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Bei Borussia Dortmund können sie wirklich stolz auf die Personalie Christian Pulisic sein. Im Juli 2014 holte der BVB den damals 15-Jährigen aus den USA ins Dortmunder Nachwuchsleistungszentrum und bildete ihn aus. Schon eineinhalb Jahre später rückte Pulisic unter Thomas Tuchel in den Profikader auf und avancierte dort im Schnelldurchlauf zu einem der vielversprechendsten Talente im Weltfußball.
Eines Tages wird man Pulisic, einst von Pennsylvania Classics gekommen, für viel, viel Geld verkaufen können - ein beispielhafter Werdegang, der dabei half, dass der BVB in Europa einen exzellenten Ruf bei der Förderung von Talenten genießt.
Viel, viel deutet gegenwärtig jedoch darauf hin, dass dieser eine Tag bereits in der nahen Zukunft liegen wird. Die Wechselspekulationen um Pulisic befinden sich derzeit auf einem Hoch und es ist verbrieft, dass besonders der FC Chelsea an einer baldigen Verpflichtung interessiert ist.
Zorc schiebt Pulisic-Wechsel im Winter Riegel vor
Dass die Gerüchte hochkochen, liegt in erster Linie an Pulisic selbst. Sein Vertrag in Dortmund läuft noch bis 2020 und es ist längst kein Geheimnis mehr, dass der US-Amerikaner aktuell nicht an einer Ausdehnung interessiert ist.
"Von der Premier League träumen viele Kinder. Von daher gibt es keinen Grund, warum ich eines Tages nicht dort spielen sollte," äußerte er bereits. In Furcht vor einer zweijährigen Transfersperre beginnend ab dem kommenden Sommer baggerten die Blues zuletzt heftig an ihm und sollen dem BVB ein erstes 80-Millionen-Euro-Angebot für einen Wechsel im Januar vorgelegt haben.
"Wir denken nicht daran, ihn im Winter abzugeben. Wir planen definitiv mit ihm bis zum Sommer", sagte Sportdirektor Michael Zorc dazu. Und ist man ein wenig geschult in der Interpretation solcher Aussagen, verrät der Bis-zum-Sommer-Teil seiner Antwort bereits die halbe Wahrheit.
Bei Pulisic hat der BVB das Heft des Handelns in der Hand
Es ist beim Thema Pulisic also ganz offensichtlich etwas im Busch. Dass der BVB, gerade auch aufgrund seiner ausgezeichneten Titelchancen in der Bundesliga, nicht schon im Winter auf Pulisic verzichten kann, ist wie Zorc auch schon sagte "eine Selbstverständlichkeit".
Zumal sich die Borussia ja auch in einer komfortablen Situation befindet: Im Sommer besteht zwar die letzte Möglichkeit, mit Pulisic richtig Asche zu machen. Dortmund hat das Heft des Handelns allerdings fest in der Hand. Ein Wettbieten zahlreicher Top-Klubs scheint garantiert, da der 20-Jährige nicht nur ein extrem begehrter Spieler, sondern auch in Marketing-Gesichtspunkten das beste Zugpferd vor allem für den amerikanischen Markt ist.
Christian Pulisic: Pflichtspiel-Daten beim BVB 2018/19*
Pflichtspiele | Startelf | Minuten | Tore | Vorlagen | Dribblings /90 Min. | Erfolgsquote Dribblings | Top-Speed BL in km/h |
17 | 10 | 934 | 3 | 3 | 8 | 48% | 33,6 |
* Quelle: opta
Eine Trennung von Pulisic wäre für den BVB sportlich also zwar schade, dürfte aber trotz nur eines Jahres Restlaufzeit finanziell lukrativ werden. Dass es überhaupt so weit kommt, hat neben Pulisics ureigenen Absichten auch etwas mit den Geschehnissen in der aktuellen Saison zu tun.
Unter Favre hockt Pulisic häufig nur auf der Bank
Dortmund ist seit Sommer das überragende Team in Deutschland, doch für den sportlichen Umschwung zeichnen andere als Pulisic verantwortlich. Zwar sammelte er all seine sechs Scorerpunkte in dieser Saison in seinen ersten zehn Pflichtspiel-Einsätzen, doch auf den Außenbahnen ist der formstarke und nicht minder talentierte Jadon Sancho mittlerweile kaum zu verdrängen. Und dass Trainer Lucien Favre ein Faible für Jacob Bruun Larsen hat, konnte man bereits während der Sommervorbereitung erkennen.
Pulisic hatte es im Laufe der bisherigen Spielzeit auch nicht leicht, in seinen Rhythmus zu kommen. Muskuläre Probleme machten ihm bereits zwei Mal zu schaffen, im Oktober kam ein Muskelfaserriss hinzu. Fünf Pflichtspiele verpasste er dadurch, während sich die Mannschaft immer mehr festigte und von Erfolg zu Erfolg eilte.
Das Ergebnis: Pulisic hockt häufig nur auf der Bank. Die Statistik: Bereits sieben Mal und damit so oft wie in der gesamten Vorsaison wurde er in Pflichtspielen nur eingewechselt.
Pulisic: Fünf Einwechslungen in Serie gab's noch nie
So wartet Pulisic seit Ende Oktober auf eine Torbeteiligung und stand am 6. Spieltag in Leverkusen das letzte Mal in der Bundesligastartelf des BVB. Die vergangenen sechs Ligapartien kam er auf weniger als 80 Minuten Spielzeit und jedes Mal von der Bank - das ist ihm zuvor noch nie in seiner Bundesliga-Karriere passiert. In den letzten sechs Wochen gab Pulisic mickrige drei Torschüsse ab und bereitete einen einzigen Abschluss seiner Teamkollegen vor.
Dass er, der hierarchisch eigentlich über den beiden genannten Konkurrenten stehen sollte und auch mehr Erfahrung aufweist, sich das anders vorgestellt hat und sicherlich auch längst eine gewisse Enttäuschung darüber mitschwingt, dürfte selbstverständlich sein. Statements von Pulisic sind in letzter Zeit verdächtig rar geworden.
Doch genauso selbstverständlich kann sich diese magere Bilanz in den nächsten Monaten auch wieder zum Guten wenden. Vielleicht wird das Pech eines Konkurrenten, sei es durch eine Verletzung oder durch Formschwäche, zu Pulisics Glück. An seiner grundsätzlichen Intention, nicht noch ein weiteres Mal beim BVB zu verlängern, würde aber auch das nichts ändern. Pulisic zieht es auf die Insel.
Pulisic: "Ich könnte nicht zu den Bayern gehen!"
Dort gilt neben Chelsea vor allem der FC Liverpool mit Jürgen Klopp, unter dem Pulisic in Dortmund sein erstes Profitraining absolvierte, als heißester Kandidat. Der ehemalige BVB-Coach blitzte bereits in der Vergangenheit mit einer Offerte an Pulisic ab, die US-amerikanischen Besitzer der Reds dürften einen Transfer aber weiterhin mit Bestimmtheit unterstützen.
"Ich könnte nicht zu den Bayern gehen! Eigentlich kann ich das nicht sagen, aber: Nein!", ließ Pulisic im Juni 2017 einige Kinder in seiner Heimatstadt Hershey wissen. Trotz des wohl unumgänglichen Abgangs sollte diese Aussage alle aufgeregten Dortmunder Anhänger fürs Erste beruhigen.