Aufgrund der Vertragssituation sitzt Borussia Dortmund bezüglich eines Wechsels von Stürmer Erling Haaland im Sommer am längeren Hebel. Der BVB muss jedoch verhindern, dass der Neustart unter dem kommenden Trainer Marco Rose von ständigen Transfer-Spekulationen begleitet wird. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Jochen Tittmar.
Die Sachlage ist eindeutig und daher kann man bei Borussia Dortmund gewissermaßen entspannt auf die Reiseaktivitäten von Erling Haalands Berater Mino Raiola und Vater Alf-Inge Haaland blicken. Der Vertrag des Stürmers beim BVB läuft noch bis 2024, bezüglich eines Wechsels im Sommer sitzt der BVB also am längeren Hebel.
Dringend verhindern müssen die Dortmunder Verantwortlichen jedoch, dass sich die Transfer-Spekulationen um den Norweger zu lange wie ein störender Schleier über den Verein legen und so den sportlichen Neustart unter dem kommenden Trainer Marco Rose gefährden.
In der Vergangenheit hat der BVB bereits häufiger unter Beweis gestellt, dass der Druck eines Spielerberaters oder interessierten Vereins nicht das eigene Handeln beeinflusst. Die Westfalen sind gerade bei eindeutigen Vertragskonstellationen bekannt dafür, ihre Forderungen schließlich auch erfüllt zu bekommen - gerade mit dem FC Barcelona machte Dortmund beim Transfer des streikenden Ousmane Dembele 2017 diesbezüglich gute Erfahrungen und diktierte Barca eine immense Ablösesumme.
Erst im vergangenen Sommer saß die Borussia die Gerüchte um einen Wechsel von Jadon Sancho seelenruhig aus und verkündete dann vor dem Vereinsheim eines Schweizer Amateurklubs, dass der Spieler nicht nur seinen Vertrag vorzeitig verlängert habe, sondern auch weiter für den BVB auflaufen wird.
BVB ist nicht an einem Verkauf von Erling Haaland interessiert
Daraus ergaben sich jedoch zwei Probleme: Die Sancho-Gerüchte kursierten über viele Monate hinweg, sorgten für Unruhe und nervten alle im Klub. Dazu resultierten sie beim zuvor besten Scorer der Mannschaft in einen erheblichen Formverlust von nicht unbeträchtlicher Länge. Auch Sanchos schwache Hinrunde gehörte zu den Gründen, weshalb die Schwarzgelben letztlich ihren Trainer entlassen mussten und nun in Sachen Champions-League-Qualifikation der Musik hinterherrennen.
Dass der gerissene Raiola seinen Klienten nun publikumswirksam orchestriert von einem Barca-nahen Medium wie Sport ins Schaufenster stellt, ist sowohl sein Stil als auch sein gutes Recht. Es würde keineswegs überraschen, sollten künftig noch weitere solcher Bilder von anderen Standorten Europas lanciert werden, womöglich garniert mit erneuten Einlassungen Raiolas zu Haaland.
Genauso ist klar, dass der BVB nicht an einem vorzeitigen Verkauf seines Torjägers interessiert ist - außer zu wie bei Sancho vorab klar definierten Summen und Bedingungen. Dies wird der Inhalt des von Michael Zorc bestätigten Gesprächs mit Raiola am Mittwoch gewesen sein.
BVB-Verkauf von Haaland: Schmerzgrenze nicht entscheidend
Ob der Sportdirektor dem Berater aber nun die finanzielle Schmerzgrenze für einen möglichen Sommer-Wechsel verkündete oder nicht, spielt weniger eine Rolle als die Frist, bis zu der ein Transfer stattfinden könnte. Die Dortmunder müssen so gut es geht vermeiden, eine ungeklärte Haaland-Zukunft mit durch die nächsten Monate zu schleppen.
Zwar scheint ein Leistungsabfall a la Sancho angesichts der unglaublichen Torquote und Willensstärke des 20-Jährigen kaum denkbar. Doch auch bei einem Haaland-Verbleib wird beim BVB im Sommer ohnehin viel passieren, der möglicherweise auch personelle Umbruch unter Rose muss gut moderiert werden und benötigt Ruhe statt permanenter Aufregung.
Erst recht, wenn Interimstrainer Edin Terzic die Saison mit der Qualifikation zur Königsklasse und möglicherweise dem Titel im DFB-Pokal beenden sollte. Schwelen parallel dazu Diskussionen wie jene um Haaland zu lange - zumal sich auch um Sancho wieder Spekulationen ranken werden -, wäre die Gefahr einer ähnlich holprigen Saison wie der laufenden durchaus gegeben.
gettyBVB - Erling Haaland: Leistungsdaten in der Saison 2020/21
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen | Minuten |
Bundesliga | 21 | 21 | 5 | 1.782 |
Champions League | 6 | 10 | 1 | 526 |
DFB-Pokal | 3 | 1 | 1 | 257 |
DFL-Supercup | 1 | 1 | 1 | 67 |