FC Bayern - Alphonso Davies: Der erste Mini-Kratzer im Boliden-Lack

Von Dennis Melzer
Alphonso Davies muss sich beim FC Bayern erstmals gedulden.
© imago images/Sven Simon

Dauerläufer Alphonso Davies steht beim FC Bayern für höher, schneller, weiter. Jetzt muss erstmals ein kleiner Kratzer aus dem Rennboliden poliert werden.

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Alphonso Davies ist ein sympathischer, ein witziger Zeitgenosse. Regelmäßig sorgt er bei seinen Social-Media-Abonnenten, die mittlerweile im Millionen-Bereich liegen, für Lacher. Als er seine verhältnismäßig spartanisch eingerichtete Wohnung zeigte, sich über ein Follow seines berühmten Landsmannes Drake freute oder auf dem von ihm und seiner Freundin betriebenen YouTube-Kanal 'Jordyn & Alphonso' humorvoll über eine nicht beantwortete Bewerbung bei McDonald's sprach, schnellte der Kanadier auf der Beliebtheitsskala weiter nach oben.

Selbstredend trug vor allem seine sportliche Entwicklung und die damit einhergehende größere Bekanntheit in erheblichem Maße dazu bei, dass 'Phonzie' schnurstracks in die Herzen der Menschen sprintete. Höher, schneller, weiter - das prägte bislang die extrem erfolgreiche Bayern-Zeit des Youngsters.

Monatelang war Davies aus der Viererkette des Rekordmeisters nicht wegzudenken, beackerte die linke Seite wie ein Rennbolide im hohen dreistelligen PS-Bereich, ließ seine Gegner im Vergleich bisweilen wie untermotorisierte Kleinstwagen wirken. Er war Hansi Flicks Dauerbrenner, stand zwischenzeitlich 30-mal in Folge in der Startelf. Beim Champions-League-Finalturnier glänzte er insbesondere im Viertelfinale gegen den großen FC Barcelona.

Umso überraschender mutete es an, dass Davies im ersten Bundesligaspiel der neuen Saison gegen Schalke 04 auf der Bank Platz nehmen musste und Lucas Hernandez, bis dato vornehmlich mit der Rolle des Edelreservisten betraut, von Beginn an ran durfte. "Alphonso hatte in der letzten Trainingseinheit Probleme und hatte für 45 Minuten grünes Licht", begründete Trainer Hansi Flick seine Entscheidung, zunächst nicht auf den Shootingstar gesetzt zu haben.

FC Bayern: Hernandez statt Davies

Weil die Bayern die bemitleidenswerten Gäste aus Gelsenkirchen bereits zur Halbzeit in ihre Einzelteile zerlegt hatten, durfte sich Davies gänzlich auskurieren. Flick stellte ihm indes eine Rückkehr ins erste Glied für den UEFA Supercup in Budapest in Aussicht. Doch auch im Duell mit Europa-League-Sieger FC Sevilla war es Hernandez, dessen Name auf dem Spielberichtsbogen als Linksverteidiger auftauchte.

Der Franzose machte seine Sache bereits gegen Schalke gut, gegen die Andalusier zeigte er seine vielleicht beste Leistung für die Münchner. Vier klärende Aktionen bedeuteten am Donnerstagabend Bestwert aufseiten des FCB, zudem verbuchte Hernandez bis zu seiner Auswechslung sieben Balleroberungen, nur die beiden Innenverteidiger Niklas Süle (8) und David Alaba (11) waren diesbezüglich noch erfolgreicher.

Alphonso Davies
© imago images / Poolfoto UCL

Hansi Flick begründet Hernandez-Einsatz: "War mehr im Rhythmus"

Warum Flick zum zweiten Mal in Folge Hernandez den Vorzug gab? "Lucas war mehr im Rhythmus und bei der Nationalmannschaft in Frankreich dabei. Dort hat er gespielt und auch gut gegen Schalke, deswegen haben wir ihn drin gelassen", sagte der FCB-Coach. Diesmal also nicht, weil Davies mit physischen Beschwerden zu kämpfen hatte. Der erste kleine Rückschlag für Davies nach fast elf Monaten des stetigen Höhenfluges.

Am Sonntag krempelte Flick sein Team um, rotierte in Sinsheim kräftig durch. Zumindest auf der Linksverteidigerposition war die alte Hierarchie jedoch allem Anschein nach wieder hergestellt, ersetzte Davies doch Hernandez, der 99 Supercup-Kampf-Minuten in den Knochen hatte.

Die Partie gegen Hoffenheim entwickelte sich für die Münchner im Allgemeinen und für Davies im Speziellen zu einem Reinfall. Eine Niederlage, die etliche außerirdische Serien beendete, eine Pleite, die zeigte, dass der Dauerdominator aus dem Süden und Davies doch noch zu menscheln vermögen.

Davies gegen Hoffenheim mit ungewohnten Fehlern

Der Abwehrmann, der traditionell mit wuchtigen Läufen positiven Einfluss aufs Offensivspiel nimmt und in der Rückwärtsbewegung jeden Kontrahenten mit beeindruckender Lockerheit einfängt, wirkte im Kraichgau unkonzentriert, leistete sich etliche ungewohnte Flüchtigkeitsfehler, im Vorfeld des 1:3 kam er gegen Pavel Kaderabek zu spät, verlor das entscheidende Kopfballduell.

Davies' Arbeitsnachweis in Zahlen: 17 Ballverluste (Durchschnitt vergangene Saison: 12,97) und eine Zweikampfbilanz von 45 Prozent (Durchschnitt vergangene Saison: 58,64). Es wäre gleichermaßen völlig vermessen wie unangebracht, einem 19-Jährigen, der beim FC Bayern in beispielloser Manier zum Stammspieler avancierte, gerade mit Blick aufs Alter über einen enormen Zeitraum imponierend konstant abgeliefert hat, ein sportliches Tief anzudichten.

Die Tatsache, dass er sich quasi erstmals seit Flicks Amtsübernahme mit Hernandez mit einem ernstzunehmenden Konkurrenten konfrontiert sieht und gegen die Mannschaft von Sebastian Hoeneß, unter dem Davies in der Regionalliga und 3. Liga zu acht Einsätzen kam, nicht wie üblich zu gefallen wusste, könnte man dennoch metaphorisch als Mini-Kratzer im Lack bewerten.

Es liegt nun an ihm, diesen zu entfernen. Über die nötige Politur verfügt der Roadrunner aus Kanada allemal.

Die aktuelle Tabelle der Bundesliga

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.TSG Hoffenheim27:346
2.FC Augsburg25:146
3.Eintracht Frankfurt24:224
3.RB Leipzig24:224
5.SC Freiburg24:314
6.Arminia Bielefeld22:114
7.Bayern München29:453
8.VfB Stuttgart26:423
9.Hertha BSC25:413
10.Borussia Dortmund23:213
11.Werder Bremen24:5-13
12.Bayer Leverkusen21:102
12.Wolfsburg21:102
14.1. FC Union Berlin22:4-21
15.Borussia M'gladbach21:4-31
16.1. FC Köln22:4-20
17.1. FSV Mainz 0522:7-50
18.Schalke 0421:11-100
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