BVB - Sebastian Kehl im Interview: "Wenn man sich so doof anstellt, kann man keine Spiele gewinnen"

Von Sascha Staat
Sebastian Kehl (r.) hat sich nach der Pleite in Leverkusen geäußert.
© imago images

Nach der 3:4-Niederlage von Borussia Dortmund bei Bayer Leverkusen waren die BVB-Verantwortlichen ziemlich bedient. Entsprechend klare Worte fand anschließend in der Mixed Zone daher auch Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspielerabteilung des BVB.

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Kehl bemängelte dabei die teilweise fehlende Ernsthaftigkeit in der Defensive und stellte klar, dass es ein Problem der Spieler auf dem Platz selbst sei.

Herr Kehl, was ist alles schiefgelaufen, wenn man auswärts drei Tore schießt und trotzdem nicht gewinnt?

Sebastian Kehl: Dann hat man erneut zu viele Gegentore kassiert. Uns gelingt es in den letzten Wochen häufig, viele Tore zu schießen und viele Möglichkeiten herauszuspielen. Aber wenn man erneut viele Gegentore kassiert und sich teilweise auch so doof anstellt, dann kann man leider die Spiele nicht gewinnen.

Wie ist es zu erklären, dass die Mannschaft als Gesamtkonstrukt so schwach verteidigt? Mit 32 Gegentoren zu diesem Zeitpunkt der Saison kann man schließlich nicht ganz oben angreifen.

Kehl: Wir haben mit unterschiedlichen Systemen gespielt, gegen Leverkusen zum Beispiel wieder mit einer Viererkette. Davor oft mit einer Dreierkette. Wir haben es jedenfalls in dieser Formation nicht geschafft, ausreichend stabil zu sein, um Leverkusen in deren Druckphase gut zu verteidigen.

Dabei ist es zuvor eigentlich gut gelaufen, oder?

Kehl: Ja. Ich glaube, dass die 3:2-Führung auch total verdient war. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir das Spiel im Griff. Wir waren dann aber zu passiv. Wir müssen eigentlich vorne weiter gut anlaufen und gemeinsam verteidigen. Es ist nicht nur ein Problem der Defensive, sondern am Ende ist es ein gesamtheitliches Arbeiten.

Kehl: "Es braucht einen Spieler, der das Kommando übernimmt"

Wie hätte es besser gelöst werden können?

Kehl: Wir hätten Leverkusen gar nicht erst in die Räume kommen lassen, in denen sie gefährlich werden können. Den Fehler haben wir erneut gemacht und uns zu weit zurückgezogen. Wir wissen natürlich, dass Leverkusen eine gewisse Qualität hat. Das haben sie in den letzten Wochen auch gezeigt. So verlierst du das Spiel noch.

Sie haben selbst im defensiven Mittelfeld gespielt und die Erfahrung, wie man sich insbesondere nach einer Führung organisieren muss. Was muss innerhalb der Mannschaft passieren, um so ein Ergebnis in den letzten 20 Minuten nach Hause zu bringen?

Kehl: Es braucht in solchen Situationen den einen oder anderen Spieler, der das Kommando übernimmt. Diesen Ruck innerhalb einer Mannschaft, das Bewusstsein bei allen, dass jeder Zweikampf entscheidend ist. Dass jedes Anlaufen, jedes aggressive Anlaufen notwendig ist, um den Gegner daran zu hindern, eine Torchance zu erspielen. Das hat uns wieder gefehlt. Die Ernsthaftigkeit, in solchen Phasen die Zweikämpfe zu führen und unbedingt gewinnen zu wollen, einfach mal nach dem 3:2 unser Tor zu verteidigen, das schenken wir zu leicht her. Natürlich sind die Jungs auf dem Platz gefordert. Von außen kann man dann nicht mehr groß eingreifen. Da muss sich der ein oder andere einfach an die eigene Nase fassen.

Verbietet sich bei so vielen Gegentoren aktuell der Blick auf die Tabellenspitze?

Kehl: Vor dem Spieltag war es schon so, dass wir die Möglichkeit gesehen haben, hier auch mit dem Schwung, den wir in der Liga hatten, richtig nach vorne zu rücken. Aber durch die Niederlage müssen wir erstmal wieder an anderen Dingen arbeiten. Die Sachen vom Spiel in Leverkusen müssen wir richtig aufarbeiten, denn es war insgesamt eine Woche zum Vergessen.

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