"Beim Kochen feuere ich meine Freundin an"

Alessandro Schöpf spielt seit Januar 2016 beim FC Schalke 04
© getty
Cookie-Einstellungen

SPOX: Tedesco gilt als besonders kommunikativ im Umgang mit der Mannschaft. Wie kommt das an?

Schöpf: Er ist auf fußballerischer Ebene wirklich herausragend gut. Er geht nach jedem Spiel auf den Einzelnen ein und analysiert individuell, was man am Vortag gut und schlecht gemacht hat. In der Gruppe sprechen wir anhand von Videobildern viel über Theorie und anschließend zeigt er uns, wie wir das idealerweise auf dem Trainingsplatz umsetzen. Das ist wichtig, weil man Situationen im Spiel häufig anders wahrnimmt als beim Blick von außen. Sein Feedback ist sehr detailliert und ausgewogen, er legt auch viel Wert auf die Sicht der Spieler. Momentan sind wir an dem Punkt, dass jeder Spieler den Plan des Trainers und die Aufgaben auf der jeweiligen Position komplett versteht, damit das letztlich automatisch funktioniert und niemand mehr großartig nachdenken muss.

SPOX: Im 3-5-2-System von Markus Weinzierl haben Sie häufig die Flügelposition eingenommen, was Ihre große Laufarbeit zum Tragen kommen ließ. Auch Tedesco sagte schon, er sehe Sie langfristig als idealen Spieler für die Flügelverteidiger-Position. Bis zu Ihrer Zeit auf Schalke waren Sie eher ein Spieler, der über das Zentrum kam. Wo sehen Sie sich langfristig?

Schöpf: Ich sehe mich eher als Offensiv- denn als Defensivspieler. Die Position auf dem Flügel kombiniert beides, das passt also ziemlich gut. Ich sehe mich jetzt aber nicht unbedingt ausschließlich auf dieser Position, sondern möchte mir meine Flexibilität erhalten und auch eine Reihe weiter vorne eine Option sein. Meine Lieblingsposition bleibt hinter den Spitzen im Zentrum, da fühle ich mich einfach am wohlsten. Ich habe aber keine Probleme damit, mich unterzuordnen. Hauptsache ist, dass ich spielen darf.

SPOX: Das konnten Sie zuletzt mehrere Monate nicht. Im vergangenen Mai haben Sie sich in Leverkusen das Kreuzband angerissen, Ihre erste große Verletzung. Wie denken Sie jetzt darüber?

Schöpf: Ich hätte nie gedacht, dass es sich als so schlimm herausstellt. Ich kann eigentlich gut mit Schmerzen umgehen. Am Morgen nach dem Spiel ging ich ganz normal zum Frühstück, von selbst hätte ich gar nicht beim Arzt vorbeigeschaut. Er hat mich dann aber einbestellt und es wurde schnell klar, was Sache ist. Da brach schon eine Welt für mich zusammen. Es war anfangs schwer zu verdauen, wenn man weiß, man muss jetzt vier Monate richtig kämpfen, um überhaupt wieder Anschluss ans Team zu finden.

SPOX: Ihr Heilfleisch scheint immerhin genauso gut zu sein wie Ihre Gene, dank derer Sie zu den laufstärksten Spielern der Bundesliga gehören. Welche Rolle spielt dabei für Sie Ihre Zusammenarbeit mit einem Ernährungsberater?

Schöpf: Unser Physiotherapeut Thomas Kühn arbeitet mit ihm schon lange zusammen. Alle zwei Monate kommt er bei uns vorbei, dann kann man sich von ihm beraten lassen. Er nimmt einem Blut ab und erklärt, welcher Typ man ist und an was es einem fehlt. Ich glaube daher, dass es die Gesundung solcher Verletzungen um ein paar Prozent beschleunigen kann, wenn man sich gut ernährt.

SPOX: Was kommt bei Ihnen denn auf den Teller und was nicht?

Schöpf: Ich esse kein Schweinefleisch und nur wenig rotes Fleisch, stattdessen viel Hühnchen und Fisch. Weizenprodukte lasse ich komplett weg und greife auf Roggen und Hafer zurück. Ich trinke auch ausschließlich pflanzliche Milch und Wasser. Manchmal muss man sich auch ein bisschen dazu nötigen, um beispielsweise nach zwei Trainingseinheiten an einem Tag auf die richtige Wassermenge zu kommen. Aber es ist wichtig und ich fühle mich wohl damit.

SPOX: Die richtigen Nahrungsmittel zu kaufen und zu kochen bleibt aber Ihre Aufgabe?

Schöpf: Genau. Ich kaufe das ganz normal mit meiner Freundin im Supermarkt. Beim Kochen lasse ich ihr den Vortritt und feuere sie an, ich schneide nebenher aber ein bisschen vor mich hin. (lacht)

SPOX: Zum Schluss noch ein weiteres sportliches Thema: Marcel Koller muss das österreichische Nationalteam zum Ende des Jahres verlassen. Er ist einer der erfolgreichsten Teamchefs in der Verbandsgeschichte. Wie konnte es denn so weit kommen?

Schöpf: Ich möchte zunächst einmal festhalten, dass Marcel Koller wirklich sehr viel für den österreichischen Fußball geleistet hat. Wir waren zwischenzeitlich Zehnter der Weltrangliste, so gut wie nie zuvor. Leider haben wir bei der EM 2016 ein sehr schlechtes Bild abgegeben. Auch die WM-Qualifikation war schnell dahin. Dass der ÖFB nun aber so durchgreift, war doch überraschend.

SPOX: Ist es in gewisser Weise zu kurz gegriffen, wenn Koller und Sportdirektor Willi Ruttensteiner die Alleinschuld für die zuletzt schwache Phase gegeben wird?

Schöpf: Als Spieler macht man sich schon Gedanken und Vorwürfe. Wir haben eine sehr gute Mannschaft beisammen, doch daraus kann man nicht automatisch ableiten, dass wir uns künftig für jedes Turnier qualifizieren. Man sollte es auch akzeptieren können, wenn es einmal nicht so gut läuft.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema