Bundesliga: RB Leipzigs und Borussia Mönchengladbachs Bosse sprechen über Meisterkampf

Julian Nagelsmann ist seit Sommer Trainer von RB Leipzig.
© getty

Die Bundesliga ist so spannend wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Bei SPOX und Goal sprechen die Bosse von Herbstmeister RB Leipzig und Verfolger Borussia Mönchengladbach über die Aussichten, Dauermeister FC Bayern endlich den Titel streitig zu machen.

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Im Januar vor zehn Jahren spielte RB Leipzig in der Oberliga Nordost, Trainer war ein gewisser Tino Vogel, Star des Teams der in die Jahre gekommene Ex-Nationalspieler Ingo Hertzsch.

Fünf Klassen darüber fand derweil eines der spannendsten Meisterrennen der Bundesliga-Geschichte statt, die ersten sechs Mannschaften waren nach der Hinrunde nur sieben Punkte voneinander getrennt.

Seitdem folgten zwei klare Meisterschaften für Borussia Dortmund und danach die achtjährige Dominanz von Rekordmeister FC Bayern. Erst zu Beginn des neuen Jahrzehnts ist die Liga wieder so spannend wie in der Saison 2009/10.

Diesmal liegen nur sieben Punkte zwischen den ersten fünf Vereinen und ganz oben steht überraschend der damalige Oberligist Leipzig (37 Punkte), gefolgt von Borussia Mönchengladbach (35). "Mein Meistertipp war schon vor der Saison RB Leipzig - und das ist auch jetzt der Favorit auf den Titel", sagt Gladbachs Sportchef Max Eberl zu SPOX und Goal.

Dem schließen sich vor dem Rückrundenstart immer mehr Experten wie Lothar Matthäus oder Dietmar Hamann, Klubverantwortliche und Fans an. Und auch die Bundesliga-Profis setzten in einer Umfrage des kicker auf Leipzig (43,1 Prozent) und nicht wie in den Vorjahren auf Bayern (36 Prozent).

RBL-Boss Oliver Mintzlaff: "Wissen, dass es nicht einfach wird"

Spricht man mit RB-Chef Oliver Mintzlaff, so wählt auch er wie zuvor sein Kollege Max Eberl die Defensivtaktik. "Diese Prognosen beschäftigen uns gar nicht. Wenn man bei einem 10.000-Meter-Lauf nach der Hälfte vorne ist und zwei, drei Gegner zwei Meter hinter Dir hast, ist das Rennen ja auch noch nicht gelaufen. Ob wir Meister werden, entscheidet erst der 34. Spieltag", meint der frühere Leichtathlet.

Unmittelbar danach macht Mintzlaff im Gespräch mit SPOX und Goal allerdings deutlich, dass die erfolgreichste Hinrunde der Vereinsgeschichte für Selbstbewusstsein bei den Sachsen gesorgt hat und man die Tabellenspitze so lange wie möglich verteidigen will. "Natürlich nehmen wir die Herausforderung an und freuen uns auf die Rückrunde. Aber wir wissen, dass es nicht einfach wird", erklärt der Vorstandsvorsitzende des Klubs von Limonaden-Milliardär Dietrich Mateschitz.

"Ich erwarte eine ähnlich starke Halbserie wie in der Hinrunde: Dass wir diesen attraktiven Fußball weiterspielen und unsere Spieler tagtäglich besser machen. Dann können wir unser Ziel erreichen, uns für die Champions League zu qualifizieren."

RB Leipzig offensiv überragend

Verantwortlich dafür ist Julian Nagelsmann, der zumindest die Königsklasse als klares Ziel ausgibt. "Wir wollen unter die ersten vier kommen - das impliziert auch den ersten Platz", sagte der Chefcoach zu den euphorisierten Fans, die der Mannschaft nach dem Trainingsauftakt eine selbst gebastelte Meisterschale mit der Aufschrift "Wir werden Meister" überreichten.

Schon zuvor hatte Nagelsmann in einem Interview allerdings mächtig auf die Bremse getreten. "Wir müssen uns entwickeln. Aktuell sind wir noch nicht gut genug, um Meister zu werden", sagte er der Bild-Zeitung. Die entscheidende Frage wird sein, ob die Leipziger angesichts der Dreifachbelastung ihr bislang konstant hohes Niveau bis zum Mai halten können.

Das gilt sowohl für die Offensive um den überragenden Timo Werner, die ihren Torschnitt in der Hinserie von 1,85 auf 2,82 Treffer pro Spiel steigerte, als auch für die Defensive (drittwenigste Gegentore). Hier drohen angesichts der Ausfälle der Stamm-Innenverteidiger Ibrahima Konate und Kapitän Willi Orban, dem geplatzten Einkauf von Benjamin Henrichs, der Rekonvaleszenz von Kevin Kampl und dem Verkauf von Diego Demme (für zwölf Millionen Euro zum SSC Neapel) aktuell die größten Probleme.

Max Eberl: "Viele Vereine werden versuchen, uns zu jagen"

Personell deutlich besser aufgestellt ist aktuell Verfolger Mönchengladbach, wo Trainer Marco Rose eher überlegen muss, wen er auf die Bank setzt. Trotz der Hochstimmung unter den Fohlen-Fans will aber auch der 43-Jährige nicht von der ersten Meisterschaft seit 1977 sprechen. "Es gibt andere Teams, die aufgrund ihrer Möglichkeiten eher so aufgestellt sind, dass sie das Ziel Meisterschaft klar und offen kommunizieren können und müssen", sagte Rose dem kicker.

Vorteil der Borussen ist die Tatsache, dass sie sich im Gegensatz zu den unmittelbaren Konkurrenten komplett auf die Liga konzentrieren können. Nachteil könnte hingegen die erhöhte Erwartungshaltung sein, zumal die Mannschaft in den beiden vergangenen Jahren eine deutlich schlechtere zweite Halbserie spielte. Entsprechend ernüchternd wirkte das 1:3 gegen den niederländischen Erstligisten Heracles Almelo zu Beginn der Vorbereitung.

"Wir haben als Tabellenzweiter eine ganz andere Ausgangslage. Viele Vereine werden versuchen, uns zu jagen", sagt Eberl zu SPOX und Goal. "Trotzdem wollen wir versuchen, wieder so erfolgreich zu sein wie in der Hinrunde. Wir wünschen uns den Einzug in die Champions League, aber dafür müssen wir noch viel tun."

Letztlich, das macht auch Oliver Mintzlaff klar, blicken die Topteams vor allem auf den hinter Gladbach lauernden Titelverteidiger. "Bayern hat ja in der vergangenen Saison bewiesen, dass sie auch neun Punkte Rückstand auf den Tabellenführer aufholen können", erinnert er ans Vorjahr.

Und der Rückblick auf die letzte spannende Meisterschaft vor zehn Jahren kann den Münchnern als gutes Omen dienen: Damals stand der FCB nach 17 Spieltagen so wie jetzt auf Platz drei und holte unter Louis van Gaal am Ende souverän den Titel. "Es ist auch für uns bei Bayern interessant, wenn es vorne enger zugeht", sagte Präsident Herbert Hainer am Dienstag auf dem Neujahrsempfang der DFL: "So lange wir am Ende oben stehen und deutscher Meister werden, ist das alles okay."

Bundesliga-Tabelle vor der Rückkrunde

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.RB Leipzig1748:202837
2.Borussia M'gladbach1733:181535
3.Bayern München1746:222433
4.Borussia Dortmund1741:241730
5.Schalke 041729:21830
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