ABWEHR
- Personal: Waldemar Anton (Vertrag bis 2024), Marc Oliver Kempf (Vertrag bis 2022), Konstantinos Mavropanos (Vertrag bis 2021), Pascal Stenzel (Vertrag bis 2024), Maxime Awoudja (Vertrag bis 2022), Borna Sosa (Vertrag bis 2023), Antonis Aidonis (Vertrag bis 2023), Holger Badstuber (Vertrag bis 2021), Marcin Kaminski (Vertrag bis 2021), Luca Mack (Vertrag bis 2022)
- Fragezeichen: Badstuber
- Kandidaten: keine
Situation: Der VfB ist in der Abwehr vielversprechend aufgestellt, allerdings ist die Lage auch noch ziemlich verworren und undurchsichtig. Fangen wir mit dem einfachsten Teil an: Pascal Stenzel, der aus Freiburg ausgeliehen war und nun wie Kobel fest verpflichtet wurde (Ablöse: 1,3 Mio.), soll eines der Gesichter des neuen VfB werden. Der 24-Jährige ist im Team hoch angesehen, war in der vergangenen Saison bereits einer der Vize-Kapitäne und über weite Strecken der ersten Saisonphase vielleicht der beste Stuttgarter Spieler. Im Tim-Walter-System tauchte Stenzel dank seiner Vielseitigkeit praktisch überall auf dem Feld auf.
Im Laufe der Saison baute Stenzel merklich ab, was erneut zu einem Problem werden könnte. Denn einen nominellen Vertreter Stenzels auf der Rechtsverteidiger-Position sucht man im Kader nach wie vor vergeblich (auch wenn Massimo eine Option wäre) - und offenbar wird sich daran auch nichts ändern.
Borna Sosa: Der Stan Wawrinka des VfB Stuttgart
Nicht viel besser sieht es auf der linken Seite aus. Borna Sosa, der aus einer komplett von Verletzungen durchzogenen Saison kommt, ist und bleibt ein schlampiges Genie. Wer die butterweichen Flanken des Kroaten sieht, will ihn sofort heiraten. Ähnlich wie bei Stan Wawrinkas Rückhand im Tennis. Wer Sosa dann im Defensivverhalten beobachtet, will aber schnell wieder die Scheidung.
Nichtsdestotrotz bleibt Sosa einer der besten Fußballer im Kader. Das Vertrauen der Verantwortlichen scheint zumindest auch so groß, dass auf der linken Seite kein Neuzugang mehr eingeplant ist, obwohl als Alternative für Sosa nur der junge und extrem talentierte Clinton Mola bereitsteht, der aber eigentlich im defensiven Mittelfeld zuhause ist. Eine Rückkehr von Tim Leibold (letzte Saison 16 Vorlagen für den HSV) scheint vom Tisch.
Während außen die Alternativen rar gesät sind, droht Trainer Pellegrino Matarazzo innen ein Überangebot. Lässt man die jungen Antonis Aidonis (soll als nächsten Schritt in der 2. Mannschaft Verantwortung übernehmen), Luca Mack (könnte noch verliehen werden) und Maxime Awoudja (Achillessehnenriss) außen vor, bleiben fünf Innenverteidiger übrig.
Waldemar Anton: Potenzial zum Königstransfer
Den rechten Part in der Innenverteidigung können die beiden Neuzugänge Waldemar Anton (für 4 Mio. aus Hannover) und Konstantinos Mavropanos (ausgeliehen vom FC Arsenal) bekleiden. Beide sind spannende Fälle. Anton, der auch im Mittelfeld einsetzbar ist, könnte sich als Königstransfer herauskristallisieren, sollte der 24-Jährige sein immenses Potenzial in Stuttgart ausschöpfen können.
Die Karriere des ehemaligen U21-Nationalspielers ist nach einem überragenden Start in den vergangenen Jahren etwas ins Stocken geraten. Sonst wäre Anton, der neben seinen fußballerischen auch Leader-Fähigkeiten mitbringt, auch nicht in Stuttgart. Ob ihm die Luftveränderung guttut?
Mavropanos ersetzt Nathaniel Phillips (nach Leihe zurück nach Liverpool), ist aber stärker einzuschätzen. Der 22-jährige Grieche gehört in die Kategorie Tier, bringt körperlich enorm viel mit, ist hart im Zweikampf, kopfballstark und schnell. Schwächen sind bei Mavropanos, der in der vergangenen Saison in Nürnberg spielte, vor allem noch mit dem Ball auszumachen.
Auf der linken Innenverteidiger-Position sollte normalerweise Kapitän Marc Oliver Kempf die besten Karten haben. Aber erstens wird Kempf den Start in die Saison nach seiner schweren Schulterverletzung verpassen. Und zweitens war er in der vergangenen Saison zwischendurch plötzlich ohne ersichtlichen Grund komplett weg vom Fenster und saß nur noch auf der Bank. Ist ein fitter Kempf für Matarazzo gesetzt? Bleibt er überhaupt Kapitän? Man weiß es nicht.
Was passiert mit Holger Badstuber?
Durch die Kempf-Verletzung ist Marcin Kaminski in der Pole Position für einen Platz in der Startelf. Der Pole leistete sich zwar nach seiner Rückkehr nach schwerer Verletzung einige grausame Böcke, hat aber schon gezeigt, dass er ein guter Bundesliga-Verteidiger sein kann und sollte nach einer kompletten Vorbereitung auch in besserer Verfassung sein.
Anton, Mavropanos, Kaminski, Kempf - wer braucht da Holger Badstuber? Zumal es auch noch einen Atakan Karazor gibt, der gezeigt hat, dass die Quarterback-Rolle in der Dreierkette, die sich als klar beste Abwehrformation offenbarte, vielleicht seine beste Position ist.
Der VfB würde Badstuber deshalb wohl kaum Steine in den Weg legen, sollte er wechseln wollen. Will er aber offenbar nicht, wie der 31-Jährige in einem Gespräch mit dem ZDF-Sport-Instagram-Kanal kürzlich offenbarte: "Ich bleibe sicher beim VfB. Mein Vertrag läuft bis 30. Juni 2021. Das ist mir sehr wichtig: Ich bin ein Spieler, glaube ich, der Verträge abschließt, um sie einzuhalten."
Badstuber glaubt also, dass er ein Spieler ist, der Verträge einhält. Interessant. Aber setzt er sich auch ein ganzes Jahr lang auf die Tribüne, wenn der Verein ihm klarmacht, ohne ihn zu planen?