"Wir haben Herrn Esser als integren Menschen mit demokratischem Wertegerüst kennengelernt. Dennoch haben wir uns nach intensivem Austausch entschieden, auf die Zusammenarbeit zu verzichten", teilten Kölns Präsident Dr. Werner Wolf und Geschäftsführer Alexander Wehrle in einem gemeinsamen Statement mit.
Auch Esser selbst kam in der Pressemitteilung des 1. FC Köln zu Wort: "In den vergangenen Tagen wurde ich in sozialen Netzwerken fälschlich als Nazi und AfD-Sympathisant beschimpft und in einigen Foren aufs Übelste beleidigt. Hieraus leitete sich eine Debatte um meine Person ab. Ein guter Kommunikator sollte aber nie selbst im Mittelpunkt stehen." Deshalb halte er es für richtig, die Position des Mediendirektors nicht anzutreten. "Eines möchte ich allerdings klarstellen: Ich stehe hinter jedem Buchstaben der FC-Charta wie auch hinter der liberalen Grundordnung unserer Demokratie und lehne extreme und extremistische Parteien jeder Art ab. Wer mich kennt, kann daran keinen Zweifel haben", schob Esser nach.
Esser, der sich in mehreren Bewerbungsrunden über einen Zeitraum von sechs Monaten bei den Domstädtern durchgesetzt und sich bereits Geschäftsführer Wehrle und Horst Heldt vorgestellt hatte, wurde vorgeworfen, nicht in Einklang mit den Werten zu stehen, die der Verein nach eigener Aussage und nach Meinung der Fans vertreten sollte.
Der 39-Jährige, Schwiegersohn des verstorbenen Ex-Nationalspielers und Köln-Ikone Hannes Löhr, hatte in seiner Rolle als Bild-Journalist und als Privatperson in sozialen Medien in der Vergangenheit ein ums andere Mal fragwürdige Ansichten bei Fragen der Einwanderungspolitik in Kommentaren und Beiträgen vertreten.
1. FC Köln: Wolf und Wehrle entschuldigen sich
So schrieb er beispielsweise im Oktober 2017 einen Beitrag via Twitter, in dem er AFD-Politiker Bernd Baumann zu dessen Kritik im deutschen Bundestag gratulierte. "Die Schelle" habe sich der Bundestag "redlich verdient". Baumann hatte zuvor mit einem Göring-Vergleich im Bundestag für einen Eklat gesorgt. Außerdem schoss Esser immer wieder gegen die aktive Fanszene des Effzeh, bezeichnete die Anhänger als "Schwachmaten" und verglich Ultra-Aktionen mit Neonazi-Aufmärschen.
Der Mitgliederrat des 1. FC Köln beklagte noch am Mittwoch im Kölner Stadt-Anzeiger, dass er nicht in die Entscheidung eingebunden worden sei. Wäre man gefragt worden, hätte man mit deutlicher Mehrheit gegen Esser votiert, hieß es aus dem "entsetzten" Gremium.
Wolf und Wehrle sagten dazu: "Seit der Veröffentlichung haben uns Vorwürfe erreicht, die wir vorher hätten prüfen müssen. Daraus werden wir Konsequenzen ziehen. Wir bitten alle Mitglieder und Fans um Entschuldigung."
1. FC Köln: Prominente Fans appellierten an den Verein
Zuvor hatte sich der Klub durch die Personalentscheidung nicht nur den Unmut der eigenen Fans und Mitglieder zugezogen, sondern auch den von prominenten Anhängern und einem Klub-Idol der jüngeren Jahre.
Auf Ablehnung stieß die Einstellung von Esser, der zuvor bei der Bahn-Tochter Schenker Logistics tätig war, auch bei prominenten Mitgliedern des Vereins wie Komikerin Carolin Kebekus, der Band Kasalla, SPD-Chef Norbert-Walter Borjans oder Fabian Köster von der ZDF heute show. Tausende Fans, darunter auch die genannten Prominenten, unterschrieben eine Online-Petition, in der gefordert wurde, von der Personalentscheidung abzusehen.
Während Klublegende Lukas Podolski mit wütenden Emojis auf die Esser-Einstellung reagierte, appellierte Köster an den Verein: "Lieber 1. FC Köln, bitte überdenkt diese 'Verpflichtung'. Die Liga ist uns egal, die Werte sind es nicht." Diese hatte der Effzeh in einer eigenen Charta selbst niedergeschrieben. In Punkt 2 heißt es dort: "Wir wollen Toleranz, Offenheit, Respekt und Fairness - immer und überall."