Wer sich ein Talent auf dem internationalen Markt sichern will, muss inzwischen ein enormes Portfolio zusammengestellt haben. Scouting ist wichtig, Kontakte, ein klares Konzept in der Förderung, ein modernes Nachwuchsleistungszentrum ...
Selten aber hat wohl ein Bundesliga-Verein einfacher ein Talent aus Spanien anlocken können. Sergio Gomez heißt das neueste Versprechen bei Borussia Dortmund.
Der 17-jährige Katalane kam aus FC Barcelona - für eine vergleichsweise mickrige, festgeschriebene Ablösesumme von drei Millionen Euro. Dortmund zieht eine Klausel im bis Sommer 2018 datierten Vertrag. Gegen den FC Bayern steht das Talent nun zum ersten Mal im Kader des BVB.
Spielzeit beim BVB entscheiden für Sergio Gomez
Mit einem Einsatz könnte BVB den Hauptgrund für den Wechsel von Gomez erfüllen: endlich Einsatzzeiten bei den Erwachsenen und nicht mehr in der Jugend.
Dortmund setzte sich unter anderem gegen den FC Chelsea und den FC Arsenal durch. Englische Vereine sind bekannt dafür, Talenten aus der Bundesliga oder aus Spanien das bisherige Monatsgehalt als Wochengehalt zu überweisen.
Womit Dortmund aber ganz offensichtlich gepunktet hat, ist die Chance, schnell in der ersten Mannschaft anzugreifen. Denn das wäre Gomez sowohl beim FC Barcelona als auch bei beiden Klubs aus England verwehrt geblieben.
Schlechte Chancen für Jugendspieler bei Barca
Besonders mit Hinblick auf Barcelona wird schnell klar, weshalb Gomez das Weite suchte: Vor ihm standen Spieler wie Lionel Messi, Philippe Coutinho oder Ousmane Dembele: Millionenschwer und eigentlich nicht zu verdrängen.
Die Chancen für Nachwuchsspieler stehen dieser Tage schlecht in Katalonien. Wer erfolgreich sein will, muss entweder Glück haben und sich auf einer Position in die Mannschaft arbeiten, die derzeit schwach besetzt ist - und selbst das klappt nicht immer - oder aber den Umweg über ein anderes Team gehen.
Barcelona würde Talente gerne über die zweite Mannschaft aufbauen, um sie dann zu verleihen und als fertige oder fast fertige Spieler bei den Profis über die Bank langsam in den Kader einzubauen. Dafür bringen die meisten jungen Spieler aber angesichts der Versprechen aus dem Ausland nicht mehr die nötige Geduld auf.
Ausstiegsklauseln ebneten dem BVB den Wechsel von Sergio Gomez
Das steht auf der einen Seite. Auf der anderen Seite stehen der Zwang durch die spanische Liga, in alle Verträge Ausstiegsklauseln zu integrieren und das schlechte Vertragsmanagement der Katalanen.
Gomez ist nicht der erste Spieler, der die Katalanen zu einem Spottpreis verließ. Thiago lässt grüßen, wobei dieser zum damaligen Zeitpunkt schon auf einem gänzlich anderen Niveau anzusiedeln war.
Denn der junge Gomez ist ohne Frage ein talentierter Fußballer, in vielen Bereichen aber auch noch ein Rohdiamant. Klar ist: Seine Auszeichnung zum zweitbesten U17-Spieler von 2017 kam nicht von ungefähr.
Sergio Gomez: Links, rechts, mittig
Der 17-Jährige wurde bislang besonders auf beiden Flügeln eingesetzt. Er ist relativ schnell, gut im Dribbling und kann sehr gute Hereingaben mit dem linken Fuß für seine Mitspieler servieren. Gleichwohl hat er aber einen großen Zug zum Tor.
Dies und seine gesamte Kreativität am Ball haben ihm inzwischen auch mehrere Einsätze in der Mitte eingebracht. Dort spielt Gomez hinter der Spitze und kann so noch öfter den Abschluss suchen oder mit Dribblings Lücken aufreißen, um dann seine Mitspieler einzusetzen.
Ein Sechser oder Achter ist er eher nicht. Das Spiel von Gomez ist stark auf Läufe mit Ball und etwas chaotische Momente ausgelegt und zeichnet sich weniger durch ein sicheres Pass- und Bewegungsspiel aus.
Iniesta als Gomez' Vorbild
Dass er Andres Iniesta selbst als Vorbild anführt, hat Gomez manchen Vergleich eingebracht. Noch ist er davon weit entfernt. Wobei er nicht nur die fußballerischen Fähigkeiten des Landsmanns lobt.
"Er ist nicht nur ein hervorragender Spieler, sondern auch ein sehr bescheidener Mensch", sagt Gomez. Das trifft auch auf den 17-Jährigen zu, der, typisch La-Masia-Absolvent, sich klar ausdrücken kann, bescheiden und respektvoll formuliert und doch auf dem Feld Verantwortung als Führungsspieler übernimmt.