Kommentar: Der Bundesliga-Abstieg des FC Schalke 04 ist kein Verlust

Der FC Schalke 04 ist aus der Bundesliga abgestiegen.
© getty

Der FC Schalke 04 ist nach der 0:1-Niederlage bei Arminia Bielefeld abgestiegen. Ein Verlust für die Bundesliga ist das künftige Fehlen des S04 nicht. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Jochen Tittmar.

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"Das ist ein Verlust für die Bundesliga und wird ihr schaden!" Dieser Satz wird im Fußball seit zig Jahren geäußert, von Protagonisten wie Fans gleichermaßen und unabhängig davon, ob Spieler und Trainer durch Wechsel ins Ausland abhanden kommen oder Vereine in die 2. Liga absteigen.

Natürlich lässt sich eine solche Sichtweise begründen, denn wenn man persönlich Spieler X als Attraktion empfindet und dieser dann woanders zaubert, besteht für denjenigen ja tatsächlich ein Verlust. Und das ist völlig in Ordnung.

Die Frage, die ich mir nach einem solchen Ausspruch jedoch immer stelle: Worin soll der Verlust überhaupt genau bestehen, wo und wie soll ich als Konsument einen Verlust zum Beispiel an Attraktivität überhaupt verspüren?

Meiner Meinung nach verschlechtert sich das Produkt Bundesliga nicht zwangsläufig, wenn gewisse Spieler oder Vereine nicht mehr daran teilnehmen. Als Beobachter stelle ich persönlich - sagen wir ein halbes Jahr später - jedenfalls nicht fest: Verdammt, Verein Y fehlt mir nun aber. Gerade Spieler kommen ja zu Genüge nach und es ist auch bei weitem nicht so, als gäbe es jeweils nur zwei, drei und daher rare ligaweite Attraktionen.

Dieses Schalke ist kein Verlust für die Bundesliga

Deshalb ist der nun besiegelte Abstieg des FC Schalke 04 für mich kein Verlust für die Bundesliga. Dieses Schalke ohnehin nicht, denn umgerechnet auf die Drei-Punkte-Regel ist S04 derzeit das sportlich zweitschlechteste Team der Ligageschichte. Nach all den Unzulänglichkeiten allein in diesem Spieljahr hat kaum ein Verein den Gang in Liga zwei mehr verdient als das Schalke der laufenden Saison - da dürften selbst hartgesottene Anhänger der Knappen nur wenig widersprechen.

Ein anderer Fall: Was hat die Bundesliga durch den erstmaligen Abstieg des Hamburger SV im Jahr 2018 konkret verloren? Heute kräht nach einem HSV in der 1. Liga kein Hahn mehr, stattdessen konnte man sich bei Bedarf mit den Bielefeldern freuen, die nach elf Jahren Abstinenz wieder ganz oben ankamen. Oder im Jahr zuvor am SC Paderborn 07, der sich als Außenseiter seiner sportlichen Identität unter Trainer Steffen Baumgart treu blieb und alles andere als Außenseiter-Fußball spielte.

Natürlich ließe sich argumentieren, der HSV und Schalke seien doch aber emotionale Traditionsvereine mit riesiger Anhängerschaft und damit attraktiver für die Bundesliga als alimentierte Klubs wie Leipzig und Hoffenheim. Da ginge ich sogar vollumfänglich mit. Eine Bundesliga mit Vereinen wie Hamburg, Nürnberg, 1860 München, Düsseldorf oder Kaiserslautern wäre mir auch lieber - vorrangig aus nostalgischen Gründen. In dieser Hinsicht wird Schalke ja aber aller Voraussicht nach vom VfL Bochum adäquat ersetzt.