"Wir freuen uns nun darauf, idealerweise schon ab Mitte Mai den Spielbetrieb wieder aufnehmen zu können. Damit ist gewährleistet, dass die sportlichen Entscheidungen auf dem Platz und nicht am grünen Tisch fallen", sagte Rummenigge nach Bekanntgabe der Entscheidung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten der Bundesländer. Die Klubs der Bundesliga können ab der zweiten Mai-Hälfte die aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochene Saison ohne Zuschauer fortsetzen. Am Abend informierte die DFL die 36 Klubs per Rundschreiben, dass das DFL-Präsidium als zuständiges Gremium beschlossen hat, die Saison am 15. Mai fortzusetzen.
Aufgrund eines Eklat-Videos von Hertha-Profi Salomon Kalou am Montag war eine Zusage aus der Politik für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in den kommenden Wochen unwahrscheinlicher geworden. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bezeichnete jenes Video am Mittwoch zwar als "ein schweres Eigentor" und verstehe auch, dass die Entscheidung "sehr kontrovers" sei, aber eben auch auf einer "vernünftigen Einigung" fuße.
"Die Verantwortlichen werden alles tun, um Sicherheit zu erreichen. Die Spieler, die sich unvernünftig verhalten, sollten auch mit Konsequenzen rechnen müssen", führte Söder weiter aus: "Es haben sich nicht nur normale Menschen an alle Hygienemaßnahmen zu halten, sondern auch die, die sehr, sehr viel verdienen."
Watzke begrüßt Restart: "Wäre wirtschaftlich nicht durchzuhalten gewesen"
Rummenigge bedankte sich daher explizit bei der Politik, "dass sie mit ihrer heutigen Entscheidung die Möglichkeit geschaffen hat, die Bundesligasaison zu Ende zu spielen" und schob einen weiteres Lob für das "hervorragende organisatorische und medizinische Konzept" der DFL und der Task Force Medizin nach. "Ich appelliere an alle Beteiligten, die Vorgaben dieser Konzepte, die die Grundlage zur Wiederaufnahme des Spielbetriebes sind, vorbildlich und extrem diszipliniert zu befolgen."
Auch Watzke begrüßte die Entscheidung. "Wir werden - im Wissen darum, dass es keine Garantien gibt - alles versuchen, um eine möglichst hohe Sicherheit zu gewährleisten, dass es zu keinen neuen Infektionen bei Spielern und deren Familien kommt", sagte Dortmunds Geschäftsführer. Es sei laut Watzke zwar für einen Verein wie den BVB eine "enorme Herausforderung", ohne Fans zu spielen, aber "die Bundesliga so lange ruhen zu lassen, bis wieder Zuschauer in die Stadien dürfen, wäre für die Vereine wirtschaftlich nicht durchzuhalten gewesen."
Auch DFL-Chef Christian Seifert gab noch am Mittwoch ein Statement zur Entscheidung der Politik ab und bedankte sich für das "Vertrauen": "Die heutige Entscheidung ist eine gute Nachricht für die Bundesliga und die 2. Bundesliga. Sie ist verbunden mit einer großen Verantwortung für die Klubs und ihre Angestellten, die medizinischen und organisatorischen Vorgaben diszipliniert umzusetzen. Spiele ohne Stadion-Zuschauer sind für niemanden eine ideale Lösung. Es ist in einer für einige Klubs existenzbedrohenden Krise allerdings die einzige Möglichkeit, den Fortbestand der Ligen in ihrer jetzigen Form zu bewahren."
FC Bayern plant Quarantäne-Woche in einem Hotel in München
Laut Plan müsste der BVB ausgerechnet mit dem Revierderby gegen Schalke wieder beginnen. "Ich weiß nicht, ob es so kommt. Grundsätzlich wird die Liga jetzt einen Spielplan erstellen. Sportlich ist das Spiel gegen Schalke natürlich von großer Rivalität geprägt, aber beide Klubs haben sich zuletzt gegenseitig unterstützt", erklärte Watzke der Bild-Zeitung.
Rummenigge sagte dem Blatt indes, dass die Bayern gegebenenfalls ab Freitag für eine Woche in München ein Hotel beziehen würden, in dem sie die einzigen Gäste seien: "Wir werden eine Woche dort bleiben und würden dann am Freitag nach Berlin fliegen." Die Bayern müssten am übernächsten Wochenende bei Aufsteiger bei Union Berlin antreten.
Bundesliga-Restart: Die weiteren Reaktionen
- Thomas Hitzlsperger (Vorstandsvorsitzender VfB Stuttgart): "Wir haben immer betont, welche Bedeutung die Fortsetzung der Saison für den Fußball hat. Dementsprechend froh sind wir über die getroffene Entscheidung. Gleichzeitig wissen wir, welche Verantwortung mit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs einhergeht. Dieser Verantwortung wollen und werden wir gerecht werden und weiterhin sehr genau auf die Einhaltung der vorgegebenen Richtlinien achten. Im Rahmen der anstehenden DFL-Versammlung kann nun die Detailplanung für die kommenden Tage und Wochen erfolgen."
- Frank Bohmann (Geschäftsführer HBL): "Ich finde es gut, die Entscheidung begrüße ich. Grundsätzlich ist es ein sehr gutes Zeichen, und es freut mich für die DFL. Es ist vielleicht auch ein Zeichen für den gesamten Sport. Die DFL hat das sehr professionell vorbereitet, und ich glaube, das ist verantwortbar. Aber man muss den Prozess verfolgen. Blöd wäre, wenn es dann tatsächlich im operativen Geschäft zu Fehlentwicklungen kommen würde."
Fritz Keller (DFB-Präsident): "Die Entscheidung ist ein Vertrauensbeweis der Gesundheitsbehörden und der Politik, für den wir dankbar sind. Es ist ein erster Schritt, Sport wieder sichtbar stattfinden zu lassen, der Hoffnung darauf macht, dass der Fußball sukzessive wieder in den Alltag der Menschen zurückkehrt, wenngleich zunächst via Fernsehübertragungen in die Wohnzimmer. Wir gehen davon aus, dass in diese Öffnung neben der Bundesliga und 2. Bundesliga auch unter dem Aspekt der Gleichbehandlung von Berufsfußballerinnen und -fußballern ebenso die unter dem Dach des DFB organisierten Profispielklassen der 3. Liga und der Frauen-Bundesliga sowie der DFB-Pokalwettbewerb grundsätzlich eingeschlossen sind, zumal das gemeinsam von DFB und DFL erarbeitete Hygienekonzept selbstverständlich auch dort vollumfänglich umgesetzt wird. Ein gutes Zeichen für den Breitensport ist auch die schrittweise geplante Öffnung der Freiluftsportanlagen, die unseren Amateurvereinen die Möglichkeit gibt, den Trainingsbetrieb unter Auflagen und in Kleingruppen nach und nach wieder aufzunehmen."
Joachim Löw (Bundestrainer): "Als Bundestrainer freue ich mich natürlich, wenn unsere Nationalspieler wieder in einen Wettkampfmodus kommen. Das ist ein wichtiger Schritt, denn auch unser Blick ist nach vorn gerichtet auf die Planungen der Nationalmannschaft nach der Corona-Krise."
Oliver Bierhoff (DFB-Direktor): "Auch aus Gesprächen mit unseren Nationalspielern, die im Ausland spielen, weiß ich, mit wie viel Aufmerksamkeit und Anerkennung dort diese Entscheidung verfolgt wird. Der deutsche Fußball und die Bundesliga übernehmen hier eine Vorreiterrolle, aus der sich auch mit Blick auf die Ausrichtung möglicher Länderspiele, die wir uns alle in der zweiten Jahreshälfte wünschen, wichtige Impulse ergeben können."