Bundesliga - Nach Rassismus-Vorwurf: Leverkusens Amiri nimmt Entschuldigung von Union-Spieler an

Von SPOX/SID
Nadiem Amiri war nach dem Spiel gegen Union Berlin nicht zu beruhigen.
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Mittelfeldspieler Nadiem Amiri von Bayer Leverkusen hat nach den verbalen Auseinandersetzungen im Anschluss an das Auswärtsspiel am Freitagabend bei Union Berlin (0:1) die Entschuldigung eines Berliner Spielers angenommen. Union-Manager Oliver Ruhnert wies derweil die Rassismus-Vorwürfe zurück.

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"Er ist nach dem Spiel zu mir in die Kabine gekommen. Es sind auf dem Platz aus den Emotionen heraus unschöne Worte gefallen, die ihm sehr leid tun", wurde Amiri in einer Mitteilung seines Vereins zitiert. "Er hat mir das glaubwürdig versichert und deswegen ist die Sache für mich nun erledigt", meinte der deutsche Nationalspieler.

Den Stein ins Rollen gebracht hatte Jonathan Tah nach dem Spiel, der Union Rassismus in Richtung Nadiem Amiri vorgeworfen hatte. "Das, was mit Nadiem Amiri passiert ist, finde ich sehr bitter. Anscheinend wurde die Herkunft seiner Eltern beleidigt", sagte der Innenverteidiger bei DAZN. "Das finde ich sehr schade, das gehört nicht auf den Fußballplatz. Das ist das Bitterste am ganzen Abend und ich hoffe, dass das Konsequenzen hat." Laut Tah soll Amiri anschließend in der Kabine geweint haben.

Während einer Diskussion unmittelbar nach dem Schlusspfiff sei von Unioner Seite gegenüber dem deutschen Nationalspieler Amiri "der Begriff Scheiß-Afghane" gefallen, sagte Tah: "Das will ich mit aller Deutlichkeit sagen, dass das hier nicht hingehört. Egal wie emotional das Ganze ist: Das gehört sich nicht." Tah suchte gemeinsam mit Amiri nach Abpfiff noch das Gespräch mit Schiedsrichter Florian Badstübner.

Nach dem Spiel war zudem zu sehen, wie Amiri (24) zu Unions Florian Hübner ging, auf diesen einredete und den Zeigefinger hob. Der fünffache deutsche Nationalspieler afghanischer Herkunft ließ sich dabei weder von Betreuern, Teamkollegen, noch von Berliner Spielern beruhigen.

Empört angesichts einer rassistischen Beleidigung seitens Union-Spielern: Jonathan Tah und Nadiem Amiri von Bayer Leverkusen.
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Empört angesichts einer rassistischen Beleidigung seitens Union-Spielern: Jonathan Tah und Nadiem Amiri von Bayer Leverkusen.

Union-Manager Ruhnert: "Hat keine rassistische Thematik gegeben"

Ruhnert betonte, das die Aussage eines Spielers wohl etwas "überinterpretiert" worden sei und man "nicht wirklich von einer Thematik, die ich heute gelesen habe, von irgend einem Skandal rassistischer Art" ausgehen könne, so Ruhnert.

Der Vorwurf einer rassistischen Äußerung sei auch an den Verein herangetragen worden, "wir selbst haben diese Information nicht", sagte Ruhnert. Der Union-Spieler habe erklärt, dass er sich nicht so geäußert habe. "Für uns hat es diese rassistische Thematik, wie sie jetzt gerade dargestellt wird, so nicht gegeben" betonte Ruhnert.

Wie Unions Manager bestätigte, seien "automatisch" vom DFB Ermittlungen durch den Kontrollausschuss eingeleitet worden. Das sei deshalb passiert, weil der Schiedsrichter in den Spielbericht eingetragen habe, dass er auf den Vorfall hingewiesen worden sei.

Urs Fischer: "Hat auf dem Fußballplatz nichts zu suchen"

"Ich habe etwas mitbekommen, aber ich habe Respekt vor meinem Mitspieler und dem Gegenspieler", sagte Leverkusens Kerem Demirbay nach dem Spiel bei DAZN. "Was auf dem Platz passiert, bleibt auf dem Platz. Wenn die beiden sich äußern wollen, können sie das tun. Ich bin keiner, der so etwas macht."

Amiri sei laut Leverkusens Trainer Peter Bosz auch in der Kabine noch sehr betroffen gewesen: "So etwas darf nie, nie auf einem Fußballplatz passieren." Er fand die Reaktion von Demirbay in Ordnung: "Das ist natürlich seine persönliche Entscheidung."

"Ich habe nichts mitbekommen", erklärte Union-Trainer Urs Fischer nach dem Spiel. Er habe mitbekommen, "dass da Worte gefallen sind, die auf dem Fußballplatz nichts zu suchen haben. Es soll auf beiden Seiten was gesagt worden sein. Ich möchte das in Ruhe klären", betonte er. Über die mögliche Beleidigung Amiris sagte er: "Wenn das der Fall sein sollte, entschuldige ich mich dafür."

Auch Union Berlins Sprecher Christian Arbeit fand deutliche Worte. Nach Spielschluss und vielleicht auch schon in der Endphase des Spiels seien "viele unschöne Worte auf dem Platz gefallen, die da absolut nichts zu suchen haben", sagte Arbeit und machte die Position des Vereins klar: "Rassismus hat auf dem Fußballplatz und auch sonst in der Gesellschaft nichts zu suchen."

Florian Hübner soll Nadiem Amiri laut dessen Bruder rassistisch beleidigt haben.
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Florian Hübner soll Nadiem Amiri laut dessen Bruder rassistisch beleidigt haben.

Amiris Bruder schaltet sich ein: "Respekt Florian Hübner!!!"

Auch Amiris Bruder und Berater Nauwid schaltete sich in die Debatte ein und beschuldigte konkret Hübner via Instagram der Fremdenfeindlichkeit mit deutlichen Worten. "Respekt Florian Hübner!!! Zu meinem Bruder in einem Bundesliga-Spiel 'Scheiß Afghane' zu sagen und damit unsere Herkunft anzugreifen, ist das Allerletzte!", schrieb er in einer Story, die Nadiem Amiri noch am Abend teilte und später wieder löschte.

"Ihr Profis seid Vorbilder für die Jugend und dann bringst du meinen Bruder nach dem Spiel zum Weinen. Denkst du, in die Kabine zu gehen und sich entschuldigen zu wollen, reicht und damit ist alles vergessen?!!", fügte Nauwid an und richtete aufmunternde Worte an seinen Bruder: "Ich weiß, dass dein Kindheitstraum war, für die deutsche Nationalmannschaft auflaufen zu dürfen und du voller Stolz das Trikot trägst. Lass dich nicht von einem Alibi-Typ, der bei Union Berlin spielt, runterkriegen."

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