Der offene Machtkampf auf Schalke ist vorerst beigelegt, nun fokussiert sich beim taumelnden Traditionsklub alles auf den Retter Ralf Rangnick. Nach dem Friedensgipfel zwischen der vorgepreschten Pro-Rangnick-Initiative und der verärgerten Aufsichtsratsspitze beginnen die offiziellen Verhandlungen mit dem Hoffnungsträger - und das "konstruktiv", zumindest laut einer Stellungnahme der Königsblauen.
Am Donnerstag trafen sich Mitglieder des Aufsichtsrates mit Rangnick-Berater Marc Kosicke zum Gespräch. "Dieses Gespräch war offen und vertrauensvoll. Wir haben die Rahmenbedingungen für eine mögliche Zusammenarbeit ausführlich erörtert. Anschließend haben wir vereinbart, die Gespräche fortzusetzen", hieß es in der gemeinsamen Erklärung von Jens Buchta und Peter Lange für den Schalker Aufsichtsrat sowie Rangnicks Managements.
Es geht also ans Eingemachte. Neben den Fragen nach dem Gehalt und den Kompetenzen für den möglichen Sportvorstand Rangnick (62), der Schalke schon zweimal als Trainer betreute (2004/05 und 2011) und auch mit dem Job als Bundestrainer-Nachfolger von Joachim Löw liebäugelt, erscheint der Etat für den Zweitliga-Kader als Knackpunkt.
Denn der mit 240 Millionen Euro verschuldete Verein benötigt für den Neuaufbau und die Mission Wiederaufstieg womöglich zusätzliches Geld, das die Interessensgruppe aus Sport, Wirtschaft und Politik offenbar in Aussicht stellt. Die Verbindung um Uli Paetzel, Vorstandvorsitzender der Emschergenossenschaft, hatte mit ihrem Werben um Rangnick an den Vereinsgremien vorbei eine Schlammschlacht ausgelöst und sich vor einem Treffen mit Buchta am Mittwochabend erstmals aus der Deckung gewagt.
FC Schalke 04 bereitet sich auf Abstieg vor
Bei allen offenen Fragen herrscht in einem Punkt Klarheit. Die Königsblauen, die am Samstag (18.30 Uhr im Liveticker) im Krisenduell auf Borussia Mönchengladbach treffen, rüsten sich als abgeschlagenes Bundesliga-Schlusslicht für den sportlichen Niedergang. "Der Großteil der Planungen konzentriert sich mittlerweile auf die 2. Liga, so ehrlich muss man sein", sagte der neue Sportliche Leiter Peter Knäbel dem kicker.
Wohlwissend, dass die Personalie Rangnick auch sein eigenes Schicksal bei den Königsblauen maßgeblich beeinflusst. Er habe "größten Respekt vor der Fachkompetenz von Ralf Rangnick und dem, was er bisher geleistet hat", betonte Knäbel. Es gehe generell darum, für den Posten des Sportvorstands eine Lösung "zum Wohle des Vereins" zu finden, betonte der ehemalige Direktor Profifußball des Hamburger SV.
Dafür würde der 54-Jährige auch wieder ins zweite Glied rücken. "Ich trage im Moment die sportliche Gesamtverantwortung, das ist richtig, aber im Grunde bin ich ja zu nichts berufen worden. Es gibt also keinen Platz, den ich wieder räumen müsste. Folglich plagen mich auch keine Verlustängste", so Knäbel. Er sei auch mit seiner ursprünglichen Aufgabe als Technischer Direktor Nachwuchs und Entwicklung "sehr glücklich".