Der Rattenfänger von Bremen

Von Andreas Cazan
Ludwig Augustinson aus Schweden will mit Bremen ins internationale Geschäft
© getty

Ludwig Augustinsson gewann mit dem FC Kopenhagen zuletzt zwei Mal in Folge das Double. Der Linksverteidiger hätte auch in der kommenden Saison international gespielt. Dennoch entschied er sich für einen Wechsel zu Werder Bremen. Das hat nachvollziehbare Gründe - auch Thomas Delaney ist nicht ganz unschuldig.

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Im dänischen Lokalderby zwischen dem FC Kopenhagen und Bröndby IF läuft die 85. Minute. Ludwig Augustinsson schreitet gemächlich zur Eckfahne, um in gewohnter Manier den fälligen Eckball auszuführen. Doch wenige Meter vor der Seitenlinie bleibt er abrupt stehen und blickt auf den Rasen.

Bröndby-Anhänger hatten ihm etwas vor die Füße geschmissen. Für kurze Zeit hält der Schwede inne. Als er bemerkt, was die Fans ihm gerade serviert hatten, macht er sofort mehrere Schritte zur Seite und breitet fragend die Arme aus. Vor seinen Füßen liegen tote Ratten.

"Das war richtig eklig. Ich hatte schon Bier und Münzen - aber Ratten? Das war über der Grenze", äußerte er sich anschließend bei Spiegel Online. Augustinsson regelte die Situation souverän. Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Benjamin Verbic kickte er das Getier lässig zur Seite und führte den Eckball aus.

Auch im Anschluss bewies der Linksverteidiger Humor. Auf Instagram postete er ein Bild der Zeichentrick-Ratte aus dem Film Ratatouille und kommentierte dazu: "Derbysieger".

Der Linksverteidiger mit Offensivdrang

Der 1:0-Sieg über Bröndby war für den FC Kopenhagen ein wichtiger Schritt in Richtung Meisterschaft. Am Ende der Saison, rund einen Monat nach dem Spiel, stand erneut das Double. Zu verdanken hat der FC Kopenhagen das zu großen Teilen auch dem 23-jährigen Schweden, der zum Shootingstar der Mannschaft avancierte.

In seiner Spielweise erkennt man alle Eigenschaften eines modernen Außenverteidigers wieder. Auf links außen steht er defensiv sicher und stürmt mit hoher Geschwindigkeit ununterbrochen nach vorne. Wo anderen nach ein oder zwei Sprints über das gesamte Feld die Luft wegbleibt, beackert er den Platz über die gesamte Länge. Wenn ihm ein Solo misslingt oder eine Flanke auf dem Fuß des Gegners landet, orientiert er sich blitzartig wieder in die Defensive. Seine Flanken, ob aus dem Spiel heraus oder bei Standards, sind überdurchschnittlich gut.

Doch wie so oft bei jungen Defensivspielern agiert er teilweise zu überhastet und geht zu voreilig in riskante Zweikämpfe. Damit kann er seine Mannschaft in brenzliche Situationen bringe, auch in taktischer Hinsicht hat er noch Luft nach oben.

Augustinsson heiß begehrt

Für sein Alter ist Augustinsson dennoch bereits ein erfahrener Spieler. Über 150 Pflichtspiele hat er bereits auf dem Buckel, darunter 21 Einsätze in Champions und Europa League. An Erfolgen mangelte es in dieser Zeit nicht. 2014 gewann er den dänischen Pokal und holte sich in den zwei darauffolgenden Jahren jeweils das Double.

Über IF Brommapojkarna und Göteborg landete er im Jahr 2015 beim FC Kopenhagen. Dort setzte er sich auf Anhieb durch und konnte sich links in der Viererkette etablieren. Seitdem hatte er einen Stammplatz inne, in der nächsten Saison würde er mit den Dänen erneut international spielen. Sportliche Sicherheiten, denen er für ein neues Kapitel dennoch den Rücken kehrte.

Angebote aus Italien und England trudelten ein, Augustinsson entschied sich jedoch bewusst für einen Wechsel zu Werder Bremen. "Das ist ein sehr emotionaler Tag für mich", sagte er nach seinem letzten Spiel für Kopenhagen. "Ich war hier zweieinhalb Jahre und habe so viel Liebe von den Fans und dem Klub gespürt. Hoffentlich werde ich in Bremen auch so eine tolle Zeit haben."

Delaney schwärmt von Augustinsson

Die Bremer Verantwortlichen seien einer der ausschlaggebenden Gründe für den Wechsel gewesen. Sie boten ihm eine Umgebung an, in der er sich gut entwickeln könne, erklärte Augustinsson. Er habe von Anfang an das Gefühl, bei Bremen richtig zu sein.

Auch das eine oder andere Telefonat mit Thomas Delaney scheint entscheidend gewesen sein. Der Däne ging im letzten Sommer den gleichen Weg und wechselte von Kopenhagen an die Weser.

"Er macht nur wenige Fehler und hat einen starken linken Fuß", schwärmte Delaney in der Kreiszeitung. "Er wird eine Bereicherung für unser Team sein."

Der nächste Schritt

Da Santiago Garcia den Klub bereits verlassen hat, besitzt Augustinsson gute Chancen, sich als Linksverteidiger einen Platz in der Startelf zu erobern. Er könnte auch den Standards wieder Feuer einhauchen und die kopfballstarken Spieler füttern.

"Ich komme, um zu spielen" , gab er sich im Weserkurier selbstbewusst. Mit seinen 23 Jahren ist er immer noch in einer Entwicklungsphase, die Werder Bremen optimal unterstützen kann. Der Schwede kann in der Bundesliga zu einem kompletten Spieler reifen.

"Ich komme auch, um zu helfen, Werder wieder nach oben führen. Es war ganz knapp mit Europa. Das zu erreichen, muss nächste Saison das Ziel sein. Meines ist es jedenfalls", sagte Augustinsson.

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