Einer Ihrer besten Freunde erlebt die deutsche Stadionatmosphäre aktuell jede Woche als Trainer: Adi Hütter, der bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag steht. Seit wann kennen Sie ihn?
Glieder: Seit wir in der Jugend gemeinsam für den Grazer AK spielten. Ich bin ein Jahr älter als er und als ich mit 18 den Führerschein hatte, nahm ich ihn immer zum Training mit. Er fuhr mit dem Mofa vom Haus seiner Großeltern, wo er damals wohnte, zur Tankstelle bei der Autobahnauffahrt Gleisdorf. Dort holte ich ihn mit meinem Opel Kadett C ab und nahm ihn nach Graz mit. Er nannte mein Auto immer "Kermit", weil es grün war wie ein Frosch. Nach dem Training habe ich ihn bei der Tankstelle wieder abgesetzt.
Es sollte nicht Ihre einzige gemeinsame Station mit Hütter bleiben.
Glieder: Bei Austria Salzburg haben wir später nochmal als Aktive zusammengespielt. Als der Adi 2012 Cheftrainer beim SV Grödig wurde, hat er mich gefragt, ob ich sein Co-Trainer sein will - was ich natürlich wollte.
Wie war es, einen guten Freund als Chef zu haben?
Glieder: Als enge Freunde konnten wir uns natürlich alles ehrlich sagen. Das war einerseits gut, aber auch schwierig, wenn wir unterschiedliche Meinungen vertraten. Er war jedoch der Chef und hat final entschieden. Adi trifft gerne Entscheidungen und meistens auch die richtigen. Seine große Stärke ist die Menschenführung, aber auch taktisch hat er viel Ahnung. Nach den zwei Jahren in Grödig wusste ich, dass aus ihm ein großer Trainer werden würde. Seine Arbeit war einfach Bombe.
Warum sind Sie zu seiner nächsten Station RB Salzburg nicht mitgekommen?
Glieder: Salzburg wollte nicht, dass er einen eigenen Co-Trainer mitbringt. Deswegen habe ich den Job gewechselt und bin Spielerberater geworden. Als der Adi 2015 zu den Young Boys Bern wechselte, wollte ich meinen neuen Job nicht schon wieder aufgeben. Deswegen ist Christian Peintinger sein Co-Trainer geworden, ein guter Freund von uns aus Graz. Die beiden arbeiten auch jetzt in Frankfurt zusammen.
Waren Sie schon mal zu Besuch?
Glieder: Ja, schon mehrmals. Zum Beispiel bei den Europa-League-Spielen gegen den FC Chelsea und Inter Mailand in der vergangenen Saison. Im Sommer war der Adi mit Frankfurt in Windischgarsten im Trainingslager. Da habe ich auch vorbeigeschaut. Wir haben uns am Abend gemeinsam mit Frankfurts Präsidenten Peter Fischer getroffen, aber der Adi ist frühzeitig schlafen gegangen. Dann bin ich mit dem Peter an der Hotelbar versumpft und habe noch das eine oder andere Getränk konsumiert. Irgendwann meinte er, dass Adi so einen geilen Job macht und ihn die Fans lieben.
Wie häufig stehen Sie und Hütter in Kontakt?
Glieder: Wenn wir uns länger nicht sehen, telefonieren wir regelmäßig. Ich habe ihn nach dem 5:1-Sieg gegen den FC Bayern München angerufen und ihm gesagt, dass er die Pressekonferenz nach dem Spiel gegenüber Bayern-Trainer Niko Kovac super respektvoll absolviert hat. Ich habe sie mir extra angeschaut, weil ich Niko auch gut kenne. Er hat ein Haus in Salzburg und seine Kinder gehen hier zur Schule. Wir sind in Salzburg alle eng verbandelt: der Adi, der Niko und ich.
Wann haben Sie Kovac letztmals getroffen?
Glieder: Bei der vorletzten Länderspielpause war er mich in Salzburg besuchen und wir haben eine Runde Golf gespielt. Nach einer Niederlage beim letzten Mal habe ich diesmal zum Glück gewonnen.
Das war zwei Wochen vor seiner Trennung vom FC Bayern. Wie hat er auf Sie gewirkt?
Glieder: Niko ist ein harter Arbeiter, der jeden Tag zwölf Stunden schuftet. Wenn wir uns treffen, ist deshalb Abschalten angesagt. Dann nerve ich ihn nicht mit Fragen zu seiner Arbeit. Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass ihn seine Situation beim FC Bayern belastet.
Auch einen anderen prominenten Trainer kennen Sie gut: Deutschlands Bundestrainer Joachim Löw, mit dem Sie 2002 mit dem FC Tirol österreichischer Meister wurden. Wie haben Sie ihn erlebt?
Glieder: Natürlich hatte er Ahnung von Fußball, aber seine großen Stärken waren sein Auftreten und seine Rhetorik. Jogis Ansprachen waren sensationell. Sein Dialekt war zwar ein bisschen lustig, aber deswegen gab es keine Kommunikationsprobleme. Er selbst war kein Spaßvogel, sondern hat immer pure Siegesgewissheit ausgestrahlt.