Es läuft die 49. Minute im Spiel Bayer Leverkusen gegen den FC Köln. Rechtsverteidiger Lukas Klünter kommt auf Höhe der Mittellinie an den Ball, lässt nacheinander drei Bayer-Spieler ins Leere laufen, sprintet in den Strafraum und vollendet nach seinem Slalomlauf unter Leno hindurch zur umjubelten 2:0-Führung.
Zwar egalisierte Leverkusen den Rückstand noch, doch nach dem Spiel überlagerte Klünters Torpremiere alle anderen Themen.
"Normalerweise mache ich das nicht so gerne, jemanden hervorzuheben. Aber Lukas war grandios", sagte Torwart Timo Horn etwa nach der Partie. Trainer Peter Stöger glaubte zudem, "dass es in Köln gerade keinen glücklicheren Menschen gibt. Für ihn hat sich so ziemlich alles erfüllt, was er sich gewünscht hat."
Vor wenigen Wochen war solch eine Entwicklung noch nicht abzusehen.
Warten auf das zweite Bundesligaspiel
Bis zum 26. Spieltag dieser Saison kam der Verteidiger nämlich gerade einmal auf 14 Minuten Bundesligaerfahrung. Am 28. Spieltag 2015/16 wurde Klünter gegen die TSG Hoffenheim in der 76. Minute eingewechselt.
Obwohl der Youngster bereits damals als große Zukunftshoffnung des FC galt, musste er zunächst vergeblich auf weitere Einsätze warten. In der aktuellen Spielzeit wechselten sich Einsätze in der Regionalliga West für die U23 des FC mit einem Platz auf der Ersatzbank bei der Bundesligamannschaft ab.
Auch wenn Stöger stets beteuerte, dass er seinem jungen Rechtsverteidiger jederzeit Einsätze zutraue, schien die Saison ohne Bundesliga-Einsatz für Klünter zu Ende zu gehen. Angesichts der mangelnden Perspektive stand nach Medienberichten für diesen Sommer auch schon ein Wechsel zu Union Berlin im Raum.
Zweikampfstärke und Offensivdrang
Mitten in einer Phase, in der es für den FC mit nur einem Sieg aus sieben Spielen alles andere als rund lief und die Domstädter drohten, die Chance auf die Europa League zu verspielen, schlug plötzlich Klünters große Stunde.
Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem ersten Bundesligaspiel machte Trainer Stöger sein Versprechen wahr und verhalf dem 20-Jährigen zu dessen erstem Startelfeinsatz für die Kölner Profimannschaft. Neben eigenen guten Leistungen in der U23 profitierte Klünter dabei auch von der Formschwäche Pawel Olkowskis, der bis dahin die Position des Rechtsverteidigers bekleidet hatte.
Seit besagtem Spiel gegen die Eintracht stand Klünter in allen sieben Spielen in der Startelf des FC und machte dabei nachhaltig auf sich aufmerksam. Regelmäßig zählt er bei den Kölnern zu den Spielern mit der besten Zweikampfquote und gleicht mit seinem Tempo auch noch gelegentliche Probleme im Stellungsspiel aus.
Darüber hinaus schaltet sich der Verteidiger auch oftmals gefährlich in die Offensive mit ein. Nachdem er bereits gegen Hoffenheim das Führungstor mit einem klugen Pass eingeleitet und gegen Bremen mit einer präzisen Flanke das zwischenzeitliche 2:0 vorbereitet hatte, folgte nun das erste Profitor des gebürtigen Euskircheners.
Vertragsverlängerung als Belohnung
Als Lohn für Klünters steilen Aufstieg verlängerte der FC den auslaufenden Vertrag mit seinem Youngster zuletzt bis 2020. In der offiziellen Pressemitteilung des Vereins legte Stöger dar wie es zu der Entscheidung pro Klünter kam: "Wir haben ihn vor ein paar Wochen gegen Frankfurt von Beginn an gebracht, weil wir seinen Fleiß belohnen wollten und überzeugt waren, dass er seine Sache als Rechtsverteidiger richtig gut machen wird." Dieses Vertrauen habe der Spieler seitdem voll gerechtfertigt.
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Klünter selbst kann die Entwicklung der letzten Wochen selbst noch gar nicht wirklich glauben. "Es kam alles sehr plötzlich und ging quasi von null auf hundert. Im März hätte ich nicht geglaubt, dass ich in dieser Saison noch mein Startelf-Debüt gebe, mein erstes Profi-Heimspiel mache und gegen Mannschaften wie Gladbach und Dortmund spiele", erzählte er im Gespräch mit dem Geißbock-Echo.
Mit einem Heimsieg gegen Mainz am nächsten Spieltag könnte Köln die Europa-League klar machen. Die Chance, in der kommenden Saison auch auf internationalem Parkett seinen Aufschwung zu bestätigen, möchte der Verteidiger nur zu gerne wahrnehmen: "Ich würde mir wirklich wünschen, dass wir das nächste Woche schaffen."
Lukas Klünter im Steckbrief