Der 1. FC Köln hat in der vergangenen Saison wie erwartet einen Rekordumsatz erwirtschaftet. Bei der Jahreshauptversammlung am Montagabend in der Kölner Lanxess Arena präsentierte Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle unter dem lauten Applaus der 6404 anwesenden Mitglieder den Umsatz von 129,2 Millionen Euro (Vorjahr 107) und den Gewinn nach Steuern in Höhe von 11,1 Millionen (6,4). Beides sind Bestmarken in der langen Klubgeschichte des Fußball-Bundesligisten.
"Wir haben diese Zahlen nicht durch Sparen erreicht, sondern wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten auch bewusst in die sportliche Wettbewerbsfähigkeit investiert", sagte Wehrle: "Hervorzuheben ist nach Jahren der Konsolidierung nun wieder ein stabiles Eigenkapital in Höhe von 20,2 Millionen Euro. Dank des hervorragenden Abschneidens mit Platz fünf haben wir die zu Saisonbeginn prognostizierten wirtschaftlichen Zahlen noch einmal übertroffen."
Hauptgrund für den wirtschaftlichen Aufschwung des FC ist wohl der Verkauf von Top-Stürmer Anthony Modeste, der den Klub im Sommer nach wochenlangem Hickhack für eine Rekordsumme von rund 35 Millionen Euro in Richtung China verlassen hatte. Auch bei den Zuschauereinnahmen und im Merchandising klingelte die Kasse des Klubs, der nun bei 100.419 Mitgliedern steht. In dieser Saison spielt der FC erstmals seit 25 Jahren wieder international und hat damit jetzt schon Millioneneinnahmen sicher.
Stadion-Frage weiterhin völlig offen
Alles andere als sicher sind hingegen die Stadion-Pläne des 1. FC Köln sind weiterhin. "Es muss sehr viel passen, um Müngersdorf zu verlassen", sagte Klubpräsident Werner Spinner bei der Jahreshauptversammlung am Montagabend in der Kölner Lanxess Arena. Er machte aber auch klar, dass die aktuelle Kapazität des Stadions von 50.000 Plätzen zu gering sei und der Weggang vom Traditionsstandort im Kölner Westen zumindest möglich sei.
"Wir wissen alle, dass wir zu wenig Plätze haben. Bei sechs, sieben Spielen könnten wir locker mehr als 75.000 Tickets verkaufen. Wir kämen auf einen Schnitt von 63.000 bis 65.000. Es stellt sich die Frage: Ausbau oder Neubau", meinte Spinner: "Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, das möchte ich klarstellen."
Das RheinEnergie-Stadion ist derzeit im Besitz der Stadt Köln, und der FC hat nach eigenen Angaben seit 2004 über 100 Millionen Euro an Pacht- und Betriebskosten an die Stadt bezahlt. "Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen", meinte Spinner: "Für dieses Geld haben andere Klubs Stadien gebaut."
Spinner führte aus: "Ein Neubau könnte günstiger als ein Ausbau des Stadions sein. Ich habe sehr viel Verständnis, wenn das bei einigen Fans ein mulmiges Gefühl auslöst. Wenn überhaupt, bauen wir ein Fußballstadion und keinen Kommerztempel. Von einem Stadion ohne Fans hat keiner was."
Stöger und Co. frenetisch begrüßt
Von eben jenen Fans wurde die Mannschaft von Trainer Peter Stöger auf der Bühne gleich zu Beginn der Veranstaltung mit minutenlangem Applaus und Standing Ovations begrüßt. "Das wird den Jungs gut tun, und es ist ein außergewöhnliches Zeichen der Wertschätzung, dass sie hier sind, obwohl eine englische Woche ansteht", sagte Präsident Werner Spinner. Der FC, mit nur einem Punkt und einem Tor aus sechs Spielen Tabellenletzter in der Bundesliga, trifft am Donnerstag (19.00 Uhr/Sky) in der Europa League auf Roter Stern Belgrad.
Die Jahreshauptversammlung in der Arena in Köln-Deutz hatte aufgrund des großen Fan-Aufkommens mit einer halbstündigen Verspätung begonnen. Beim geplanten Beginn um 19.00 Uhr standen noch Tausende Anhänger vor den Türen.