"Das letzte halbe Jahr hat uns gezeigt, dass wir noch nicht auf dem Level angekommen sind, das wir uns als Ziel gesetzt haben. Die HSV Fußball AG hat leider nicht in genügendem Maße Erfolg und Stabilität im sportlichen Kerngeschäft entwickeln können und dies führt nun nach einer Vielzahl von geführten Gesprächen zu einem Wechsel im Vorstand", teilte Aufsichtsratschef Karl Gernandt mit, "auch die jüngste sportliche Trendwende darf den Blick für die unzufrieden stellende Gesamtsituation nicht verstellen."
Der vorzeitige Abschied von Beiersdorfer (53), der seit Juli 2014 im Amt war und noch einen Vertrag bis 2018 hat, waberte schon seit längerem durch die Hamburger Luft. Die Doppelbelastung als Klubchef und Sportdirektor hatte den 53-Jährigen sichtlich überfordert. Den vorherigen Sportdirektor Peter Knäbel entließ Beiersdorfer am 9. Mai dieses Jahres, seitdem hatte er beide Funktionen inne.
Mittwoch Amtsantritt beim HSV
Bruchhagen war zuletzt beim Pay-TV-Sender Sky als Experte für die Bundesliga tätig. Sein Vertrag bei Sky ist nach Informationen des Senders noch nicht aufgehoben. Zuvor war Bruchhagen 13 Jahre lang Manager bei Eintracht Frankfurt. Er wird sein neues Amt beim HSV am kommenden Mittwoch antreten, der Vertrag läuft nach Medienangaben über zweieinhalb Jahre bis 2019.
"Wenn der HSV anfragt, dann stellt sich für jeden, der im Bundesliga-Management tätig war, die Frage einer Zu- oder Absage gar nicht. Da ist eine Zusage Pflicht", sagte Bruchhagen: "Ich weiß um die sportliche Situation des HSV und kann diese einschätzen. Wir werden alles dafür tun, um gemeinsam das Ziel des Klassenerhalts zu erreichen."
Als erstes soll ein neuer Sportdirektor verpflichtet werden. "Mit Heribert Bruchhagen legen wir die Position des Vorsitzenden nun in sehr erfahrene Hände. Eine seiner ersten Aufgaben wird es sein, einen Sportdirektor an Bord zu holen, der in enger Zusammenarbeit mit Markus Gisdol die Mannschaft weiter voranbringt", erklärte Gernandt. Als ein Kandidat gilt der Ex-Schalker Horst Heldt.
Beiersdorfer kämpfte um Job
Heribert Bruchhagen kommt in einer Phase, in der sich der Hamburger SV sportlich nach einem katastrophalen Saisonstart gerade etwas konsolidiert. Seit vier Spielen sind die Hanseaten ungeschlagen, zuletzt gab es Siege in Darmstadt (2:0) und daheim gegen Augsburg (1:0). Damit rückte der HSV zumindest wieder auf den Relegationsplatz vor. Dies ist vor allem ein Verdienst des neuen Trainers Markus Gisdol.
Beiersdorfer hatte bis zuletzt immer wieder erklärt, er werde um seinen Job kämpfen. Er sei mit sich im Reinen. Er wisse, was er könne. Dies war dem Aufsichtsrat aber nicht genug. Der Vertraute des mächtigen HSV-Geldgebers Klaus-Michael Kühne hatte erst Mitte November auf die Verpflichtung eines neuen Sportchefs gedrängt. Auf die Frage, ob es sich der HSV leisten könne, ohne einen neuen Kaderplaner in die anstehende Transferperiode zu gehen, hatte Gernandt erklärt: "Nein. Die Sanduhr hat deutlich weniger Körner oben als unten. Wir sind uns der Dringlichkeit bewusst."
Doch den Worten folgten keine Taten Beiersdorfers. Es platzten Verhandlungen mit aussichtsreichen Kandidaten wie Christian Hochstätter (Bochum). Der Dino wurde teilweise sogar zum Gespött.
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