BVB vor Bayern-Spiel mit Verletzungssorgen in der Abwehr: Lucien Favres kompliziertes Puzzle

BVB-Trainer Lucien Favre plagen vor dem Bayern-Spiel Sorgen in der Dortmunder Abwehr.
© getty

Nicht zum ersten Mal in dieser Saison besteht in der Abwehr von Borussia Dortmund ein personeller Engpass. Ausgerechnet vor dem Spitzenspiel am Samstag beim FC Bayern München (18.30 Uhr im LIVETICKER) ist die Besetzung der BVB-Viererkette unklar - SPOX und Goal beleuchten mögliche Varianten.

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Man muss sich das nochmal vor Augen führen: Es ist erst ein Jahr her, da hat Borussia Dortmund das letzte Mal in der Münchner Allianz Arena vorgespielt und wurde dabei so böse mit 0:6 verprügelt, dass es eine Schande für den Klub war. Außerdem war es der letzte Beweis dafür, wie groß der Rückstand auf den FC Bayern zwischenzeitlich geworden ist.

Doch, und das ist ja das Interessante am Fußball, eben auch nur zwischenzeitlich: Denn wenn sich beide Klubs am Samstagabend nach 372 Tagen erneut in München gegenüberstehen, ist die Packung von Ende März 2018 komplett irrelevant und vergessen. Auf einmal reisen die Dortmunder gar als Tabellenführer nach Bayern und können mit einem Auswärtssieg einen großen Schritt in Richtung Meistertitel machen. So schnell kann's gehen.

Gegenwärtig ist dieser Zwischenstand selbstredend eine gute Nachricht für den BVB, allerdings fliegen die im Vergleich zum Vorjahr aus ihrer Lethargie und Stagnation gerissenen Schwarzgelben mit ein paar Sorgenfalten im Gepäck zum FCB. Wie schon zum Ende der Hin- und am Anfang der Rückrunde drückt die Borussia der Schuh in der Abwehr.

BVB-Trainer Favre muss erneut ein Abwehrpuzzle lösen

Den lange Zeit lethargischen Auftritt beim 2:0-Heimsieg am letzten Wochenende gegen den VfL Wolfsburg erkaufte sich der BVB am Ende teuer. Achraf Hakimi brach sich nach seiner Einwechslung den Mittelfuß und wird zwei bis drei Monate nicht zur Verfügung stehen, Abdou Diallo fällt mit muskulären Problemen auf unbestimmte Zeit aus - die Partie beim FC Bayern wohl miteingeschlossen.

Die Ausfallliste in der Viererkette wird aller Voraussicht nach dafür um einen Namen reduziert werden können: Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek hat mit einer Fersenverletzung seit acht Wochen pausieren müssen und ist zwar wieder eingestiegen, konnte aber bislang nicht vollumfänglich ins Mannschaftstraining integriert werden. Am Dienstag konnte er immerhin einen Großteil des gemeinsamen Trainings absolvieren und scheint wieder voll belastbar. "Er trainiert wieder größere Umfänge. Bei ihm wird es eine kurzfristige Entscheidung geben", sagte Sportdirektor Michael Zorc im kicker.

So oder so muss Trainer Lucien Favre nicht zum ersten Mal in dieser Saison ein kompliziertes Abwehrpuzzle lösen. Mögliche Lösungsansätze sind vielschichtig und nie in Gänze optimal, weil der Engpass nicht nur beide Außenverteidigerpositionen - gegen Bayerns schnelle Flügelspieler Serge Gnabry und Kingsley Coman von wichtiger Bedeutung -, sondern auch das Zentrum betreffen kann.

Hinten links: Guerreiro oder Schmelzer - oder doch Zagadou?

Da immerhin kann Manuel Akanji, längst zum Abwehrchef mutiert und am Samstag trotz der Anwesenheit von Mario Götze in der Startelf erstmals Kapitän beim BVB, sicher auflaufen. Hier jedoch gehen die Fragen schon los: Wen stellt Favre an Akanjis Seite? Gegen Wolfsburg und in vier der letzten fünf Bundesligaspiele war dies Dan-Axel Zagadou - doch der Franzose könnte wiederum auch als Linksverteidiger einspringen.

Hier hat Favre nach dem Ausfall von Hakimi zwei Alternativen zur Hand: In allererster Linie Raphael Guerreiro, der vom Coach allerdings nur beim Hinspiel in Wolfsburg nach links hinten beordert wurde und dies sonst nur am Samstag nach Hakimis Aus noch einmal tun musste. Da Favre Guerreiro aber im linken Mittelfeld sieht und der Portugiese dort den Großteil der Rückserie auflief, würde sich der Trainer dieser Option berauben.

Variante Nummer zwei ist Marcel Schmelzer. Ein Blick auf dessen Leistungsdaten im Jahr 2019 verrät jedoch, wie unwahrscheinlich ein Einsatz des BVB-Urgesteins geworden ist: Ganze zwei Einwechslungen und 33 Minuten Spielzeit stehen für Schmelzer zu Buche, der selbst gegen Wolfsburg nicht in die Partie kam, als mit Diallo und Hakimi zwei Spieler auf seiner Position runter mussten.

BVB-Rechtsverteidiger: Wird Piszczek rechtzeitig fit?

Auf der Gegenseite steht und fällt alles mit Piszczeks eventueller Last-Minute-Genesung. Nicht auszuschließen, dass Favre trotz mangelnder Wettkampfpraxis auf seine Erfahrung setzt, sollte der Pole im Laufe der Woche doch noch grünes Licht geben. Zumindest ein Platz auf der Bank scheint nach aktuellem Stand möglich.

Anstelle von Piszczek verteidigte in vier der letzten sechs Bundesligaspiele Marius Wolf, den Favre im Laufe der Saison zum Rechtsverteidiger umschulte. Wolf hinterließ dabei aber nur einen allenfalls soliden Eindruck - ob er im vorläufigen Spiel des Jahres trotz des möglichen Münchner Dauerdrucks und der hohen individuellen Qualität seiner Gegenspieler defensiv stabil bleiben würde, ist durchaus fraglich.

Zurück zum Zentrum: Hier muss der Vollständigkeit halber auch Ömer Toprak genannt werden, neun Bundesligaminuten seit dem 17. Spieltag werden aus ihm aber ähnlich wie bei Schmelzer keine ernsthafte Alternative machen.

Weigl macht eine der wahrscheinlichsten Aufstellungen möglich

Julian Weigl ist die dagegen schon viel eher mögliche Lösung, auch wenn es weiterhin irritierend anmutet, dass der einst für das BVB-Spiel so wichtige defensive Mittelfeldspieler eine tatsächliche Variante für die Innenverteidigerposition im Top-Spiel gegen die Bayern darstellt.

Doch Weigl ist seit der Verletzungsmisere rund um den Jahreswechsel vom Notnagel zu einer echten Option geworden und hat sich mit der Position nach eigener Aussage mittlerweile auch angefreundet. Er wäre auch so etwas wie ein Glücksbringer für den BVB, denn alle elf Partien, die Weigl in dieser Saison bestritt, hat Dortmund nicht verloren (acht Siege, drei Remis).

Seine erzwungene Umschulung macht eine der beiden wahrscheinlichsten Aufstellungen erst möglich: Rückt Weigl ins Zentrum an die Seite von Akanji, wäre links der Platz für Zagadou frei. Riskant wäre dies dennoch, da der große und bisweilen behäbige Zagadou mit der Schnelligkeit der wendigen Bayern-Außensprinter und ihren tiefen Körperschwerpunkten eine immense Aufgabe vor sich hätte.

Noch etwas wahrscheinlicher, weil Favre dann so wenig wie möglich ändern müsste, ist jedoch die Variante mit Guerreiro als Linksverteidiger und dem gewohnten Pärchen Zagadou und Akanji innen. Am allerbesten wäre es für den BVB aber, wenn Diallo einfach doch noch rechtzeitig fit würde.

BVB: Das Restprogramm im Überblick

SpieltagDatumUhrzeitStandortGegner
28Sa. 06.04.201918:30ABayern München
29Sa. 13.04.201918:30H1.FSV Mainz 05
30So. 21.04.201915:30ASC Freiburg
31Sa. 27.04.201915:30HFC Schalke 04
32Sa. 04.05.201918:30AWerder Bremen
33Sa. 11.05.201915:30HF. Düsseldorf
34Sa. 18.05.201915:30ABor. M'gladbach
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