Der ehemalige Erfolgstrainer Felix Magath hat im Bild-Podcast Phrasenmäher auf eine kuriose Episode aus seiner Trainerzeit beim FC Bayern zurückgeblickt. Nach seiner ersten Meisterschaft mit dem FCB im Jahr 2005, die in Kaiserslautern perfekt gemacht wurde, schafften es seine Spieler um Mehmet Scholl, dass Magath zu tief ins Glas schaute.
"Wir sind mit dem Bus nach Köln zur Meisterfeier gefahren. Mittags war ich nervös und hatte keinen Hunger. Nach dem Spiel gab es eine Bierdusche und hier und da wurde noch an einem Bier genippt. Im Bus wurde ich dann an den Kartentisch gelockt." Dort gesellte er sich zu Mehmet Scholl, Hasan Salihamidzic und Jens Jeremies.
"Wie es sich für die Bayern gehört, gab es Champagner, der während dem Kartenspielen immer wieder nachgeschenkt wurde. Es war ein warmer Tag, ich hatte Durst. Es war alles in Ordnung, wir kamen in Köln an und ich habe mich gefühlt wie vor der Abfahrt." Doch dann fiel Magath die Bustreppe hinunter.
"Die Bustür ging auf und von jetzt auf nachher war ich im Grunde weg. Konditionstrainer Werner (Leuthard, Anm. d Red.) hat mich gestützt und auf das Hotelzimmer geführt. Wenn er mich mal losgelassen hat, bin ich von einer Wand an die andere getaumelt. Im Zimmer habe ich mich dann aufs Bett gelegt und bin am nächsten Morgen um 10 Uhr aufgewacht. Mehr weiß ich nicht mehr. Wie es mich da erwischt hat, hatte ich noch nie erlebt."
Magath spekulierte scherzhaft darüber, ob Scholl ihm K.o.-Tropfen ins Getränk gemischt hat, führte seine Reaktion dann aber doch auf den vielen Alkohol in Kombination mit der frischen Luft zurück. Während die restlichen Bayern-Spieler und -Mitarbeiter also die Meisterschaft auf einem Boot auf dem Rhein feierten, schlief Magath im Hotelzimmer. "Ich hatte ein schlechtes Gewissen und habe erstmal meine Frau angerufen. Nach und nach habe ich dann mitgekriegt, dass ich den ganzen Abend verschlafen habe", erinnerte er sich an den Morgen danach.
Magath über Busfahrt: "Pappbecher war immer halbvoll"
Scholl, den der dreimalige Meistertrainer mit Bayern und Wolfsburg mittlerweile als "guten Freund" bezeichnet, sieht er jedoch nicht als den Schuldigen für den Fauxpas des 67-Jährigen. "Ich muss mir da an die eigene Nase fassen. Das haben sie gut gemacht, der Pappbecher war immer halbvoll, beim Kartenspielen merkst du das nicht."
Gemeinsam mit Scholl gewann er in der Zeit zwischen 2004 und 2007 zweimal das Double, kein Verständnis hat er dafür, dass es für seinen Schützling nur für die Tätigkeit als Trainer der Bayern-Amateure gereicht hat: "Ich glaube, man hat einen großen Fehler gemacht mit ihm. Ich bin überzeugt, Mehmet Scholl hätte ein großer Trainer für den FC Bayern werden können! Wenn man ihn so genommen hätte, wie er ist und ihn gefördert hätte!"
Als Grund dafür sieht Magath, dass Scholl stets eine klare Kante gezeigt hatte: "Er liebt den Fußball, aber er ist nicht so in das Konzept zu pressen, wie es eben alle immer gerne wollen. Heute ist das Problem, dass jemand, der anders ist, fast immer abgelehnt wird." Nach seinem Bayern-Aus im Jahr 2013 arbeitete Scholl zumeist als TV-Experte.
Magath, der als Spieler 41-mal für die Nationalmannschaft und lange Jahre für den HSV auflief, trainierte unter anderem den FC Bayern, den VfL Wolfsburg, Schalke 04 und den VfB Stuttgart. Seit gut einem Jahr ist er als Global Sports Director für die Onlinedruckerei Flyeralarm tätig und dadurch für den österreichischen Klub Admira Wacker sowie Zweitligist Würzburger Kickers verantwortlich.