"Wenn ich mich am Rand des Spielfelds warm mache, höre ich öfter, wie Zuschauer Affenlaute von der Tribüne brüllen, obwohl ich für Deutschland so viele Spiele bestritten habe", sagte Boateng. Auch deshalb müsse es endlich zur Gegenwehr kommen: "Wenn rechte Parolen bis in die Mitte der Gesellschaft vordringen, sollte jeder aufstehen und Stellung beziehen."
Boateng sorgt sich dabei auch um die Zukunft seiner Kinder. Selbst wurde er als Kind beleidigt und bespuckt. Er erwartet, dass seine Zwillingstöchter ein ähnliches Leben erwartet: "Sie sind sieben Jahre alt. Bald werde ich mit ihnen über das Thema sprechen müssen."
Jerome Boateng fürchtet um Zukunft seiner Kinder
Manche Ziele würde er mit seinen Töchtern direkt ausschließen, etwa bestimmte Teile in Berlin, in denen man "mit anderer Hautfarbe immer etwas zu befürchten habe". Boateng erinnerte sich an ein Jugendspiel bem Köpenicker SC: "Da ist der Vater eines Gegenspielers auf unsere Seite gekommen, hat mich die ganze Zeit beleidigt. Irgendwann hab ich angefangen zu heulen."
Inzwischen würde der Rassismus oftmals abprallen, Boateng hat sich eine dicke Haut zugelegt: "Als ich jünger war, war das brutal. Meine Eltern sprachen lange nicht mit mir über meine Hautfarbe. Sie war gar kein Thema. Dann ruft dir plötzlich jemand 'Hey, mein kleiner Nigger' zu."
Eine bunte Gesellschaft könne auch "ein Gewinn" für Deutschland sein, sagte Boateng. Dabei verwies er auch auf Mesut Özil, der seinen Rücktritt aus dem DFB-Team unter anderem mit rassistischen Tendenzen im Verband begründet hatte. "Es ist schade, dass es dazu nicht gekommen ist", sagte Boateng über eine mögliche Özil-Verteidigung während der WM 2018. Erst nach dem Turnier sei Boateng allerdings aufgefallen, "dass wir im Team viel mehr für Mesut hätten tun können".