FC Bayern in der Breite schlechter besetzt als BVB und RB Leipzig? Nach These von Lothar Matthäus: der Kaderbreitencheck

3:3 trennten sich die Titelanwärter Bayern München und RB Leipzig Anfang Dezember in einem atemberaubenden Bundesligaspiel.
© getty

Eine Saison ist auch in Jahren ohne Corona lang und anstrengend. Umso wichtiger, dass auch die Spieler hinter den Top-Stars beständig ihre Leistungen bringen und die Kader breit besetzt sind. Lothar Matthäus hält den Kader des FC Bayern München auf den hinteren Positionen für schwächer als die Kader von RB Leipzig und vom BVB: Hat er recht?

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Für Rekordnationalspieler Lothar Matthäus bleibt der FC Bayern München "der Favorit auf alle Titel", wie er in seiner Kolumne auf Sky schreibt. Jedoch mit einer wichtigen Einschränkung: "Wenn sich so gut wie keiner aus der ersten Reihe länger verletzt."

Denn für die gäbe es im Kader des Rekordmeisters keinen adäquaten Ersatz. In der Breite hält Matthäus sogar die Kader von Borussia Dortmund und RB Leipzig für besser besetzt. "Im Grunde ist es so, dass die 14 Top-Spieler, die Hansi Flick zur Verfügung hat, das Triple gewonnen haben. Was dahinter kommt, ist in der Breite allerdings qualitativ nicht so stark wie die Bank von Borussia Dortmund oder RB Leipzig auf nationaler Ebene", schreibt Matthäus.

Auch andere europäische Top-Klubs seien "in der Breite etwas besser besetzt", so Matthäus, der seine These aber nicht als Kritik an der Kaderplanung der Münchner, sondern als Feststellung verstanden haben möchte. "Mir fällt nur auf, dass sie auch in dieser Saison einen absoluten Weltklasse-Kader haben, der jedoch ab der Nummer 15 deutlich abfällt", sagt der Ex-Bayernspieler.

Hat Matthäus recht? Sind die Kader des BVB und RB Leipzig in der Breite besser besetzt als die von Bayern München? SPOX und Goal machen den Kaderbreitencheck und bewerten das Team hinter den Stammspielern.

FC Bayern München: Tor und Abwehr

Alexander Nübel (2 Spiele, 180 Minuten) dürfte kaum auf die ihm angeblich zugesagten 15 Einsätze kommen. Sein Wechsel von Schalke zu Bayern erscheint auch nach den ersten Monaten seiner Münchner Zeit absurd.

Zehn Verteidiger stehen beim Rekordmeister unter Vertrag, Alaba (19 Spiele, 1653 Minuten) und Boateng (18 Spiele, 1401 Minuten) sind die Dauerbrenner des zuletzt meistdiskutierten FCB-Mannschaftsteils. Bereits 26 Gegentore mussten die Bayern hinnehmen, darunter 21 in der Bundesliga - mehr als beispielsweise der FC Augsburg und Borussia Mönchengladbach.

Die Bayern sind insgesamt müde, doch am müdesten erscheinen die Verteidiger. An ihrer grundsätzlichen Qualität ändert das nichts.

Davies (14 Spiele, 452 Minuten) musste mit der ersten kleinen Formdelle seiner Karriere zurechtkommen und war dann verletzt, Süle (16 Spiele, 1232 Minuten) war ebenfalls verletzt und ist wie Davies eigentlich auch kein Back-up. Pavard (16 Spiele, 1253 Spiele) ist seit Wochen außer Form und bräuchte noch mehr Pausen. Zuletzt musste Joshua Kimmich zeigen, wie ein Rechtsverteidiger nach Flicks Vorstellungen zu spielen hat. Der Acht-Millionen-Euro-Wechsel von Bouna Sarr (8 Spiele, 545 Minuten) entwickelt sich zum Rohrkrepierer.

In den letzten acht Bundesliga-Spielen kam Sarr genau 0 Minuten zum Einsatz, viermal schaffte er es nicht mal in den Kader. Tanguy Nianzou (1 Spiel, 21 Minuten) konnte wegen Verletzungen nicht mal andeuten, ob er das Talent ist. für den ihn alle Welt hält. Chris Richards (7 Spiele, 230 Minuten) zeigte gute Ansätze, Bright Arrey-Mbi (1 Spie,, 61 Minuten) durfte mal Profiluft schnuppern.

BVB: Tor und Abwehr

Marvin Hitz (7 Spiele, 630 Minuten) schien sogar drauf und dran, Bürki den Stammplatz wegzunehmen. Wahrscheinlich der beste Back-up-Keeper der Bundesliga.

Dan-Axel Zagadou (6 Spiele, 207 Minuten) war lange verletzt, der 21-Jährige ist als Back-up für die Innenverteidiger Akanji und Hummels eingeplant, aber nicht unbedingt schwächer einzuschätzen als der Schweizer Akanji.

Links hinten sind weder das am Knie verletzte Urgestein Marcel Schmelzer (0 Spiele), noch Nico Schulz (8 Spiele, 273 Minuten) eine Alternative für Raphael Guerreiro - der aber als Verteidiger eigentlich verschenkt ist.

Rechts hinten kämpfen Morey (9 Spiele, 417 Minuten), Passlack (10 Spiele, 514 Minuten) und auch der ewige Pisczek (9 Spiele, 317 Minuten) um Einsatzzeiten hinter dem bislang enttäuschenden Neuzugang und Stamm-Rechtsverteidiger Thomas Meunier. Passlack und Morey setzten in ihren Einsätzen durchaus schon einige Glanzpunkte.

RB Leipzig: Tor und Abwehr

In der Abwehr dürfte es nicht viele Mannschaften in Europa geben, die in der Breite besser besetzt sind als RB.

Josep Martinez und Philipp Tschauner erhielten im Tor noch keine Chance sich auszuzeichnen, Peter Gulasci spielt immer. Sollte Upamecano irgendwann mal eine Pause brauchen, könnte RB immer noch eine Granate wie Ibrahima Konate (12 Spiele, 850 Minuten) in der Hinterhand haben - wenn der 21-Jährige nicht wieder verletzt wäre. Abwehr-Allrounder Lukas Klostermann (7 Spiele, 343 Minuten) drängt nach seiner Knie-OP wieder auf Einsatzzeiten. Hinter Angelino, einem der Spieler der Saison bis jetzt, hätten es auch noch bessere Spieler als Halstenberg (13 Spiele, 974 Minuten), der wohl auch wegen des starken Spaniers vorwiegend in der Innenverteidigung eingesetzt wird.

Benjamin Henrichs (11 Spiele, 466 Minuten) befand sich vor seiner Patellasehnenverletzung auf einem guten Weg und zeigte seine Vielseitigkeit. Das 18-jährige Abwehrtalent Eric Martel (1 Spiel, 2 Minuten) durfte beim 3:0 im DFB-Pokal kurz vor Weihnachten ein wenig Profiluft schnuppern.