstarke VfL Wolfsburg wollten den auf den Flügeln oder im Sturmzentrum einsetzbaren Embolo verpflichten.
"Ich habe mir viel zugetraut, aber ich habe es nicht für möglich gehalten, dass alles so schnell geht", sagte Embolo einmal. Nationalmannschafts-Debüt mit 18, erste EM-Teilnahme mit 19, dazu in ganz Europa begehrt. "Da kann man als junger Mensch schon mal den Kopf verlieren. Aber Breel hat einen kühlen Kopf und ein sonniges Gemüt. Der lässt sich nicht so schnell verrückt machen", sagt Streller.
Schalker Paukenschlag
Die Offerte aus Wolfsburg im letzten Wintertransferfenster schlug er noch aus, da er die Saison in der Schweiz zuende spielen wollte. Doch Embolo und der FC Basel wissen seit geraumer Zeit, dass Embolos Tage in der Schweiz gezählt sind.
"Breel hat in der Schweiz sämtliche Youth Awards abgeräumt. Es ist absehbar, wann er die begehrtesten Preise in Europa gewinnt. Und das geht leider in Deutschland, Spanien oder England besser als in der Schweiz", sagte FCB-Präsident Bernhard Heusler im Frühjahr.
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Das Rennen gemacht hat letztlich der FC Schalke 04. Die Knappen haben ihre brisante Mitgliederversammlung am Sonntag genutzt und bei der Verkündung von Embolos Verpflichtung via eingespieltem Videoclip dick aufgetragen. Ein paar Seitenhiebe an die Konkurrenz inklusive.
"Was soll ich mit 25 noch anstreben?"
Es ist der erste Coup von Christian Heidel, Schalkes neuem, mächtigem Sportchef. "Mit Breel Embolo haben wir einen hochtalentierten und bei vielen europäischen Topvereinen begehrten Angreifer für den FC Schalke 04 gewinnen können, der bereits über sehr viel internationale Erfahrung verfügt. Er hat sich nicht wegen des Geldes für Schalke entschieden, sondern auch deshalb, weil er weiß, dass dieser Klub eine sehr gute Adresse für junge Spieler ist", kommentierte Heidel.
Embolo soll die Knappen zwischen 20 und 25 Millionen Euro gekostet haben, etwaige Nachzahlungen an den FC Basel nicht inbegriffen. Der Spieler hätte auch nach England wechseln können, in die Liga seiner Kindheitsträume. "Aber was soll ich dann mit 24 oder 25 anstreben, wenn ich jetzt schon nach England gehe?", sagte Embolo vor ein paar Tagen im Kreise der Schweizer Nati.
Dann lieber Bundesliga mit 19. Alles eine Nummer kleiner, aber nicht minder interessant. "Ich freue mich sehr auf die Herausforderung Schalke und bin sehr glücklich, ein Blauer zu sein", verkündete Embolo.
Kritik von Hitzfeld
Dagegen sieht Ottmar Hitzfeld den Schritt kritisch. "Breel ist noch ein junger Spieler, der sich weiterentwickeln muss. Auf ihm kann noch nicht der ganze Druck lasten. Er muss noch viel lernen. Und deswegen wäre ich dafür gewesen, dass er noch ein Jahr in Basel bleibt und dann als Torschützenkönig wechselt", sagte der ehemalige Nati-Cheftrainer der Schweizer Zeitung "Blick".
Zudem würde Embolo in ein nervöses, bisweilen hysterisches Umfeld kommen. "Er wird dort nicht die Harmonie vorfinden, die er beim FC Basel hat", glaubt Hitzfeld. Dass es im Profisport nicht immer nur bergauf gehen kann, hat Embolo in der vergangenen Saison erlebt. Zwischen November und April blieb er in der Liga ohne Tor.
Auf Schalke soll er die blaue Seele glücklich machen. Am besten gemeinsam mit Leroy Sane. Zwei Mega-Talente, die in der Lage sind, Königsblau zu verzaubern. Der eine kommt, der andere ist (noch) da. Die Fans würden sich eine positive Nachricht hinsichtlich Leroy Sane wünschen. In dem Fall darf Schalke gerne wieder dick auftragen.
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