Als Friedhelm Funkel die Fortuna aus Düsseldorf im März 2016 übernahm, war sie auf dem Weg in die Niederungen, die sie noch zu Beginn des Jahrzehnts eigentlich verlassen hatte. Der Fortuna drohte der Abstieg in die 3. Liga. Es war die Konsequenz aus drei hochgradig chaotischen Jahren mit sieben verschiedenen Trainern an der Seitenlinie nach dem Abstieg aus der Bundesliga 2013.
Fans fremdelten mangels Kontinuität zunehmend mit den Entscheidungen der Führungsriege. Doch inmitten der sportlichen Talfahrt holte die Fortuna Funkel als Feuerwehrmann. Einen Trainer, der aus Neuss vor den Toren Düsseldorfs stammt, somit auch eine Identifikationsfigur beim rot-weißen Anhang ist und mit seiner ruhigen, besonnenen Art den Gegenpol zur Chaos-Fortuna dieser Jahre darstellte.
Es folgte der Klassenerhalt, ein "Sicherheitsjahr" 2017 und anschließend mit nach wie vor bescheidenen Mitteln die Rückkehr in die Bundesliga.
Dort steht der vielzitierte "Abstiegskandidat Nummer eins" nach der Hinrunde mit Punktgewinnen gegen Dortmund, Bayern, Hoffenheim und Leipzig sieben Zähler vor den Abstiegsrängen. Funkel übertraf mit einer Mannschaft, die er selbst aufgebaut und geformt hatte, die Erwartungen meilenweit. Das hatte er auch schon ein halbes Jahr zuvor mit dem Aufstieg getan.
Fortuna-Entscheidung nicht nachvollziehbar
Es ist daher nicht nachvollziehbar, warum die Fortuna mit Vorstandschef Robert Schäfer an der Spitze nicht einfach das Freiburg-Modell a la Christian Streich gewählt hat, Funkel mit einem neuen Einjahresvertrag ab dem Sommer ausstattet und mit ihm und dem funktionierenden Gebilde im Falle des Falles auch in die 2. Liga gegangen wäre.
Stattdessen sagte Schäfer, dass man abwarten wolle, wie die Mannschaft in die Rückrunde startet. Als würden "ein paar Wochen" an der Einschätzung ändern, dass Funkel der Richtige für die Fortuna ist.
Die Tatsache, dass Funkel den Verantwortlichen angeboten hatte, einen Vertrag zu unterschreiben, der nur für die Bundesliga gültig ist, entkräftet zudem jenes von Schäfer ins Feld geführte Argument gegen eine vorzeitige Verlängerung, das sich auf den möglichen sportlichen Misserfolg in der Rückrunde bezog.
Ja, es ist das gute Recht eines Vereins, sich dazu zu entscheiden, sich im Sommer auf der Trainerbank neu zu orientieren. Ja, es war Funkel selbst, der darauf bestanden hatte, wie in den vorangegangenen beiden Jahren in der Winterpause bereits Klarheit über seine Zukunft zu haben.
Auch deshalb trägt er, der am Freitag bei der Verkündung der Entscheidung Tränen vergoss, zumindest eine kleine Teilschuld an dem Malheur. Doch allein es fehlen die Argumente, die die Vereinsführung zu dieser Entscheidung bewogen haben. Eine Entscheidung, mit der die Fortuna kurz- und langfristig ins Risiko geht.
Fortuna Düsseldorf geht Risiko ein
Alle Fortuna-Parteien wurden nicht müde zu unterstreichen, dass man als krasser Außenseiter nur als starke Einheit eine Chance auf den Klassenerhalt habe und dazu Ruhe nötig sei. Jene Ruhe, die die Fortuna während einer Niederlagenserie in der Hinrunde (sechs Pleiten in Folge) noch ausstrahlte.
Fraglich, ob es in einem ähnlichen Fall in der Rückrunde nach dieser Entscheidung ähnlich ruhig bleibt - zumal sich die Fortuna-Verantwortlichen nun auch noch während der schwierigen Rückrunde auf Trainersuche begeben müssen. Kurzfristig riskieren die Verantwortlichen also den Klassenerhalt.
Langfristig besteht das Risiko für die Fortuna, dass sich die Ereignisse nach dem Abstieg 2013 wiederholen und erneut Chaos und der Trainerverschleiß überhand nehmen. Zumindest in Fankreisen werden Erinnerungen dadurch geweckt und Ängste geschürt. "Wenn wir keine Probleme haben, machen wir uns welche", twitterte ein Fan am Freitag. Kein Satz beschreibt die nun bevorstehende Trennung zwischen Funkel und der Fortuna besser.