SPOX: Waschechte Italiener scheint es abgesehen von Luca Toni nie lange in der Bundesliga zu halten. Neben Ihrem Teamkollegen Gianluca Curci gibt es nur noch Luca Caldirola, der seit einiger Zeit hier kickt. Haben Sie eine Erklärung dafür?
Donati: Der deutsche Fußball unterscheidet sich einfach gewaltig vom italienischen. Caldirola und ich hatten jedoch das Glück, drei Jahre in der italienischen U21 unter Arrigo Sacchi zu spielen. Er ist wirklich ein Fußball-Professor und ich denke, dass er einer der größten Kenner dieses Sports ist. Er wollte immer, dass alle Spieler, die durch die U21 gingen, "totale Fußballer" werden. In dem Sinne, dass sie Fußball auf internationalem Niveau spielen können - nicht nur beschränkt auf die Charakteristiken, die man italienischen Spielern klassischerweise zuschreibt. Damit meine ich ein hohes taktisches Verständnis oder das Beherrschen des Catenaccio. Diese Erfahrung hat uns sehr geholfen und dazu geführt, dass wir viel besser vorbereitet waren, als wir nach Deutschland kamen.
SPOX: Ein prominentes Beispiel für die nicht geglückte deutsch-italienische Beziehung ist Ciro Immobile. Haben Sie mal mit ihm darüber gesprochen, warum es mit ihm und dem BVB nicht geklappt hat?
Donati: Wir hatten Kontakt, haben darüber aber nicht so viel gesprochen. Er hat natürlich auch in einer Mannschaft mit viel Konkurrenz gespielt. Dazu hatte er auch noch das Pech, ausgerechnet in der Saison dazu zu stoßen, in der es für das gesamte Team schlecht lief.
SPOX: Immobile kritisierte im Nachhinein die fehlende Integration im Team. Er monierte beispielsweise, dass er von seinen Teamkollegen nie zum Essen eingeladen wurde. Erlebten Sie auch eine Art Kulturschock, als Sie nach Deutschland kamen?
Donati: Nein, auf gar keinen Fall. Meine Kollegen haben mich schon oft zum Essen eingeladen. (lacht) Ich wusste nicht mal, dass das Ciro passiert ist. Ich habe mich sowohl in Leverkusen als auch in Mainz immer super mit meinen Kollegen verstanden. Wir haben hier eine tolle Truppe und machen auch privat oft alle zusammen etwas.
SPOX: In diesem Sommer hätte es Sie wieder zurück nach Italien ziehen können: Vor rund einem Monat wurde der SSC Neapel mit Ihnen in Verbindung gebracht und auch Sie haben sich öffentlich vom Interesse geehrt gezeigt.
Donati: Es freut einen natürlich immer, wenn man vom Interesse einer so einflussreichen Mannschaft wie Napoli hört. Noch mehr gefreut haben mich letztlich aber die Worte unseres Trainers und unseres Sportdirektors Rouven Schröder, die mich als "unverkäuflich" bezeichnet haben. Sie haben mir erneut ihr Vertrauen ausgesprochen. Ich stehe in ihrer Schuld. Jetzt werde ich alles geben, um zu zeigen, dass sie sich richtig entschieden haben.
SPOX: Was sind Ihre Ziele mit Mainz in dieser Saison?
Donati: Wir wollen so viele Spiele wie möglich gewinnen, unabhängig von einer konkreten Zielvorgabe, die auf einen bestimmten Tabellenplatz oder eine Anzahl an Punkten abzielt. Am Ende sehen wir, wo wir stehen.
SPOX: Wie schaut es mit den Pokalwettbewerben aus?
Donati: In der Europa League wollen wir auf jeden Fall in die K.o.-Runde einziehen. Im Pokal wollen wir so weit kommen wie möglich. Uns ist natürlich bewusst, dass wir nicht auf dem gleichen Level wie der FC Bayern oder Borussia Dortmund sind, aber wir wollen sie in Schwierigkeiten bringen. Im ersten Saisonspiel gegen den BVB haben wir schon mit dem Messer zwischen den Zähnen gespielt. Das ist der Weg, den wir einschlagen sollten.
SPOX: Die erneute Teilnahme an der Europa League ist also nicht das ausgegebene Ziel?
Donati: Wir wollen natürlich immer besser werden - auch in der Tabelle. Das würde auch heißen, dass wir wieder in die Europa League kommen. Wenn wir das spielen, was wir können, wird das auch der Fall sein. Aber wir wissen auch, dass der Klassenerhalt die wichtigste Grundlage ist für weitere Träume.
SPOX: Und wie sieht es mit der Squadra Azzurra aus? Mit Giampiero Ventura ist ein neuer Trainer verantwortlich. Machen Sie sich noch Hoffnungen, für das A-Nationalteam zu spielen?
Donati: Ich hatte noch keinen Kontakt zum Mister. Die Nationalmannschaft bleibt natürlich ein Traum, genauso wie für alle anderen, die das blaue Trikot tragen könnten. Es hängt auch von meinen Leistungen hier in Mainz ab. Daher ist es wichtig, dass ich konzentriert bleibe und sowohl in der Bundesliga als auch in der Europa League eine gute Saison spiele. Wenn dem Mister meine Leistung dann gefällt, wird er mich anrufen.
Giulio Donati im Steckbrief