Auf ein hüftsteifes Tänzchen wie Kumpel Jürgen Klopp verzichtete Marco Rose in der Mönchengladbacher Partynacht lieber. Er habe "ein bisschen Knieprobleme", sagte der Borussia-Trainer mit einem Grinsen und überließ die Bühne im VIP-Raum des Stadions seinen Spielern. Die begossen den Einzug in die Champions League dann auch standesgemäß - mit viel Bier, Schlager-Musik und schiefen Gesängen.
Das Team solle "die Sau rauslassen", sagte auch Max Eberl, schließlich sei der dritte Einzug in die Königsklasse innerhalb von sechs Jahren vergleichbar mit einer Meisterschaft. "Klar, ein Pokal ist nicht da. Aber wir nehmen einfach irgendwelche Blumenvasen", sagte der Sportdirektor im Aktuellen Sportstudio des ZDF und schwärmte: "Es gibt keine Schale, keinen Wimpel, keine Zeremonie. Aber es fühlt sich genau so an."
Tatsächlich war der vierte Platz, den die Borussia mit einem lockeren 2:1 (1:0) gegen Hertha BSC nicht mehr aus der Hand gab, der Lohn einer ganz starken Saison. Acht Spieltage lang stand Gladbach sogar an der Tabellenspitze, 65 Punkte bedeuteten die zweitbeste Ausbeute seit 1984. Bei der Frage nach dem "Mitarbeiter der Saison" musste Eberl dann auch nicht lange überlegen. "Das ist Marco Rose", sagte er wie aus der Pistole geschossen.
Borussia Mönchengladbach: Roses Offensiv-Fußball kommt an
Rose hatte zu Saisonbeginn Dieter Hecking abgelöst, der trotz eines fünften Platzes gehen musste. Ein mutiger Schritt, doch die Rechnung ging auf. "Wir haben in Marco einen Trainer gefunden, der unfassbar gut zu Borussia passt und einen sensationellen Job gemacht hat. Er hat innerhalb kürzester Zeit Menschen begeistert", sagte Eberl.
Auch die unter Hecking durchaus kritischen Fans hat Rose mit seinem Offensiv-Fußball überzeugt. Unmittelbar nach Schlusspfiff ertönte vor dem Stadion ein Hupkonzert, auch "VfL"-Gesänge waren nicht zu überhören.
Rose selbst blickte derweil schon in die Zukunft. "Wir haben 65 Punkte geholt, aber nächstes Jahr geht es wieder bei null los. Wir wollen wieder einen guten Spirit entwickeln und viele, viele Spiele gewinnen", sagte er. So wie am Samstag, als Tore von Jonas Hofmann (7.) und Breel Embolo (78.) alle Zweifel an der Königsklasse beseitigten. Vedad Ibisevic verkürzte erst in der 90. Minute.
Gladbach: Dank CL-Teilnahme klingt die Kasse
Mit rund 20 Millionen Euro Mehreinnahmen darf Eberl nun planen, in schwierigen Corona-Zeiten ein stattliches Sümmchen. Er wolle "dafür kämpfen, den Kader quantitativ und qualitativ zu verbessern", sagte er. Umworbene Stars wie Denis Zakaria und Marcus Thuram dürften nun wohl bleiben, die Liste der angeblichen Neuzugänge ist schon jetzt ellenlang.
In der königlichen Partynacht spielte all das indes noch keine Rolle. Schon in der Kabine hatten die Borussen zu "Hulapalu" von Schlager-Barde Andreas Gabalier Bierduschen verteilt, zwei Etagen höher begann dann gemeinsam mit den Frauen und Klubmitarbeitern die ganz große Feier.
Und wenn es schon keine Schale als Belohnung gab, dann zumindest die Aussicht auf ein wenig Erholung. "Wenn die Party aus den Klamotten geschüttelt ist, mache ich Urlaub", sagte Trainer Rose: "Den haben wir alle verdient."
Die Abschluss-Tabelle der Bundesliga
Platz | Team | Sp. | Tore | Diff | Pkt. |
1. | Bayern München | 34 | 100:32 | 68 | 82 |
2. | Borussia Dortmund | 34 | 84:41 | 43 | 69 |
3. | RB Leipzig | 34 | 81:37 | 44 | 66 |
4. | Borussia M'gladbach | 34 | 66:40 | 26 | 65 |
5. | Bayer Leverkusen | 34 | 61:44 | 17 | 63 |
6. | TSG Hoffenheim | 34 | 53:53 | 0 | 52 |
7. | Wolfsburg | 34 | 48:46 | 2 | 49 |
8. | SC Freiburg | 34 | 48:47 | 1 | 48 |
9. | Eintracht Frankfurt | 34 | 59:60 | -1 | 45 |
10. | Hertha BSC | 34 | 48:59 | -11 | 41 |
11. | 1. FC Union Berlin | 34 | 41:58 | -17 | 41 |
12. | Schalke 04 | 34 | 38:58 | -20 | 39 |
13. | 1. FSV Mainz 05 | 34 | 44:65 | -21 | 37 |
14. | 1. FC Köln | 34 | 51:69 | -18 | 36 |
15. | FC Augsburg | 34 | 45:63 | -18 | 36 |
16. | Werder Bremen | 34 | 42:69 | -27 | 31 |
17. | Fortuna Düsseldorf | 34 | 36:67 | -31 | 30 |
18. | SC Paderborn 07 | 34 | 37:74 | -37 | 20 |