Beim Konflikt zwischen Hansi Flick und Hasan Salihamidzic vom FC Bayern München werden immer mehr Details öffentlich. Ein Abgang des Trainers steht weiterhin im Raum, auch wenn der Zwist offenbar auch am Status des Sportvorstandes nicht spurlos vorbeigeht.
Wie Sport1 berichtet, sei es zwar das Wunschszenario der Bayern-Verantwortlichen, Flick und Salihamidzic trotz der Spannungen langfristig zu halten (beide haben Vertrag bis 2023 ohne Ausstiegsklausel). Allerdings werde gerade die Personalie Salihamidzic intern "zunehmend kritischer" gesehen, wenngleich der 44-Jährige in Ehrenpräsident Uli Hoeneß einen starken Fürsprecher hat.
Der Konflikt zwischen Flick und Salihamidzic wurde in den vergangenen Wochen zunehmend öffentlich ausgetragen. So erklärte der Bayern-Trainer jüngst auf einer Pressekonferenz, der Kader sei "letztes Jahr besser" gewesen. Ein Seitenhieb auf die Transferpolitik, den Flick später jedoch nicht als Kritik an Salihamidzic gemeint haben wollte.
Der Ärger zwischen dem Trainer und dem Sportvorstand schwelt seit über einem Jahr und hatte in der Verpflichtung von Alvaro Odriozola seinen Ursprung. Im Trainingslager in Katar im Januar 2020 forderte Flick zwei neue Spieler, insbesondere einen neuen Rechtsverteidiger.
Laut des kicker soll Flick damals einen Transfer des Brasilianers Dodo von Shakhtar Donezk favorisiert haben, mit rund 20 Millionen Euro Ablöse war dieser dem FC Bayern allerdings zu teuer. Auch ein Transfer von Benjamin Henrichs, den Flick ebenfalls gerne als Neuzugang gesehen hätte, zerschlug sich.
Letztendlich kam Odriozola als neuer Außenverteidiger. Der Spanier wurde für ein halbes Jahr von Real Madrid ausgeliehen, für den deutschen Rekordmeister kam er in der Bundesliga allerdings nur dreimal zum Einsatz, zudem erhielt er in der Champions League und im DFB-Pokal jeweils einen Kurzeinsatz.
FC Bayern - Thiago und Alaba: "Mangelnder Respekt" in Verhandlungen?
Noch einmal eine neue Dimension habe der Konflikt nach kicker-Angaben dann durch die Personalien Thiago und David Alaba erreicht. Beide sollen gegenüber Flick "mangelnden Respekt bei den Verhandlungen" als hinderlichen Grund für eine Einigung angeführt haben, wenngleich gerade bei Alaba die finanziellen Forderungen den Ausschlag für den feststehenden Abschied im Sommer gegeben hätten.
Weiter angeheizt wurden die Streitigkeiten anschließend durch die Verpflichtungen von Bouna Sarr statt Sergino Dest, Douglas Costa anstelle von Callum Hudson-Odoi, sowie die Entscheidung der Bayern-Verantwortlichen, Jerome Boatengs Vertrag über 2021 hinaus nicht noch einmal zu verlängern, während Flick den 32-Jährigen gerne als Backup behalten hätte. Nach kicker-Angaben sei Boateng dies erst am vergangenen Mittwoch vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League mitgeteilt worden, was Flick wiederum verärgert habe.
Am Sonntag bemühte sich Bayern-Präsident Herbert Hainer bei Sky90 um Krisenbewältigung in der Causa Flick und Salihamidzic. "In den letzten 18 Monaten haben die beiden eine Mannschaft aufgebaut, die sechs Titel geholt hat und attraktiven Fußball spielt. So schlecht kann das nicht sein", erklärte Hainer. Beide müssten "kein Liebespaar sein. Sie müssen gut zusammenarbeiten - und das machen sie".
Dass beide "kein Liebespaar" sind, wurde zuletzt auch durch einen Bericht der Bild öffentlich, die über eine verbale Entgleisung Flicks im Mannschaftsbus gegenüber Salihamidzic berichtet hatte.
Wie der kicker am Montag berichtet, habe vor dem Auswärtsspiel der Bayern bei Eintracht Frankfurt um 7 Uhr ein Corona-Test angestanden, von dem Flick erst nach der Landung am Freitag erfahren habe. Den anschließenden Streit mit Salihamidzic beendete er dann mit den Worten "Halt's Maul!", wofür er sich später auch auf einer Pressekonferenz noch einmal entschuldigte.
"Aus der Emotionalität ist mir ein Satz rausgerutscht, auf den ich nicht stolz bin und der mir auch leid getan hat. Wir haben uns ausgesprochen. Damit ist das Ganze vergessen", sagte Flick Mitte März.
Dass Flick die Bayern im Sommer verlassen und Nachfolger von Joachim Löw als Bundestrainer werden könnte, steht dennoch nach wie vor im Raum. Ein Bekenntnis zu den Münchnern hatte der 56-Jährige zuletzt immer wieder vermieden und auf Nachfragen bezüglich seiner Zukunft stets mit "nächste Frage" geantwortet.