Die BVB-Wahrheit aus anderem Blickwinkel

Borussia Dortmund hat gegen RB Lepizig seine erste Saisonniederlage kassiert
© getty

Borussia Dortmund steht nach acht Spieltagen weiterhin an der Tabellenspitze. Der BVB erweckt jedoch den Anschein, in den Topspielen nicht gewinnen zu können. Die 2:3-Niederlage gegen RB Leipzig wirft daher die Frage auf: Wie stark ist der BVB unter Peter Bosz wirklich?

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Nun ist es also passiert. Zum dritten Mal. In der laufenden Spielzeit kassierte der BVB erst drei Niederlagen: gegen Tottenham Hotspur, Real Madrid und nun RB Leipzig. In allen drei Spielen kassierte Dortmund drei Gegentore. Erneut waren die Experten entzückt vom Offensivspektakel, das der BVB immer wieder einmal über weite Strecken bot. Zu Recht.

Die Kehrseite dieser Medaille zeigte sich am Samstagabend gegen RB Leipzig jedoch erneut - wie bereits gegen die Spurs und Real: die bröckelnde Defensive. Bröckelnd? Nun ja. Ein Blick auf die Tabelle zeigt: Der BVB kassierte mit fünf Gegentoren die wenigsten aller Bundesliga-Teams.

Zwar war die Truppe von Peter Bosz gegen Köln, Hamburg, Freiburg und Co. nicht derart gefordert, zwei Gegentreffer nach sieben Spielen sind jedoch dennoch aller Ehren wert und sprechen für sich. Was aber läuft dann in den großen Spielen schief?

BVB kassiert einfache, frühe Tore

In den Duellen gegen die Spurs, Real und Leipzig war besonders das schwache Umschaltspiel nach Ballverlust auffällig. Auch den Leipzigern gewährte Dortmunds Hintermannschaft viel zu große Freiräume. "Wir hatten viel Mühe mit dem Pressing von Leipzig", räumte Bosz ein. Der BVB lief seinem Gegner zum dritten Mal ins offene Messer.

"Wir haben in der ersten Halbzeit zwei sehr einfache Tore bekommen. Das darf uns nicht passieren", analysierte Gonzalo Castro. Schon bei den zwei Champions-League-Auftritten geriet der BVB relativ früh in Rückstand und wirkte instabil.

Kritiker könnten überspitzt behaupten, der BVB könne nur gegen schwächere Gegner gewinnen. Die Bosz-Zweifler bekommen Wasser auf ihre Mühlen. Klar, die Tabelle führt der BVB noch immer an, aber eben nur noch mit zwei Punkten Vorsprung. In der Königsklasse steht man schon nach zwei Spieltagen unter Druck. Ist der starke Saisonstart nur eine Erfolgsblase, die nun zu platzen droht?

Ein Teil der BVB-Wahrheit

Nein. Das ist nur ein Teil der BVB-Wahrheit. Die Wahrheit aus einem anderen Blickwinkel. Dortmund erweckte nie ein Gefühl der Hilflosigkeit. Im Gegenteil: Mit etwas Glück hätte der BVB den einen oder anderen Punkt gegen die Big Player holen können - auch gegen Leipzig.

In den letzten 20 Minuten der Partie verbuchten die Hausherren im Signal Iduna Park ein Torschussverhältnis von 5:0. Ein Remis wäre trotz verpatzter erster Halbzeit durchaus verdient gewesen. "Wenn man ehrlich ist, dann haben wir heute Pech gehabt", sagte Mario Götze im Anschluss an seine ansprechende Leistung. Und seine Analyse war nicht gänzlich aus der Luft gegriffen.

Die Gegentore seien "nicht optimal" gewesen, so Götze. Nicht optimal ist auch Dortmunds Personaldecke in der Defensive. Neben Raphael Guerreiro, Erik Durm und Marcel Schmelzer verletzte sich während der Länderspielpause auch noch Lukasz Piszczek - vier Außenverteidiger.

BVB-Pleite: Ein nächster Entwicklungsschritt

Dass der erst kurz vor dem Ende der Transferperiode geholte Jeremy Toljan (23 Jahre) oder der gelernte Innenverteidiger Dan-Axel Zagadou (18) den anspruchsvollen Balance-Akt zwischen Offensive und Defensive, den Boszs Philosophie fordert, nicht auf Anhieb auf die Kette bekommen, ist menschlich.

Drei Gegentore vor heimischem Publikum dürfen natürlich dennoch nicht passieren, wie es von allen Seiten aus dem BVB-Lager hallt, bei einer bärenstarken Kollektivleistung einer Pressing-Maschine wie RB Leipzig, kann es das aber nun mal.

Eine gnadenlose Selbstkritik ist trotzdem unumgänglich. Eine detaillierte Analyse muss und wird folgen. Es gibt noch viele Stellschrauben in Sachen Teamchemie, an denen Bosz und sein Trainerstab in den kommenden Wochen drehen müssen. "Wir müssen viel analysieren, dürfen den Kopf jetzt aber auch nicht komplett in den Sand stecken. Am Dienstag geht es schon weiter", betonte Julian Weigl.

BVB: Wächst die Erfolgsblase weiter?

Die nächste Wasserstandsmeldung, die nächste richtige Prüfung gibt es in drei Wochen beim Duell gegen den FC Bayern. Bis dahin stehen dem BVB fünf potentielle Pflichtsiege bevor. Die beiden CL-Spiele gegen APOEL muss Dortmund schon alleine mit Blick auf das Achtelfinale gewinnen. In der Liga warten Eintracht Frankfurt und Hannover 96 - beides ist machbar, kann aber durchaus auch eklig werden. Und im Pokal geht es gegen den 1. FC Magdeburg.

Die kommenden fünf Spiele sind prädestiniert für den Bosz-Hype. Holt Schwarz-Gelb hier die nötigen Punkte, steht man noch immer sehr gut da: Tabellenführer in der Bundesliga, Achtelfinale im Pokal und realistische Chancen auf ein Weiterkommen in der CL. Die Erfolgsblase könnte weiter wachsen. Dann kommt der eigentliche Gradmesser. Entweder heißt es dann wieder, der BVB könne nicht gegen die Großen gewinnen oder der Blickwinkel auf die BVB-Wahrheit verschiebt sich einmal mehr.

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