Thomas Tuchel...
...über die erneute Verletztungsproblematik: "Es sind auf der einen Seite keine gravierenden Sachen und teilweise auch Präventionsmaßnahmen. Mario Götze trainiert heute wieder, doch gestern Abend bestand aufgrund einer Rückenproblematik die Möglichkeit, dass er sich eventuell eine Muskelverletzung zuzieht. Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass es keine langfristigen Geschichten sind. Trotzdem trübt das die Stimmung, weil wir im Sommer schon auf eine Vorbereitung mit dem kompletten Team verzichten mussten. Damals noch wegen der Transfers und maßgeblich aufgrund der EM. Es war nun unser großer Wunsch, diese drei Wochen zusammen zu nutzen, um in der ganzen Gruppe zusammen zu trainieren und zu spielen. Diesem Anspruch laufen wir hinterher, teilweise auch komplett unverschuldet. Es ist nun aber so, wie es ist und es gilt, diese Situation nicht zu dramatisieren oder zu sehr zu thematisieren. Die Aufmerksamkeit gehört all denen, die fit sind."
...über den Fokus in der aktuellen Situation: "Die Realität ist, dass wir gestern gegen Lüttich vier A-Jugendspieler einsetzen mussten, um auf 19 Feldspieler zu kommen. Einer davon musste durchspielen. Wir müssen wohl damit beginnen, die Diskussion und vielleicht auch unsere Einstellung dazu umzudrehen und eben nicht auf den Tag zu warten, an dem wir wieder alle beisammen haben. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass das Bremen-Spiel zu früh kommt und dann dieser Zeitpunkt noch nicht erreicht sein wird. Deshalb gilt es ausschließlich, für Bremen, Mainz und Leipzig genau diese Jungs zu finden, die 90 Minuten richtig ackern können und körperlich an alle Grenzen gehen. Die, die da sind, kriegen unsere volle Energie und die, die nicht da sind, ganz egal, wie herausragend wichtig sie für uns sein mögen, stehen eben nicht zur Verfügung. Es bleibt nichts anderes übrig."
...über den Stand beim angeschlagenen Sokratis: "Es gibt noch keine bahnbrechenden Erkenntnisse bei ihm. Es ist auf jeden Fall am Sprunggelenk, aber die Diagnose ist so, dass wir ihn nächste Woche im Mannschaftstraining zurück erwarten."
...über den Fahrplan bei Marco Reus: "Er ist heute wieder ins Lauf- und Krafttraining eingestiegen. Die Sache ist etwas diffus. Von all den Spielern, die sich jetzt wieder verletzt haben, habe ich das bei ihm am wenigsten erwartet. Es ist nicht die alte Verletzung, sondern eine komplett andere Thematik. Wir schauen von Tag zu Tag. Ein Einsatz gegen Bremen ist noch nicht ausgeschlossen, aber die Uhr tickt."
...auf die Frage, ob manche Spieler ein anderes Trainingsprogramm benötigen: "Die kriegen schon alle ein anderes Programm, es ist komplett individualisiert. Es braucht niemand denken, wir würden mit der Gießkanne drüber gehen. Wir können in der Prävention und Belastungssteuerung nicht mehr individualisieren, als wir es getan haben."
...über sein Frustrationslevel angesichts der Probleme: "Ich beiße oft genug in die Tischkante, das können Sie mir glauben. Unser Wunsch war, in diesen drei Wochen für eine Konkurrenzsituation und vielmehr auch für eine Stimmung zu sorgen, die es erlaubt, in der Bundesliga eine Aufholjagd zu starten. Das sind immer wieder kleine Rückschläge. Gerade wenn Spieler, die sich beispielsweise im Spiel gegen Köln verletzt haben - was schon lange zurück liegt -, noch nicht wieder greifbar waren. Das ist kein Vorwurf an die Spieler oder die medizinische Abteilung. Es braucht einfach alles seine Zeit. Wahrscheinlich ist es die Kunst, mit diesem Status quo umzugehen und nicht mehr auf den Zeitpunkt zu warten, an dem alle da sind und an dem wir dann mit dem gesamten Kader wochenlang trainieren können. Deshalb kann man im Trainerbüro auf jeden Fall ab und zu in die Tischkante beißen. Anschließend gilt es aber, all diejenigen positiv zu beeinflussen, die belastbar sind und die Intensität abkönnen. Wir haben eine wahnsinnig schwierige und intensive Rückrunde vor uns und brauchen all unsere Energie."
Die Fußballwelt im Netz auf einen Blick - Jetzt auf LigaInsider checken!
...auf die Frage, ob das Trainingslager das Team enger zusammengeschweißt hat: "Das werden wir sehen. Die Mannschaft redet viel gemeinsam und kommt sehr gut miteinander aus. Eine solche Zeit zusammen bringt einen immer weiter. Viel wichtiger, als miteinander zu reden, ist aber die Arbeit, die da drinsteckt. Gerade mit Hinblick auf unsere quasi nicht existente Vorbereitung im Sommer und die Spielbelastungen im Anschluss. Wir hatten maximal drei Wochen während der Saison, in denen wir trainieren konnten. Daher haben wir uns natürlich viel versprochen von gemeinsamem Training und dass daraus das Gefühl entsteht, die Aufholjagd in der Bundesliga hinzukriegen. Dem hinken wir jetzt etwas hinterher, dieses Puzzleteilchen fehlt einfach."
...über die Herausforderung für ihn als Trainer: "Es fühlt sich nicht so an, als ob es die größte Herausforderung meiner Trainerkarriere sei. Sie ist aber riesig. Die Qualitäten und Persönlichkeiten der Spieler, die damit auch fehlen, kann man nicht wegdiskutieren. Ich kann mich nur wiederholen: Diese Diskussion können wir ein Mal führen, doch dann müssen wir sie und die Haltung dafür umdrehen."
...über die Kapitänsfrage: "Marcel Schmelzer ist und bleibt unser Kapitän. Er hat einen Top-Kapitän abgegeben und wird den auch weiter abgeben. Dieser Meinung sind wir alle einhellig. Marcel und ich waren sehr überrascht über die Diskussion. Die hat kurioserweise beim Comeback von Marco Reus als Kapitän in der Champions League gegen Warschau begonnen, als Marcel nicht gespielt hat und Marco zwei Tore schoss. Nach einem solch großartigen Abend wurde mir auf der Pressekonferenz die Frage gestellt, ob Marco nun Kapitän sei. Davon wurde ich wirklich überrascht, denn ich habe überhaupt nicht in dieser Kategorie gedacht. Ich war an diesem Abend einfach nur glücklich, dass Marco und alle anderen so belohnt wurden. Daher wollte ich in meiner Euphorie und weil ich überrascht war nicht sofort sagen, dass er nicht unser Kapitän sei. Daher sagte ich, dass wir über dieses Thema reden werden. Gemeint war aber, dass es eigentlich gar kein Thema ist. Es kann dann aber schon sein, dass dadurch das Gefühl entstanden ist, dieses Thema würde schwelen. Dem kann ich aber komplett widersprechen. Wieso haben wir es dann nicht zeitnah entschieden? Weil wir uns von außen keinen Zeitplan vorgeben lassen wollten, wann wir solche Gespräche führen. Das ist intern ein viel, viel kleineres Thema als es dann außen gespielt wurde."
Erlebe die Bundesliga-Highlights auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat
...über die baldige Umstellung auf die kalte deutschen Temperaturen: "Die besteht wohl nur im Kopf. Es wird uns erst einmal keine Freude machen, in die Kälte zurück zu kehren. Aber das geht alles. Diese sofortige und auch mentale Anpassung gehört dazu, um in Bremen bereit zu sein."
Thomas Tuchel im Steckbrief