Offen ist noch, wer in der neuen Saison Schalke-Trainer wird. Haben Sie bisher überhaupt Zeit gehabt, sich mit der Frage zu beschäftigen?
Schneider: In den ersten zwei Wochen war dazu kaum Zeit. Jetzt habe ich neben der Einarbeitungsphase und vielen persönlichen Gesprächen natürlich auch begonnen, dass ich und dass wir uns mit den offenen Personalien befassen. Das ist nicht nur der Cheftrainer für die neue Saison, das ist auch der Sportdirektor und ein technischer Direktor bzw. Kaderplaner.
Kommentieren Sie die Namen David Wagner und Bruno Labbadia, die als Favoriten auf den Trainerposten genannt werden?
Schneider: Nein, generell kommentiere ich gar keine Namen. Und ich sage jetzt auch nicht, dass irgendein Trainer oder Sportdirektor kein Kandidat ist. Das finde ich auch nicht respektvoll gegenüber den Protagonisten und deren Vereinen. Ich möchte das auch nicht, dass jemand hier über Spieler oder über Trainer von uns spricht.
Sagen Sie denn etwas zur offenen Sportdirektoren-Frage? Angeblich soll Schalke sich schon im Dezember mit Christoph Metzelder getroffen haben. Haben Sie da Angst, dass Ihnen ein anderer Verein wie RB Leipzig oder gar der DFB zuvorkommt?
Schneider: Angst habe ich nicht, nein. Was im Dezember war, weiß ich nicht, da war ich noch in Leipzig. Und alles andere, was seit März hier in Bezug auf diese Personalie passiert ist, kommentiere ich auch nicht. Wir geben keine Wasserstandsmeldungen ab.
Jochen Schneider: "Wir haben auf Schalke selbst genügend Probleme"
Christoph Metzelder ist ja überhaupt erst beim DFB ins Gespräch gekommen, weil Reinhard Grindel als Präsident zurücktreten musste. Sehen Sie es auch so, dass der deutsche Fußball momentan nicht das beste Bild abgibt?
Schneider: Ja, es ist im Moment eine Anhäufung von negativen Nachrichten. Noch vor nicht mal zwei Jahren nach dem Gewinn des Confed-Cups und der U21-EM schien alles rosarot. Jetzt hat sich alles ins Gegenteil verkehrt, das ist natürlich ein Stück weit unser Zeitgeist, dass es nur schwarz und weiß gibt. Allerdings haben wir momentan auf Schalke selbst genügend Probleme, um die wir uns erstmal kümmern müssen.
In der Tat können Sie mit dem derzeitigen Erscheinungsbild von Schalke 04 nicht zufrieden sein.
Schneider: Nein, aber das ist natürlich ein Spiegelbild der sportlichen Leistung und der Tabellensituation. Und da sind wir in der Bundesliga weit hinter unserem Anspruch her, das muss man korrigieren. Sie können die gleiche Mannschaft haben, wenn Sie Dritter sind, dann ist das ein verschworener Haufen, und wenn sie 15. sind, dann wird von der Söldnertruppe und einem charakterlosen Haufen gesprochen. Deswegen müssen wir auf dem Platz wieder bessere Leistungen zeigen, dann werden wir auch wieder andere Schlagzeilen produzieren.
Jochen Schneider erklärt Schalkes Ziele
Es gibt diesen Spruch von Rudi Assauer: Entweder schaffe ich Schalke oder Schalke schafft mich. Inwiefern spüren Sie den Druck, erfolgreich sein und möglichst bald wieder ins internationale Geschäft einziehen zu müssen?
Schneider: Natürlich hat der Verein den Anspruch, erfolgreich zu arbeiten und zu spielen. Das ist verständlich, wenn man sich die Größe und Bedeutung unseres Vereins anschaut. Es passt nicht zu Schalke 04, wenn wir sagen, wir wollen nur Bestandteil der Bundesliga sein. Das ist jetzt das Ziel in dieser Saison, weil wir eben in dieser misslichen Situation sind. Aber darüber hinaus ist Schalke ein Klub, der im oberen Drittel der Tabelle mitspielen sollte und am Ende des Tages auch muss.
Wenn Schalke nächstes Jahr weiterhin in der Bundesliga spielt: Muss das Ziel dann nicht sein, sich dauerhaft als Nummer drei hinter dem FC Bayern und Borussia Dortmund zu etablieren?
Schneider: Ich möchte mich jetzt gar nicht auf einen konkreten Platz festlegen, weil mir das zu einfach ist. Wir haben eine erhebliche Konkurrenzsituation mit Klubs wie Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen, der TSG Hoffenheim, RB Leipzig und auch dem VfL Wolfsburg mit den hervorragenden wirtschaftlichen Möglichkeiten. Nicht zu vergessen natürlich Eintracht Frankfurt, wo Fredi Bobic und sein Team einen überragenden Job machen. Wir müssen uns deshalb erstmal auf uns selber besinnen, die Weichen wieder richtig stellen, die richtigen Leute an Bord holen, die entsprechenden Strukturen schaffen, auch um die Mannschaft herum ein neues Leistungsklima definieren. Und wenn wir unsere Hausaufgaben gemacht haben, dann können wir darüber reden, wo wir uns zukünftig in der Tabelle sehen wollen. Aber zunächst geht es darum, die Arbeit anzupacken.
Aber den Anspruch Bundesligaspitze und internationales Geschäft haben Sie schon für Schalke?
Schneider: Ja, dass Schalke 04 ein Klub ist, der sich regelmäßig für die europäischen Plätze qualifizieren sollte, ist bei der Bedeutung des Vereins doch klar. Aber dafür muss man gut arbeiten und in der Mehrzahl richtige Entscheidungen treffen. Sich allein auf die Größe, die Tradition und die Vergangenheit zu berufen und daraus abzuleiten, dass man immer oben dabei sein muss, das funktioniert nicht.