Abdou Diallo wechselt von Mainz zum BVB: Ein Hauch von Hummels und Subotic

Jochen Tittmar
27. Juni 201810:30
Abdou Diallo ist nun zweitteuerster BVB-Neuzugang aller Zeiten.bvb
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Borussia Dortmund hat Abdou Diallo vom 1. FSV Mainz 05 verpflichtet - als zweitteuersten Neuzugang der Vereinsgeschichte. Die Fluktuation im Abwehrbereich war zuletzt sehr hoch beim BVB. Mit Diallo und dem zur Winterpause geholten Manuel Akanji könnten die Westfalen nun das Innenverteidiger-Pärchen für die Zukunft gefunden haben.

Am 33. Spieltag der letzten Saison wurde noch einmal augenscheinlich, wie sehr die Großbaustelle BVB saniert werden muss. Die Dortmunder spielten um die Champions League, Gast Mainz 05 gegen den Abstieg. Die Borussia spielte wahnsinnig schlecht, der FSV agierte mit viel Leidenschaft, Intensität und Aggressivität. Am Ende stand ein verdienter 2:1-Sieg der Rheinland-Pfälzer und der Klassenerhalt.

An diesem Nachmittag im Signal Iduna Park überzeugten einige Mainzer und kaum ein Dortmunder. Bricht man das herunter, stachen auf der einen Seite Manuel Akanji und auf der anderen Abdou Diallo heraus.

Und dies, so hofft man seit Dienstag nun auch offiziell beim BVB, sollen beide Spieler in Zukunft häufiger tun - gemeinsam in einem Team und nicht wie Anfang Mai jeweils als Linksverteidiger.

Diallo nun zweitteuerster BVB-Neuzugang aller Zeiten

Rund 28 Millionen Euro ließ sich die Borussia Diallo kosten. Er ist somit hinter Andre Schürrle der zweitteuerste Neuzugang aller Zeiten. Diallo löst auch den erst im Winter verpflichteten Akanji als teuersten Abwehrspieler der Dortmunder Vereinsgeschichte ab (21,5 Millionen Euro).

"Abdou Diallo bringt sehr vieles von dem mit, was wir von einem Zugang erwartet. Er ist ein moderner, spielstarker und dazu sehr intelligenter Innenverteidiger", lobhudelt Sportdirektor Michael Zorc in der Pressemitteilung der Borussia, die Diallo als "Wunschkandidaten für die Abwehr" bezeichnet.

Dass für Diallo diese exorbitante Summe aufgerufen wird, hängt einerseits mit der großen Inflation auf einem außer Kontrolle geratenen Transfermarkt zusammen. Und andererseits selbstverständlich mit seinen Leistungen, denn die waren beim Franzosen, den Mainz im letzten Sommer für fünf Millionen Euro aus Monaco loseiste, fast durchweg hervorragend.

Abdou Diallo: Die Leistungsdaten aus der Saison 2017/18

WettbewerbEinsätzeToreTorvorlagenEingesetzte Minuten
1. Bundesliga27212.416
DFB-Pokal31-270
Insgesamt 17/1830312.686

Das kam durchaus überraschend, denn Diallo war 21 Jahre jung, spielte zuvor mit 19 eine Saison bei Zulte-Waregem auf Leihbasis im Ausland und kämpfte mit dem FSV von Beginn an gegen den Abstieg. Und all dies eben in der bislang stärksten Liga, in der Diallo zum Einsatz kam.

Diese Anpassungsfähigkeit scheint zum Charakter und Spielertypus Diallos zu passen und darauf hoffen sie natürlich auch in Dortmund. Diallo habe ein "natürliches Anführer-Gen", sagt Pierre Mankowski. Der Trainer kennt Diallo aus den französischen U-Nationalmannschaften, die er ab der U16 alle durchlief. Aktuell ist er Kapitän der U21.

"Jedes Mal, wenn er wieder zur Nationalmannschaft kam, war er ein Stück weiter. Herausragend ist seine Mentalität", weiß Mankowski und nennt Diallo einen "intelligenten Jungen" mit "herausragendem Spielaufbau". In Mainz überzeugte er vor allem als laufstarker und schneller Kopfballspieler mit guter Antizipationsfähigkeit.

Dem Pärchen Akanji und Diallo gehört die Zukunft

Das klingt in der Theorie alles wunderbar aus Sicht der BVB-Verantwortlichen. Wunderbarer wäre es sicherlich, wenn man in Diallo einen Innenverteidiger gefunden hätte, der den ausgerufenen Neustart über längere Zeit mit ähnlich konstanten Leistungen wie in Mainz begleitet. Denn die Fluktuation im Abwehrbereich war in Dortmund in den letzten Jahren ziemlich hoch.

Mats Hummels, Neven Subotic, Matthias Ginter, Sven Bender, Marc Bartra und bald auch Sokratis sind Geschichte. Derzeit besteht der Verbund der Innenverteidiger im Kader aus Diallo und Akanji sowie Ömer Toprak und Dan-Axel Zagadou - ein buntes Quartett, das Erfahrung, Talent und vor allem viel Entwicklungsfähigkeit in sich vereint.

Nimmt man die Erfahrungen aus der letzten Saison zum Anlass und bedenkt zugleich, dass sich der neue Trainer Lucien Favre zunächst einmal ein Bild von den zur Verfügung stehenden Kickern machen wird, dann steht den Vieren ein heißer Konkurrenzkampf bevor. Dennoch ist es beileibe keine gewagte Prognose zu behaupten, dass dem Pärchen Diallo und Akanji die Zukunft gehört.

BVB: Die bislang feststehenden Neuzugänge von Borussia Dortmund

SpielerAlterVonAblöse
Abdou Diallo221. FSV Mainz 0528 Mio. Euro
Thomas Delaney26Werder Bremen20 Mio. Euro
Marius Wolf23Eintracht Frankfurt5 Mio. Euro
Eric Oelschlägel22Werder Bremen IIablösefrei
Marwin Hitz30FC Augsburgablösefrei
Dzenis Burnic20VfB StuttgartRückkehr von Leihe
Jacob Bruun Larsen19VfB StuttgartRückkehr von Leihe

Beide bringen die talentierteren Anlagen mit und scheinen an ihren Aufgaben zu wachsen. Akanji jedenfalls hat seit seinem Wechsel im BVB-Trikot überzeugt, selbst zuletzt auf der für ihn ungewohnten Position des Linksverteidigers. Bei der WM in Russland legte er bislang zwei blitzsaubere Auftritte für die Schweiz hin.

Es weht daher, wohl auch nicht ganz unbeabsichtigt, ein Hauch von Hummels und Subotic durch Dortmund. Beide wurden beim Amtsantritt von Jürgen Klopp im Sommer 2008, damals ebenfalls ein Neustart bei der Borussia, als 19-Jährige ins kalte Wasser geworfen und zur Baby-Abwehr stilisiert. Die Geschichte ist bekannt: Das Duo funktionierte sehr gut und behob die defensive Anfälligkeit des BVB, der im Jahr zuvor noch die schlechteste Abwehr der Liga stellte.

Wer bei Akanji/Diallo nun die feine Klinge Hummels und den robusten Subotic verkörpert, das ist etwas schwieriger zu bestimmen. Favre legt Wert auf einen sauberen Spielaufbau, den beide ebenso wie eine gewisse Gelassenheit und Ruhe am Ball im Repertoire haben. Diallo ist derjenige, der in sein Passspiel teilweise noch zu viel Risiko einbaut, dafür ist er Akanji körperlich sicher nicht unterlegen.

Manuel Akanji kam im Winter vom FC Basel zum BVB.getty

Beim BVB stapelt man wieder tief

Die angesprochene Erfahrung haben im Moment allerdings weder Akanji noch Diallo. Und anders als bei Hummels und Subotic braucht es die, um gerade auf Dortmunder Niveau mit sportlichen Zielen auf drei Hochzeiten zu bestehen.

Doch da stapelt man wieder tief beim BVB: "Wenn ich von einem Neustart spreche, dann gehört zur Wahrheit, dass es sicher mehr als eine Sommertransferperiode braucht, um diesen abzuschließen. Wir tun gut daran, jetzt keine zu hohen Ziele auszurufen. Ein Neustart beinhaltet immer etwas Ungewisses und ist mit Fragezeichen verbunden", erklärte Zorc der Funke Mediengruppe.

Understatement und ein junges, unverbrauchtes Innenverteidigerpärchen beim BVB - eine weitere Parallele zur Anfangszeit von Hummels und Subotic.