Es ist mit Sicherheit nicht alltäglich, wenn man auf einer Gala zweimal geehrt wird. Wenn einem dann auch noch Ottmar Hitzfeld und Christian Karambeu die Auszeichnungen überreichen, wird sich der ein oder andere vermutlich kneifen wollen.
Breel Embolo kniff sich nicht, sondern marschierte mit einer Selbstverständlichkeit auf die Bühne der SFL-Award-Night Anfang Februar. Dort überreichte ihm zunächst 98er-Weltmeister Karembeu den Preis zum Youngster of the Year, später bekam er noch den die Auszeichnung zum Publikumsliebling vom ehemaligen Nati-Coach Hitzfeld übergeben.
Embolo wirkte offen und locker, strahlte über das ganze Gesicht. Keine Spur von Nervosität. Auf seine Erfolge im letzten Jahr angesprochen und ob er denn noch Träume hätte, nachdem er mit dem FC Basel bereits mit 17 Meister wurde und nun in der Champions League spiele, antwortete er auf eine charmante Art und Weise mit einem verlegenen Lächeln: "Träume hat man eigentlich immer. Aber zum Träumen ist die Nacht da".
Dass er kein gewöhnliches Talent ist, bewies der in Kamerun geborene Embolo bereits bei seinem Debüt für den FCB. Am 16. März 2014 wurde er in der 85. Minute im Spiel gegen den FC Aarau für Geoffrey Serey Die eingewechselt - nur vier Minuten später traf er zum 5:0-Entstand. Im Alter von 17 Jahren und 33 Tagen.
Erster Auftritt im Bernabeu
Sein Champions-League-Debüt gab er dann im September ausgerechnet im Estadion Santiago Bernabeu gegen Real Madrid. Dass die Baseler an diesem Tag mit 1:5 untergingen, dürfte für ihn zu verschmerzen gewesen sein.
Im Rückspiel stand Embolo dann sogar in der Startelf, dennoch verloren die Schweizer knapp mit 0:1. "Ronaldo kam nach dem Spiel zu mir und tröstete mich. Auch Kroos gab mir ein paar aufmunternde Worte mit auf den Weg", sagte er nach Spiel. Wenige Wochen später erzielte er sein erstes CL-Tor. Mit seinem Treffer beim 4:0 gegen Ludogorets Razgrad avancierte er zum sechstjüngsten Torschützen in der europäischen Königsklasse.
Bevor es soweit kam, musste sich Breel Donald Embolo, wie er mit vollständigen Namen heißt, ein wenig anpassen. In der Jugend wurde er nicht unbedingt nur durch sein Können auffällig. Sein erster Trainer Karl Müller verriet in der "Sport Bild", dass Embolo anfangs "Flausen im Kopf hatte. Er störte den Trainingsbetrieb". Drei Wochen lang ließ Müller ihn einmal nicht spielen, nachdem er während einer Trainingseinheit die Hosen heruntergelassen hatte. Doch diese Phase ist nun vorbei.
Youngster als Streller-Ersatz
Über den BSC Old Boys ging es zum großen FC Basel. In der dortigen U 16 und U 18 wurde er auf unterschiedlichen Positionen eingesetzt. Mal im zentralen Mittelfeld, mal als Zehner oder als Sechser. Auch im Profibereich wurde er unter Murat Yakin in der letzten Saison bevorzugt im zentralen Mittelfeld eingewechselt. Bei Paolo Sousa aber ist er in der Regel als Stoßstürmer im Einsatz. Als FCB-Kapitän Marco Streller verletzt ausfiel, war Embolo absolute Stammkraft.
Doch was sind die Stärken des 1,84 Meter großen Rechtsfußes? "Ich liebe alles an ihm", sagt sein aktueller Trainer Paulo Sousa über ihn. Embolo gilt als kompletter Spieler. Schussstark, kraftvoll, technisch sehr gut ausgebildet. Ein Spieler, der nicht sofort zu Boden geht, sondern dank seiner starken Physis ganz schwer zu verteidigen ist, gerade wenn er das Tor in seinem Rücken hat.
Eto'o warb um ihn
Im entscheidenden CL-Gruppenspiel an der Anfield Road gegen den FC Liverpool wurde er allerdings etwas überraschend von Sousa auf dem rechten Flügel aufgeboten und lieferte auch dort eine ganz starke Partie ab. Der FCB holte bei den Reds einen Punkt und zog dadurch ins Achtelfinale ein.
Die Reise Embolos nach Liverpool nutzte derweil Kameruns Fußball-Ikone Samuel Eto'o, um den Youngster vom kamerunischen Fußballverband zu überzeugen. Da Embolos Vater noch immer in Kamerun lebt, machten sich die Afrikaner berechtigte Hoffnungen, dass der Youngster das Trikot der unbezähmbaren Löwen tragen würde.
Doch Embolo entschied sich dennoch für die Schweizer Nati. Trotz aller Bemühungen - auch der von Trainer Volker Finke. "Wir hatten zwei, drei gute Gespräche. Aber für mich war schon relativ früh klar, dass ich mich für die Schweiz entscheiden werde, hier kann ich mich besser entwickeln. Trotzdem: Es war kein Entscheid gegen Kamerun, sondern einer für die Schweiz, denn ich fühle mich mit beiden Ländern sehr verbunden", sagte Embolo im Interview mit dem "Blick".
Zwar ist mit Haris Seferovic, Admir Mehmedi und Josip Drmic die Konkurrenz im Sturm der Schweizer ziemlich groß, aber ein richtiger Stoßstürmer ist keiner von seinen drei Konkurrenten. Von daher geht man in der Schweiz davon aus, dass Embolo Ende März erstmals in den Kader der Nati berufen wird.
Bereit für höhere Aufgaben
Dass er bereit wäre für ein Debüt, bewies er in dieser Saison sowohl in der Liga als auch in der europäischen Königsklasse. Danach dürfte das Interesse an ihm nicht weniger werden. Neben Real Madrid, Manchester United, dem FC Everton und dem FC Bayern München soll vor allem der VfL Wolfsburg an Embolo interessiert sein.
Aus der Schweiz ist zu hören, dass es aber noch kein schriftliches Angebot eines Vereins gegeben haben soll. Vielmehr hat der FC Basel umgehend seinen Vertrag in dieser Woche vorzeitig bis 2019 verlängert, weil er erst mit 18 einen längerfristigen Vertrag unterschreiben durfte.
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Bei all den Gerüchten besteht dennoch keine Gefahr, dass Embolo abheben wird. "Ich halte ihn für eine Sensation, solch eine Leistung mit gerade einmal 17. Ich mag ihn als Person genauso wie als Spieler. Er wird auf dem Boden bleiben. Er wird nicht aus 50 Metern abziehen, um das Tor des Jahres zu schießen", sagte sein Mitspieler Fabian Frei: "Man kann ihm guten Rat geben, und er nimmt ihn an, ohne wütend zu werden."
Sein Lieblingsverein sei der FC Barcelona verriet er vor kurzem. In einem Team mit Lionel Messi? Für viele Spieler ein Traum. Für Breel Embolo könnte er irgendwann wahr werden.
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