Am Freitagnachmittag fiel der letzte Vorhang im Sommertheater um Ousmane Dembele. Borussia Dortmund und der FC Barcelona einigten nach einem Verhandlungsmarathon auf einen sofortigen Wechsel des 20-Jährigen, der bei Barca einen Fünfjahresvertrag erhält.
Die Ablösesumme für den französischen Nationalspieler beträgt 105 Millionen Euro. Zudem kann Dortmund als Boni bis zu 42 Millionen kassieren. Der Flügelstürmer war erst 2016 für 15 Millionen Euro von Stade Rennes, das rund 25 Millionen Euro der Ablöse erhält, zum BVB gewechselt. In Barcelona ersetzt er den für die Weltrekordsumme von 222 Millionen zu Paris St. Germain abgewanderten Weltstar Neymar. In seinem neuen Vertrag ist eine Ablösesumme von 400 Millionen festgeschrieben.
Dembele: "Es lebe Barcelona, es lebe Katalonien"
Dembele wird am Sonntag in Barcelona erwartet, wo er sich einen Tag später dem obligatorischen Medizincheck unterziehen wird. Anschließend ist die Vertragsunterschrift und die Präsentation des Franzosen in der katalanischen Metropole beim Klub des deutschen Nationaltorwarts Marc-André ter Stegen geplant.
Die Vorfreude beim 24-maligen spanischen Meister ist riesengroß, wie Trainer Ernesto Valverde bei der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel bei Deportico Alavez betonte: "Das ist eine echte Verstärkung. Er ist ein schneller und technisch starker Spieler, der über beide Flügel kommen kann." Dembélé twitterte selbst kurz und knapp: "Es lebe Barca, es lebe Katalonien." Zudem änderte er umgehend sein Profilbild, auf dem sein neuer Barca-Arbeitsdress mit der Rückennummer 11 zu sehen ist.
Am Freitagvormittag hatte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke auf der Bilanz-Pressekonferenz noch gesagt, dass der Wechsel noch nicht in trockenen Tüchern sei. Wenige Stunden später waren die letzten Details zwischen den Parteien geklärt. Dembélé wird damit zum zweitteuersten Spieler der Welt.
Dembele nun teuerster Bundesliga-Spieler aller Zeiten
Zudem wird der Franzose, der nur ein Jahr in Dortmund wirbelte, zum teuersten Bundesliga-Spieler der Geschichte. 2015 hatte der VfL Wolfsburg Kevin de Bruyne für 75 Millionen zu Manchester City ziehen lassen.
Die am Gezerre beteiligten drei Parteien fanden somit die Lösung, mit der alle ihr Gesicht wahren. Trotzkopf Dembélé bekommt nach seinem Streik seinen Willen und den Wechsel zum Traumklub, Barca den gewünschten Nachfolger für Neymar und der BVB am Ende fast die von Beginn an aufgerufenen 150 Millionen. Es ist, trotz der bedenklichen Handlungen des streikenden Profis, eine Win-Win-Win-Situation. Dembele verbuchte in 50 Pflichtspielen für den BVB zehn Tore und 22 Assists.
Watzke hatte bereits vor der Entscheidung angekündigt, dass die Borussia im Falle eines Dembélé-Wechsels noch einmal auf dem Transfermarkt tätig wird, räumte aber ein: "Einen Ousmane Dembélé kann man nicht eins zu eins ersetzen."
Abgänge eins zu eins ersetzen, das hat Dortmund sowieso seit Jahren nicht mehr getan. Hohe Ablösen für selbst geformte Stars wie Mats Hummels, Mario Götze, für Henrikh Mkhitaryan oder Ilkay Gündogan wurden behutsam in junge, außerordentlich talentierte Spieler investiert. Einer von ihnen war Dembélé - der seinen Wert in zwölf Monaten verzehnfachte.
BVB präsentiert beeindruckende Finanzzahlen
Um die Vereinsfinanzen also muss Watzke sich nicht sorgen. Erstmals schrieb der Klub im vergangenen Geschäftsjahr laut vorläufiger Zahlen mehr als 400 Millionen Euro Umsatz. Dieser erhöhte sich zwischen 1. Juli 2016 und dem 30. Juni 2017 um 29,4 Millionen oder 7,82 Prozent auf 405,7 Millionen Euro. Das Konzernergebnis nach Steuern betrug 8,2 Millionen Euro. "Der Wert von Borussia Dortmund liegt meiner Meinung nach inzwischen jenseits einer Milliarde", sagte Watzke stolz.
Für die kommeden Jahre sieht er den BVB "auf Wachstumskurs - in allen Bereichen". Der Fußballmarkt erfahre weiter "extreme Zuwächse", auch, weil es immer wieder Marktteilnehmer gebe, die nicht darauf angewiesen seien, Geld zu verdienen. "Es gibt keine Blase im Profifußball, wir sind längst nicht am Ende der Fahnenstange", sagte Watzke: "Mittel- und langfristig ist da noch viel Luft nach oben."
Dies gilt laut Watzke auch ausdrücklich für die Mannschaft - auch ohne Dembélé: "Wir haben ein Team mit großer Perspektive."