Thesen zum 28. Bundesliga-Spieltag: Ansgar Knauff ist kein One-Hit-Wonder - Hansi Flick sorgt für Verwunderung

Von Stefan Rommel
Ansgar Knauff vom BVB sorgt für Furore
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Bayern Münchens Trainer Hansi Flick hat beim 1:1 gegen Union Berlin zwar viel rotiert, aber dennoch am falschen Ende gespart. Ansgar Knauff überzeugt beim BVB. Werder Bremen muss höllisch aufpassen, Heiko Herrlich sollte seinen Fußball erweitern. Und: Ein Trainer aus der Spitzengruppe kann sich seinen nächsten Arbeitgeber womöglich bald aussuchen. Die Thesen zum 28. Bundesliga-Spieltag.

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Ansgar Knauff hat das Zeug zum Piszczek-Nachfolger

Es ist ein klassischer Reflex, im Moment des Hochgefühls eine falsche Einschätzung zu treffen. Insbesondere im Fußball ist das schon oft genug passiert, weshalb dafür irgendwann auch eine eigene Rubrik "erfunden" wurde: Die Gruppe der One-Hit-Wonder.

Ansgar Knauff hat bewegte Wochen hinter sich mit Bundesligadebüt, Startelfdebüt in der Champions League und dann seinem ersten Tor als Profi. Der Siegtreffer gegen den VfB lässt Dortmund noch eine vage Hoffnung auf das Minimalziel Champions-League-Qualifikation und über diese Saison hinaus gedacht verspricht der 19-Jährige auf einer Problemposition eine echte Alternative zu werden.

Beim 3:2 gegen Stuttgart kam Lukasz Piszczek mal wieder zu ein paar Minuten Spielzeit. Der Pole war fast zehn Jahre lang eine Institution auf der rechten Abwehrseite, aber Piszczeks Zeit neigt sich schon länger dem Ende zu. Der BVB hat schon einiges ausprobiert auf dieser rechten Seite, zuletzt waren dort Felix Passlack, Mateu Morey und Thomas Meunier im Einsatz.

Knauff könnte gerade in der Grundordnung einer Dreierkette der neue Schienenspieler werden. Die Anlagen dafür bringt er jedenfalls mit: Eine gute Grundschnelligkeit, Technik und Torgefahr. Und dass man Flügelangreifer auch etwas defensiver umschulen kann, hat der BVB selbst gezeigt: Lukasz Piszczek wurde von Hertha BSC damals als Stürmer und Rechtsaußen verpflichtet, ehe ihn Jürgen Klopp zum Rechtsverteidiger umbaute.

Augsburg: Immer nur durchmogeln reicht nicht (mehr)

Der FC Augsburg hat ein Spiel beim Letzten der Tabelle verloren. Das kann passieren und es war nun ja auch nicht so, dass der FCA auf Schalke hoffnungslos unterlegen gewesen wäre. Die Augsburger haben damit den wahrscheinlich entscheidenden Schritt zum Klassenerhalt verpasst, der gegen das abgeschlagene Schlusslicht eigentlich hätte erfolgen sollen.

Und warum? Weil das Spiel diese eine Wendung genommen hatte, mit der die Augsburger so überhaupt gar nichts anfangen können. Das einzige Tor des Nachmittags fiel nach vier Minuten und für die Minimalisten-Fußballer aus Schwaben hieß das: Von diesem Zeitpunkt an mussten sie das Spiel selbst machen und das kann Augsburg ungefähr so gut wie Schalke - nämlich gar nicht.

"Nach meinem Fehler ist unser Plan kaputt", sagte Torhüter Rafal Gikiewicz nach dem Spiel und das war ebenso ehrlich wie entlarvend zugleich.

Der Fußball unter Heiko Herrlich besteht in der Offensive aus Umschaltmomenten und ein paar Standardsituationen, das war's. Insofern ist es fast schon sensationell, dass Augsburg damit bereits 32 Punkte eingesammelt hat. Auf Dauer, also in der kommenden Saison - in welcher Liga auch immer der FCA diese bestreiten wird - dürfte das aber nicht noch ein zweites Mal zum Erreichen der Saisonziele reichen.

Sich immer nur darauf zu verlassen, schon selbst irgendwann das erste Tor zu erzielen, ist keine gefestigte Basis für einen erfolgreichen Fußball. Es liegt an Herrlich, daran etwas zu ändern. Oder die Verantwortlichen werden früher oder später etwas verändern...

Kimmich kann sich über seine Erfolge nur selten freuen.
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Kimmich kann sich über seine Erfolge nur selten freuen.

Joshua Kimmich hätte geschont werden müssen

Vor dem 28. Spieltag schon von Josip Stanisic gehört? Oder von Christopher Gavin Scott, Remy Vita, Dimitri Oberlin? Tiago Dantas schon mal spielen sehen? Nein? Gar nicht so schlimm. So dürfte es fast allen Fans gegangen sein, die sich nicht 24 Stunden am Tag mit dem FC Bayern im Allgemeinen und dessen U-Teams im Speziellen beschäftigen.

Hansi Flick beorderte für die Partie gegen den FC Union gleich vier Nachwuchskräfte in den Kader oder gleich in die Startelf, dazu mit Dantas ein großes Talent, das bis dato drei Minuten in der Bundesliga spielen durfte. Das Brückenspiel in der Bundesliga inmitten der beiden Großkampftage gegen PSG und die angespannte Personalsituation machten eine sehr große Rotation nötig und angesichts der Umstände machten die Youngster - so sie denn zum Einsatz kamen - ihre Sache auch ganz ordentlich.

Den Verlust von zwei Punkten beim Remis gegen Union konnten sich die Bayern dank ihrer Vorleistung aus dem Leipzig-Spiel eine Woche zuvor leisten. Und die Rotation verschaffte den verletzten oder angeschlagenen Spielern die nötige Ruhe, um gegen Paris unter der Woche vielleicht wieder spielfit zurückzukehren.

Aber: Flick ließ seine wichtigsten gesunden Feldspieler erneut 90 Minuten lang durchackern. Joshua Kimmich bekam mal wieder keine Verschnaufpause, was angesichts der Lage und der Wichtigkeit der nächsten Partie in Paris dann doch verwunderte. Und auch Thomas Müller spielte komplett durch.

Müller scheint die enorme Belastung tatsächlich einfach so wegzustecken, Kimmich dagegen wirkte in den letzten Spielen schon nicht mehr so unverwundbar und unerschütterlich, wie er es Wochen und Monate davor war. Die Bayern benötigen aber einen topfitten, geistig frischen Kimmich für die Aufholjagd in Paris. Erst das Spiel am Dienstag wird zeigen, ob Flicks Entscheidung die richtige war.

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