Warum läuft es in dieser Saison bei Borussia Dortmund so gut? Die Winterpause ist der ideale Zeitpunkt für die Experten, um mit der nötigen Ruhe auf den Bundesliga-Herbstmeister zu schauen und zu analysieren, warum der Klub aktuell an der Tabellenspitze sechs Punkte Vorsprung auf den ungeliebten Konkurrenten aus dem Süden hat.
Die Antworten auf die Eingangsfrage fallen dabei durchaus unterschiedlich aus: Von einer stabilen Abwehr über einen Marco Reus in Top-Form über die groß aufspielenden Youngster bis hin zu dem stark umgesetzten Konzept des neuen Trainers Lucien Favre werden viele Puzzleteile genannt, die zusammengefügt ein schönes BVB-Gesamtbild ergeben.
Im Vergleich zur vorherigen Spielzeit sind die Unterschiede auf dem Platz groß und damit klar zu erkennen. Und im Vergleich zur vorherigen Spielzeit hat der BVB die Verantwortung im Hintergrund auf mehr Schultern verteilt als noch zuvor. Neu mit dabei ist seit Juni der Ex-Kapitän Sebastian Kehl als Leiter der Lizenzspielerabteilung - und der darf nach den Worten der anderen Dortmunder Verantwortlichen durchaus behaupten, dass er seinen Teil zum bisherigen Erfolg beigetragen hat.
Kehl als Beobachter und Zuhörer
"Ich bin verantwortlich für all das, was auf dem Trainingsgelände stattfindet", versucht sich Kehl im exklusiven Gespräch mit DAZN und SPOX an einer Erklärung, wie er den Job mit dem durchaus sperrigen Titel im Tagesgeschäft ausfüllt. "Ich bin sehr nah an der Mannschaft dran, am Kapitän, am Mannschaftsrat", berichtet der ehemalige Nationalspieler. Kehl beobachtet, hört zu, vermittelt.
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"Mit Sebastian Kehl habe ich jetzt jemanden, der mich sehr gut unterstützt", freut sich Manager Michael Zorc. "Du kannst halt nicht gleichzeitig Transfers einfädeln und auf dem Trainingsgelände vor Ort der Ansprechpartner für die Spieler sein, die unzufrieden sind, weil sie vielleicht nicht spielen, und dann auch noch ein waches Auge haben", ergänzt Zorc.
Kehl als offenes Ohr und waches Auge, immer ganz nah am Team dran. Dass der 38-Jährige noch mit einigen BVB-Profis vor seinem Karriereende 2015 selbst zusammengespielt hat, ist dabei durchaus ein Vorteil für ihn: "Ich habe ihn als Spieler und Kapitän damals auch schon so kennengelernt, dass er immer versucht hat, das Maximum aus allem herauszuholen", mit Linksverteidiger Marcel Schmelzer im Gespräch mit DAZN und SPOX. "Ich glaube, dass es sehr, sehr wichtig ist, 'Kehli' zu haben, weil er die ganzen Strukturen kennt", fügt er hinzu und macht damit klar, dass Kehl als neues Bindeglied zwischen Mannschaft und Chef-Etage bei den Spielern gut ankommt.
Kehl als Vermittler der BVB-Werte gefragt
Die mehr als 13 Jahre im schwarz-gelben Trikot haben Kehl zu einem hochgeschätzten Mann gemacht. Als Identifikationsfigur, als Symbol für Einsatzbereitschaft und Vereinstreue und als Wortführer taugt er ohnehin - und die Werte, für die er schon während seiner Karriere stand, soll er nun auch dem aktuellen BVB-Team in seiner neuen Funktion vermitteln.
"Ich glaube, dass er versucht hat, der Mannschaft wieder zwei Dinge beizubringen: Dass eine gewisse Demut im persönlichen Umgang miteinander immer hilft. Und dass ein Klub wie Borussia Dortmund immer dann am stärksten ist, wenn er von einer breiten Masse der Fans getragen wird", erklärt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
Das Wirken von Sebastian Kehl im Hintergrund lässt sich natürlich nicht in Punkten bemessen, von denen der BVB in der Hinrunde reichlich holte. Viel falsch gemacht haben kann er jedoch nicht, wenn man sich die Stimmung im Team, bei den Fans und in der Chef-Etage anschaut. Der neue Leiter der Lizenzspielerabteilung bleibt jedoch bescheiden, wenn es um seinen Beitrag zum bisherigen Erfolg geht.
"Am Ende haben natürlich der Trainer und die Mannschaft den größten Anteil daran, wie wir diese Halbserie bestritten haben", sagt er. Und damit auch die Bundesliga-Rückrunde, die für die Dortmunder mit dem Auswärtsspiel bei RB Leipzig (Sa., 18.30 Uhr im LIVETICKER) beginnt, nach Plan verläuft, wird Sebastian Kehl weiterhin die Augen und Ohren offenhalten.