Max Eberl von Borussia Mönchengladbach im Interview: "Der labert wieder um den heißen Brei herum"

Max Eberl ist seit bald elf Jahren Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach.
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Da kommt einem die Vertragsverlängerung mit Hecking Ende November 2018 in den Sinn.

Eberl: Zum Beispiel. Damals waren wir Dritter. Es war genau richtig, dies zu tun. Stellen Sie sich doch nur einmal die Diskussion vor, wenn ich gesagt hätte, wir gehen in die Rückrunde, ohne mit Dieter zu verlängern. Wenn wir dann zwei Spiele verloren hätten, würde es heißen, der Eberl hat kein Vertrauen in den Trainer und gefährdet den Erfolg. Ich muss also sowohl strategisch planen, als auch den kurzfristigen Erfolg im Auge haben - und das macht es kompliziert.

Als man Heckings Aus offiziell verkündete, ließen Sie auch durchblicken, dass auf der Führungsebene personeller Zuwachs angedacht ist. Inwiefern ist Ihnen denn daran gelegen, dass sich der Verein vom bald elf Jahre agierenden Sportdirektor Eberl unabhängig macht?

Eberl: Der Job ist in den letzten ein, zwei Jahren einfach extrem und massiv beanspruchend geworden. Steffen Korell, unser Direktor der Scoutingabteilung, der Cheftrainer und ich machen bei uns alles im sportlichen Bereich. Als ich anfing, fand ich jeden Tag noch Zeit, um zu Hans Meyer ins Büro zu gehen und über Fußball zu reden. Heute bin ich vier, fünf Tage die Woche bei DFL, DFB, Beratern oder öffentlichen Veranstaltungen und kann mit viel Glück gerade noch das Abschlusstraining mit dem Trainer besprechen. Ich sehe mich aber als Partner für ihn. Wenn ich das kaum mehr sein kann, geht mir Spaß verloren.

Das mögliche neue Konstrukt soll Sie also auch entlasten, damit Sie Ihre Rolle, so wie Sie sie sehen, erfüllen können?

Eberl: Genau. Andernorts gibt es mittlerweile auch veränderte Vereinsstrukturen, bei denen sich dann fünf oder sechs Menschen um all diese Themen kümmern. Wir wollen uns breiter und besser aufstellen. Dann bekomme ich mehr Luft und kann auch wieder näher an der Mannschaft sein. Ich will damit aber nicht meinen Nachfolger aufbauen. Das zu behaupten finde ich ehrlich gesagt sogar anmaßend. Mir kann aber rein theoretisch morgen etwas passieren und dann darf der Klub nicht führungs- und strukturlos zurückbleiben.

Wieso konnte in dieser Sache bislang noch kein Vollzug gemeldet werden?

Eberl: Eine Person zu finden, die in unsere starke, vertraute und gewachsene Struktur menschlich wie qualitativ passt, ist nicht so leicht. Wir sind in aller Ruhe auf der Suche. Es war nicht geplant, das jetzt schon im Sommer umzusetzen. Das kam damals auf der PK, als wir Dieters Aus verkündet haben, etwas anders herüber, weil ich dort auch sehr aus der Emotion heraus gesprochen habe. Klar, wenn der ideale Kandidat plötzlich vom Himmel gefallen wäre, hätten wir vielleicht schon Vollzug gemeldet. Ich habe aktuell aber keinen Kandidaten und kann auch noch nicht sagen, wie die Position aussehen oder heißen soll. Das muss ich für mich erst einmal definieren.

Wieso hat es mit Rouven Schröder, der als heißer Kandidat galt, nicht geklappt?

Eberl: Rouven Schröder ist Sportvorstand in Mainz. Soll ich ihm sagen, hör' zu, du kannst bei mir mitmachen? Würde er das machen? Wenn ich noch gar keine Position habe, kann ich auch noch keinen Kandidaten haben. Ich muss für diesen Posten in unserer hoch diffizilen Struktur zunächst einmal eine Idee entwickeln. Wenn ich die habe, beschäftigen wir uns auch mit Kandidaten.

Wie ist es denn grundsätzlich um Ihre eigene Zukunft bestellt? Es steht geschrieben, dass es in Ihrem neuen Kontrakt eine Klausel geben soll, die Ihnen erlaubt, bei einem erneuten Angebot des FC Bayern trotz bestehenden Vertrags nach München wechseln zu dürfen.

Eberl: Meine persönliche Meinung ist ganz klar: Sportdirektoren dürfen in ihrem eigenen Vertrag keine Ausstiegsklauseln haben. Das würde der Unglaubwürdigkeit die Krone aufsetzen.

Wie meinen Sie das?

Eberl: Sich als leitender Angestellter selbst Klauseln einzubauen, um den Verein bei einem gewissen Betrag wann auch immer verlassen zu können, wäre ein total falsches Signal. Ich habe ja nicht nur eine Verantwortung für mich, sondern auch für meine Mitarbeiter, die Mannschaft und bei einer solch langen Zugehörigkeit auch gegenüber dem gesamten Verein. Wir Sportdirektoren sind für die Nachhaltigkeit und Identität des gesamten Vereins zuständig. Wenn wir wechseln könnten, ohne mit der Wimper zu zucken, könnte man einem Klub richtig Schaden zufügen.

Es gebietet die journalistische Pflicht, hier noch einmal konkret nachzuhaken: Die vermeintliche Bayern-Klausel gibt es in Ihrem Vertrag also nicht?

Eberl: Ich hätte doch nicht gerade eben dieses Statement abgegeben, wenn ich eine Klausel in meinem Vertrag hätte. Dann wären wir wieder beim Thema Lügen und der Kreis dieses Interviews wäre geschlossen. (lacht)