Vorbemerkung: Frankfurt wird wohl Meister. Die anderen sind einfach zu doof. Wer jetzt behauptet, der Spieltag in Zahlen hätte kürzlich noch behauptet, am Titelgewinn von 1899 Hoffenheim sei nicht zu rütteln, dem sei gesagt: Das mag ja sein, aber dieses kleine, eigenwillige Montagsformat macht, was es will und hat Respekt vor nichts und niemandem. Oder anders: Was schert es uns denn, was wir vor zwei Wochen geschrieben haben?!
Beweisführung I: Es ist ein Vierteljahrhundert her, dass die Eintracht zuletzt so geil war wie dieser Tage. 35 Punkte nach 19 Spieltagen gab's seit Einführung der 3-Punkte-Regel noch nicht. Außerdem wäre es nur gerecht, dass die Hessen für dieses Jahrhundertpech im Saisonfinish 1992 ausgleichende Gerechtigkeit erfahren. Noch Gründe? Alex Meier, Niko Kovac,... nichts als Fußballgötter...
Beweisführung II: Der FC Bayern ist wohl endgültig kein Gegner mehr. Die Stimmen der Spieler nach dem gefühlten 1:4 im Heimspiel gegen bärenstarke Schalker zeichnen das Bild einer ratlosen, zerrütteten Zweckgemeinschaft, die jede Hoffnung verloren hat. Dazu passen alarmierende Zahlen. Kein Team kassierte in der Bundesliga mehr Gegentore in der Anfangsviertelstunde als der designierte Ex-Meister. Das ist echt kein Witz: Schon fünf Mal klingelte es bei den Bayern so früh. Nur Bremen und Mainz sind genauso mies. Mieser ist keiner. Dazu kommt ein Torwartproblem: Manuel Neuer ist der einzige Keeper, der sich von Naldo (von Naldo!) schon vier Dinger hat reinschweißen lassen. Also mal ehrlich: Das wird so nix.
Beweisführung III: Auch Leipzig wird die Eintracht nicht stoppen können. Es reicht eben nicht, nur zuhause zu punkten. Das hat man schon bei zahlreichen Aufsteigern gesehen. Seit drei Spielen haben Hasenhüttls Heimschläfer auswärts kein Tor mehr erzielt und keinen Punkt mehr geholt. Kennt man bei Aufsteigern ja: Stark anfangen (Stichwort: unbekümmert) und dann stark nachlassen.
Apropos 'stark nachlassen': Langsam wird's ganz schön düster in Darmstadt, zumal sich so gar kein Frings-Effekt einstellen will. Angeblich war nur die ruhmreiche Tasmania nach 19 Spieltagen schlechter als die Lilien aktuell. Neun Punkte hat Darmstadt bislang ergattert, nur einen einzigen in den letzten elf Spielen. Die legendären Berliner kamen umgerechnet auf die 3-Punkte-Regel 1966 auf zehn Zähler.
Kruses Ding: Werder ist schon eine irre Truppe. Vorne mindestens Champions-League-Format, hinten totaler Schrott. Mindestens. Aber Schwamm über die Schattenseiten und ran ans Licht: Max Kruses Elfertor zum 2:1 in Augsburg war das 3000. Tor der Bremer Bundesligageschichte. Nur der FC Bayern hat öfter getroffen. Und dann ist da noch diese Wahnsinnsserie: Im 18. Spiel in Folge hat Werder mindestens ein Tor erzielt. Das haben sie sogar den Bayern voraus.
Echte Neun: Beim HSV ist alles ein wenig anders als bei herkömmlichen Bundesligisten, z.B. wird stets darauf geachtet, dass ein möglichst großes Missverhältnis zwischen Transferausgaben und Punkteausbeute bzw. Tabellenstand besteht. Anders ist beim HSV auch, dass ein Innenverteidiger die Nr. 9 trägt. Das gibt's in der Form sonst so nicht. Dass dieser Innenverteidiger dann abgeht, als stecke ein echter Neuner in ihm, ist dann aber ein hübscher Glücksfall. Kyrgiakos Papadopoulos war vergangenen Freitag der mit Abstand gefährlichste Mann auf dem Platz und avancierte nicht zu Unrecht zum Matchwinner. Seine Performance in Zahlen: 4 Torschüsse, 1 Tor, 72 Prozent erfolgreiche Zweikämpfe, 0 Fouls.
Nur der HSV: Inzwischen ist der HSV ja dauerhafter Bewohner des BuLi-Souterrains. Druck kennt er nicht mehr der Hanseate. Unter Druck fängt er erst an, Fußball zu spielen. Die Zahlen zu dieser Behauptung: Vier Siege in Folge fuhr der HSV ein, wenn er auf einem direkten Abstiegsplatz stand.
Nur ein kleiner Schritt: Wer über den HSV spricht, darf über Leverkusen nicht schweigen. Dies ist ein beinahe ehernes Gesetz des "Spieltags in Zahlen" (die Erläuterung gab's letzte Woche). Tja, was soll man sagen? Läuft nicht unterm Bayer-Kreuz, auch wenn sie jetzt nicht wirklich was für Calhanoglus Sperre können. Ist ja auch mehr sportlich gemeint. In Hamburg sah das so aus: 15 Fouls in der ersten Halbzeit (Saisonrekord!), aber nicht mal der Versuch eines Schusses Richtung HSV-Gehäuse. Überhaupt blieb die Schmidt-Elf in 90 Minuten ohne Schuss aufs gegnerische Tor.
Anderswo im Rheinland: Die Kölner haben es gerade netter. Sechs Punkte und 7:1 Tore markieren den besten Rückrundenstart der Klubgeschichte.
Die Baumtabelle: Seit fünf Spielen ist Manuel Baum jetzt Trainer beim FC Augsburg - und nimmt man nur jene fünf Spieltage her, dann, ja dann, ist Augsburg die Nr. 2 in Deutschland. Zehn Punkte sammelte der FCA unter Baum, nur die Bayern (12) erspielten im gleichen Zeitraum mehr. Auf den Plätzen in der Ära Baum: Frankfurt (na logisch!), Köln, Leipzig, Wolfsburg (alle 9).
Bayern-Jubiläum I: Hat sich ja wohl rumgesprochen, dass Philipp Lahm gegen Schalke seinen 500. Pflichtspieleinsatz für die Bayern hatte.
Bayern-Jubliläum II: Xabi Alonso kickte zum 100. Mal für die Bayern, zum 69. Mal in der Bundesliga.
Mr. Minute: Während Vedad Ibisevic mächtig Ladehemmung hat, schießt Genki Haraguchi mal eben das schnellste Tor der Hertha in der Bundesliga seit Erfindung der ersten halbwegs tauglichen Atomuhr 1949. 59 Sekunden waren gegen Ingolstadt gespielt und - BUMMS! - war er drin.
Historisch schwache Auswärtsbilanz: Gerade einmal drei Treffer brachten die Auswärtsteams (wie üblich waren es neun) am 19. Spieltag zustande. Damit wurde der Saisontiefstwert vom 14. Spieltag eingestellt. Zudem gab es keinen einzigen Auswärtssieg, das hatte es zuletzt am 23. Spieltag 2012/13 gegeben, also vor fast vier Jahren. Acht Heimsiege hatte es zuletzt am 30. Spieltag der Vorsaison gegeben, 2016/17 waren es bislang maximal deren sechs. Nur einen Punkt für die Auswärtsteams hatte es zuletzt vor zwölf Jahren am 21. Spieltag 2004/05 im Februar 2005 gegeben. Das einzige Heimteam, das nicht gewann, war ausgerechnet Tabellenführer Bayern München, was ja auch ein eindeutiges Indiz dafür ist, dass Eintracht Frankfurt der Titel kaum mehr zu nehmen sein wird.
Klub der Fünfer: Übrigens gibt es seit dem Wochenende fünf Abwehrspieler, die in den vergangenen fünf Spielzeiten jeweils mindestens ein Tor erzielt haben. Diese heißen: Ömer Toprak, David Alaba, Mats Hummels, Oscar Wendt und Theodor Gebre Selassie. Interessant, nicht?
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