"Weshalb bleibt dieses Gerücht in der Welt?"

Frank Baumann ist seit Sommer 2016 Geschäftsführer Sport bei Werder Bremen
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SPOX: Wenn wir vor einem Jahr gesprochen hätten und ich wäre mit der Prognose auf Sie zugekommen, dass Sie bald Ihre aktuelle Aufgabe bekleiden würden, wie hätten Sie dann reagiert?

Baumann: Das wäre zu diesem Zeitpunkt utopisch gewesen. Ich habe es in den Vorjahren ja immer mal wieder betont: Ich habe die erste Reihe nie aktiv angestrebt, habe mich immer etwas im Hintergrund aufgehalten und dort sehr wohl gefühlt. Den Gedanken an einen Posten wie ich ihn aktuell bekleide hatte ich damals nicht in meinem Kopf.

SPOX: Wie fühlt sich die erste Reihe als eines der neuen Werder-Gesichter an?

Baumann: Ich wusste ja, was auf mich zukommt und habe schon als Spieler oder später als Funktionär gut beobachten können was es heißt, Trainer oder Manager zu sein. Es gehört dazu, nun regelmäßiger in der Öffentlichkeit aufzutauchen. Damit habe ich kein Problem. Ich sehe das relativ unaufgeregt, da sich die Mechanismen des Geschäfts sowohl bei Erfolg, als auch bei Misserfolg ja nie verändert haben.

SPOX: Das gilt auch für den hektischen Fußballalltag. Für Spieler wie Verantwortliche bleibt es enorm schwer, Erfolge zu genießen, da sich das Rad pausenlos weiterdreht. Man ist quasi nie fertig in dem Job. Können Sie in Ihrer Freizeit vernünftig abschalten?

Baumann: Zunächst einmal ist es richtig, dass man als Spieler permanent in diesem Hamsterrad gefangen ist, sich nie zurücklehnen kann und sich immer neu beweisen muss. Das war in den fünfeinhalb Jahren danach ähnlich, der Arbeitsaufwand war trotz des geringeren Fokus' hoch. Ich hatte mit dieser Problematik und der Suche nach Ausgleich auch zu kämpfen. Jetzt waren die ersten Monate extrem intensiv: Die Zeit der Vorbereitung auf den Job war kurz, anschließend hatte ich sofort zahlreiche Spielertransfers zu stemmen und dann ging die Saison los. In den letzten vier Wochen gelang es mir besser, einen ausgewogenen Rhythmus zu finden und nicht 24 Stunden am Tag an den Job zu denken.

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SPOX: Seit Ihrem Amtsantritt haben Sie schon einiges angeschoben, mussten aber auch schon den Trainer beurlauben. Haben Sie sich im Nachhinein über die Aussage am 1. Spieltag nach der Niederlage in München geärgert, Skripnik könne auch die nächsten sieben, acht Spiele verlieren, ohne seinen Job los zu sein?

Baumann: Ich bereue diese Aussage nicht. Es wird immer die Intention sein und auch bleiben, allen Mitarbeitern komplette Rückendeckung zu geben und dies auch in der Öffentlichkeit zu dokumentieren. Ich war damals der festen Überzeugung, dass wir noch lange mit Viktor zusammenarbeiten werden. Man muss Situationen aber auch immer neu bewerten, so dass wir letztlich Wochen später zum Entschluss gekommen sind, uns von ihm zu trennen. Das war definitiv keine leichte, aber aus damaliger und heutiger Sicht die richtige Entscheidung.

SPOX: Ihr größter Coup war sicherlich die Verpflichtung von Serge Gnabry. Trotz zahlreicher Dementis halten sich die Spekulationen, wonach sich der FC Bayern bei diesem Transfer ein Vorgriffsrecht auf Gnabry gesichert habe. Was ist denn jetzt wirklich Sache?

Baumann: Man müsste eher die Frage stellen, weshalb dieses Gerücht in der Welt bleibt? Es tauchte ja am Vortag der Verpflichtung auf, wurde dann von uns mehrfach dementiert und wird dennoch bis heute diskutiert. Das ist schade, denn wir haben uns klar positioniert. Ich kann Ihnen aber nicht sagen, weshalb das immer wieder auftaucht.

SPOX: Gehen wir zumindest mal davon aus, dass Gnabry nicht bis ans Ende seiner Karriere bei Werder bleiben wird. Wie aber sieht die Vision des Vereins für die Zukunft aus, um weiter konkurrenzfähig und ambitioniert zu bleiben?

Baumann: Stabilität ist der zentrale Punkt solcher Überlegungen. In den letzten schwierigen Jahren ging es bei uns mal länger und mal kürzer immer gegen den Abstieg. Wir müssen künftig sportlich stabiler als Mannschaft werden, um Ergebnisse zu erzielen, die uns einen gesicherten Tabellenplatz garantieren. Natürlich ist damit auch die finanzielle Stabilität eng verknüpft, die nach den Jahren in der Champions League nicht mehr in vollem Umfang gegeben war. Wir brauchen eine klare Philosophie, wofür wir wirklich stehen wollen. Der Begriff "Werder-Weg" wurde für meine Begriffe von außen etwas überstrapaziert, uns geht es einfach darum, unsere vorhandenen Vorstellungen in die einzelnen Bereiche zu übertragen. Wir müssen in jedem Bereich ein klares Ziel leidenschaftlich verfolgen, um langfristig wieder erfolgreicher zu werden.

SPOX: Bremen ist nicht der strukturstärkste Standort in Deutschland. Die finanzielle Spirale dreht sich im Fußball immer weiter, die Kluft zwischen oben und unten wird größer. Wie groß ist Ihrer Ansicht nach die Notwendigkeit eines potenten Investors?

Baumann: Es gibt Überlegungen und Ideen in diese Richtung, die vor allem von meinen Geschäftsführerkollegen und dem e.V. als Anteilseigentümer angestellt werden. Vereine wie Mainz oder Gladbach haben es jedoch geschafft, mit guter und harter Arbeit erfolgreich zu sein. Es geht also auch ohne Investor, das ist kein Allheilmittel. Man sollte nicht denken, man müsse nur zehn oder 15 Prozent der Anteile verkaufen und wird dann auf Anhieb erfolgreich sein.

SPOX: Was würde denn passieren, wenn ein interessierter Investor plötzlich vor der Tür stünde?

Baumann: Wir würden uns konkret damit auseinandersetzen und genau überlegen, was wir wirklich an Anteilen, Macht und Zugeständnissen abgeben möchten. Wir sind nicht in der Not, Anteile zu verkaufen. Daher würde das nur sehr gezielt und nach reiflicher Überlegung geschehen. Unser Wunsch-Investor hätte viel Geld, nimmt wenig Einfluss und vertritt Werte, mit denen wir uns auch identifizieren.

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