Jonas Hofmann im Interview: "Ich glaube, ich würde mich als Aladin verkleiden"

Nino Duit
17. Mai 201909:05
Seit 1. Januar 2016 spielt Jonas Hofmann bei Borussia Mönchengladbach.getty
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Jonas Hofmann trifft mit Borussia Mönchengladbach am letzten Spieltag auf seinen Ex-Klub Borussia Dortmund (15.30 Uhr im LIVETICKER) - und könnte ihm den Meistertitel vergeigen. Im Interview mit SPOX und Goal spricht er über das besondere Spiel und den überraschenden Trainerwechsel bei Gladbach.

Außerdem erzählt Hofmann von Dortmunds Double-Feier 2012, Jürgen Klopps Motivationskünsten und der Bundesligatauglichkeit seines ehemaligen Co-Trainers Zeljko Buvac. Hofmann berichtet von Gladbacher Golfduellen, Abenden an der Dartsscheibe und einem geplanten Aladin-Kostüm.

Herr Hofmann, hätten Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie Ihrem Ex-Klub Dortmund mit einem Sieg am Samstag die Chance auf den Meistertitel nehmen würden?

Jonas Hofmann: Nein, da hätte ich gar kein schlechtes Gewissen. Ich gehe mit viel Vorfreude ins Wochenende und denke dabei nur an uns. Wir können mit einem Sieg schließlich unseren eigenen kleinen Meistertitel holen - nichts anderes wäre der Einzug in die Champions League.

Welchen Dortmunder würden Sie im Fall der Fälle nach dem Spiel als erstes trösten?

Hofmann: Den, den ich als erstes sehe. Besonders leidtun würde mir aber natürlich Marco Reus. Er wartet schon so lange sehnsüchtig auf seinen ersten Meistertitel.

Die Bundesliga-Tabelle vor dem letzten Spieltag

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Bayern München3383:315275
2.Borussia Dortmund3379:443573
3.RB Leipzig3362:273566
4.Borussia M'gladbach3355:401555
5.Bayer Leverkusen3364:511355
6.Eintracht Frankfurt3359:431654
7.Wolfsburg3354:49552
8.TSG Hoffenheim3368:482051
9.Werder Bremen3356:48850
Jonas Hofmann spielte mit Unterbrechung einer Leihe zum FSV Mainz 05 von 2011 bis 2016 bei Borussia Dortmund.getty

Als Dortmund 2012 letztmals Meister wurde, spielten Sie in der zweiten Mannschaft.

Hofmann: Das war damals der Wahnsinn! Dortmund ist eine verrückte Fußballstadt und ohne den Verein wäre sie nur die Hälfte wert. Dementsprechend wirkte sich das Double damals auf die ganze Stadt aus.

Welche Erinnerungen haben Sie an die Feierlichkeiten?

Hofmann: Wir sind mit der Profimannschaft zum Pokalfinale gefahren und waren nach dem 5:2-Sieg auch bei der Feier dabei. Diesen Abend habe ich bis heute genau im Kopf. Ich kann mich daran erinnern, dass das Lied "An Tagen wie diesen" rauf und runter gelaufen ist.

Kommen wir zur Gegenwart und Ihrem aktuellen Verein. Seit einigen Wochen steht die Trennung von Trainer Dieter Hecking im Sommer fest. Hat er sich seitdem verändert?

Hofmann: Nein. Er ist Profi genug, um das auszublenden. Hinsichtlich des Trainings, der Spielanalysen und des ganzen Drumherums hat sich nichts geändert. Ich sehe bei ihm im Alltag keine Nachlässigkeiten. Ganz im Gegenteil: Er hat uns gesagt, dass es für ihn jetzt sogar noch schöner wäre, die Champions League zu erreichen, um sich so vom Verein zu verabschieden.

Waren Sie von der Entscheidung des Klubs überrascht?

Hofmann: Jeder von uns war überrascht, weil es aus dem Nichts kam. Normalerweise liest man vor so einer Entscheidung in den Medien entsprechende Spekulationen, aber wir haben bis zur Verkündung nichts mitbekommen.

War es die richtige Entscheidung?

Hofmann: Max (Eberl) meinte zu uns, dass wir mit einem neuen Trainer einen neuen Weg gehen und neu einschlagen wollen. Nach der nächsten Saison kann man, denke ich, ein erstes Zwischenfazit ziehen.

Was haben Sie für ein Bild vom neuen Trainer Marco Rose?

Hofmann: Während meiner Zeit in Mainz habe ich erfahren, dass er dort einst spielte. Persönlich habe ich ihn aber nicht kennengelernt. In der vergangenen Saison habe ich mir natürlich die Europa-League-Spiele seiner Salzburger gegen Dortmund angeschaut.

Wenige Tage nach der Verkündung, dass er als Trainer übernehmen wird, haben Sie Ihren Vertrag bis 2023 verlängert. Gibt es da einen Zusammenhang?

Hofmann: Ich denke schon, dass Max diesbezüglich mit Marco Rose gesprochen hat. Ein persönliches Gespräch hatte ich mit Marco Rose noch keines, aber das war auch gar nicht nötig.

Im Zuge Ihrer Vertragsverlängerung postete Gladbach in den sozialen Medien ein Video, in dem Sie verschiedene Sportarten ausüben - eher weniger erfolgreich. Welche Rolle spielt Sport generell in Ihrem Privatleben?

Hofmann: Da geht extrem viel Zeit drauf - sowohl aktiv als auch passiv. Ich schaue im Fernsehen sehr viel Fußball. Wenn an einem Sonntag ein Spiel wie Frankfurt gegen Mainz läuft, gebe ich mir das natürlich in voller Länge. Ohne Fußball geht bei mir nichts. Aber manchmal ist es auch ganz schön, eine Abwechslung zu haben. Ich schaue mir alles an, was läuft: Golf, Handball, Tennis, American Football, Basketball, Darts. Vor allem bei Ballsportarten geht mir das Herz auf. Ich bin einfach ein sportverrückter Mensch.

Haben Sie Lieblingsvereine in anderen Sportarten?

Hofmann: In der NBA mag ich seit einem Besuch mit der Hoffenheim-Jugend die Dallas Mavericks. Wir spielten damals bei einem Fußballturnier in Dallas und bekamen im Zuge dessen eine Stadionführung bei den Mavericks. Am Abend haben wir uns sogar ein Spiel angeschaut. Das war beeindruckend. Im Handball unterstütze ich die Rhein-Neckar Löwen und Flensburg, weil ich bei beiden Klubs Spieler kenne. Flensburgs Marius Steinhauser ist einer meiner besten Kumpels.

Tauschen Sie sich intensiv über Ihre Berufe aus?

Hofmann: Ja. Es tut mir gut, mit Marius über bestimmte Situationen, die im Profisport auftreten, zu sprechen. Im mentalen Bereich unterscheiden sich die Herausforderungen zwischen Fußball, Handball und jeder anderen Sportart kaum.

Welche Sportarten üben Sie aktiv aus?

Hofmann: Wenn es die Kraft erlaubt, spiele ich gerne Tennis. Das geht aber leider eher selten, weil ich nach zwei Stunden immer komplett kaputt bin - und meine Energie natürlich eher für den Fußball brauche. Regelmäßig gehe ich mit meinen Mitspielern Tobias Strobl, Tobias Sippel und Patrick Herrmann golfen. Wir spielen immer Zwei-gegen-zwei, Strobl und Herrmann gegen Sippel und mich. Derzeit können wir die anderen beiden necken, weil Tobi und ich aktuell Weltmeister sind. Vor der Sommerpause wird es aber noch eine Revanche geben. Außerdem spiele ich gerne Darts. Zuhause hängt eine Scheibe und davon komme ich abends oftmals nicht mehr los.

Waren Sie schon mal bei der Weltmeisterschaft in London?

Hofmann: Leider war das bislang noch nicht möglich. Die Weihnachtszeit ist neben dem Sommer die einzige Möglichkeit, mit meiner Frau in Ruhe in den Urlaub zu fahren. Ich arbeite aber daran, sie für einen weihnachtlichen Trip nach London zu begeistern.

In welchem Kostüm würde man Sie dann im Ally Pally sehen?

Hofmann: Ich habe mir mit Kumpels schon erste Gedanken gemacht, aber noch keine finale Entscheidung getroffen. Wahrscheinlich würde ich eine Disney-Figur nehmen. Ich glaube, ich würde mich als Aladin verkleiden. Den habe ich dort nämlich noch nie gesehen.

Zurück zum Fußball. Ihr Mitspieler Thorgan Hazard wird seinen Vertrag bei Gladbach nicht verlängern und wohl nach Dortmund wechseln. Kann er sich dort durchsetzen?

Hofmann: Toto ist ein Unterschiedsspieler und würde Dortmund auf jeden Fall besser machen. Daran habe ich überhaupt keine Zweifel. Abseits des Platzes ist er ein sehr angenehmer Mensch. Immer locker, entspannt und mit einem Witz auf den Lippen.

Ihr Dortmunder Ex-Trainer Jürgen Klopp hat mit dem FC Liverpool im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona ein sensationelles Comeback geschafft. Mitentscheidend war dabei wohl seine Halbzeitansprache. Was macht er da so besonders?

Hofmann: Klopp ist einfach sehr fesselnd mit dem, was er sagt. Und zwar bei jedem Spiel: Bei einem Champions-League-Halbfinale macht er nichts anders als bei einem normalen Bundesligaspiel. Klopp macht seine Mannschaften unglaublich gierig auf Erfolge und schafft es, dass sie sogar in schier ausweglosen Situationen an das Unmögliche glauben. Diese Fähigkeit zeichnet ihn als Trainer aus.

Vertraut er bei seinen Ansprachen auf Hilfsmittel wie Musik oder Videos?

Hofmann: Nein, er verlässt sich immer ganz auf seine eigenen Worte und Gesten.

Bei Borussia Dortmund spielte Jonas Hofmann unter Trainer Jürgen Klopp.getty

Vor einigen Monaten trennte sich Klopp von seinem langjährigen Assistenten Zeljko Buvac. Zuletzt gab es immer wieder Gerüchte, dass er den Trainerjob bei einem Bundesligisten übernehmen könnte. Sie haben ihn in Dortmund kennengelernt. Würden Sie ihm die Rolle als Cheftrainer da zutrauen?

Hofmann: Ich empfehle jedem Bundesligisten, Chucky zu holen. Er ist ein richtig guter Trainer und in jeglicher Hinsicht ein Top-Mann. Schon in Dortmund hatte er unter Klopp extrem viel Verantwortung. Die beiden waren taktisch auf einer Wellenlänge und Klopp überließ ihm bei der Gestaltung der Trainingsinhalte viele Freiheiten. Sollte Chucky mal Cheftrainer werden, müsste er aber vielleicht noch ein bisschen mehr aus sich herausgehen.

Inwiefern?

Hofmann: Er ist ein ruhiger Typ. Einer, der gerne im Hintergrund arbeitet. Darüber hinaus ist er aber auch sehr lustig - ohne das selbst zu wissen. Wenn er uns auf dem Platz Trainingsformen erklärt hat, gab es immer großes Gelächter. Es war einfach witzig, auf was für eine positive, verspielte Art und Weise er uns das vorgemacht hat.