Thesen zum 29. Bundesliga-Spieltag: Schalke muss Kolasinac und Huntelaar wegschicken

Von Stefan Rommel
Sead Kolasinac sollte nach Meinung von Stefan Effenberg nicht mehr für Schalke 04 auflaufen.
© getty

Der FC Schalke 04 muss nach dem Abstieg unpopuläre Personalentscheidungen treffen, der FC Bayern München steht nach seinem Rekordjahr vor mächtigen Problemen. Und Werder Bremen? Macht dann doch einfach so weiter wie zuletzt. Es gibt aber auch positive Nachrichten am 29. Spieltag. Fünf Thesen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Schalke braucht weder Kolasinac, noch Huntelaar

Es soll ja tatsächlich noch den einen oder anderen Fan gegeben haben, der nach Schalkes Sieg gegen den FC Augsburg vergangene Woche vom Klassenerhalt fabuliert hatte. Das 0:4 in Freiburg (Hier geht's zu den Highlights im Video) sollte auch diese kühnen Fantasien zerstört haben, Schalke ist längst nicht mehr zu retten. Schon am Dienstag kann Schalke mit einer Niederlage bei Arminia Bielefeld (Liveticker) den Abstieg besiegeln.

Ab sofort geht das Schaulaufen los für jene Spieler, die den Gang in die zweite Liga mitgehen wollen und die - noch viel wichtiger - der FC Schalke auch weiterhin im Klub haben will. Neben Keeper Ralf Fährmann und den vier eingesetzten Spielern aus der Knappenschmiede darf von der Startelf kein anderer Spieler mehr Teil des Wiederaufbaus in der zweiten Liga sein.

Nicht Omar Mascarell, der ja ohnehin schon lange weg will. Nicht Benjamin Stambouli, der schon vor dieser Saison ein Streichkandidat war. Nicht Suat Serdar, der seit Monaten völlig außer Form ist und sich hängen lässt. Nicht Amine Harit, der Schalke nicht als Schalke sieht, sondern als eine beliebige Station in seiner Karriere. Und auch nicht Sead Kolasinac und Klaas-Jan Huntelaar. Das mag hart klingen und den romantischen Aspekt der Rückholaktion des Duos völlig in den Hintergrund drängen.

Kolasinac' und Huntelaars sportlicher Wert stünde gerade in der zweiten Liga außer Frage, beide wären wohl überqualifiziert für diese Aufgabe. Andererseits wird dort auch ein anderer Fußball gespielt, mit dem auch internationale Größen so ihre Probleme bekommen. Da müsste Schalke nur mal in Hannover, Stuttgart oder beim HSV nachfragen. Natürlich werden auch in der zweiten Liga erfahrene, gestandene Spieler gebraucht. Aber ist Schalke am Tiefpunkt eines jahrelangen Niedergangs an einem echten Neustart interessiert, dürfen Größen der Vergangenheit dabei keine Rolle mehr spielen.

Mislintats und Matarazzos Konsequenz ist beeindruckend

Die letzte Woche war eine ziemlich aufregende für den VfB Stuttgart. Nicht wegen des Corona-Virus, das in den Gremien grassierte. Sondern weil die Schwaben angesichts von 39 Punkten auf dem Konto und des so gut wie geregelten Klassenerhalts Planungssicherheit haben - und Sven Mislintat mal wieder nicht lange fackelte. Die Gerüchte der letzten Wochen verwandelte Mislintat in Fakten. Erst verpflichtete der VfB das türkische Talent Ömer Fauk Beyaz, wenige Tage später dann Alou Kuol, also einen 17- und einen 19-Jährigen.

Mislintat bleibt seiner vor rund zwei Jahren eingeschlagenen Linie damit treu und stopft den Kader mit blutjungen, entwicklungsfähigen Spielern nur so voll. Aus der eigenen Jugend sollen ja auch pro Saison zwei Nachwuchsspieler bei den Profis Fuß fassen, so das hohe Ziel. Schon jetzt stellt Stuttgart den jüngsten Kader der Liga und nach einer Transferphase ohne große Veränderungen im Team im letzten Sommer soll nun offenbar an den Feinheiten gefeilt werden. Die Partie beim FC Union (Hier geht's zu den Highlights im Video) bot dafür besten Anschauungsunterricht: Der VfB musste ohne sieben potenzielle Stammspieler ran und hatte eine Halbzeit lang massive Probleme mit der Robustheit und Abgezocktheit des Gegners.

Umso erstaunlicher, dass Gonzalo Castro in Berlin 90 Minuten lang nur auf der Bank schmorte. Castro war zwar angeschlagen, für ein paar Minuten hätte es aber wohl schon reichen können. Stattdessen warf Trainer Pellegrino Matarazzo nacheinander Tanguy Coulibaly, Mateo Klimowicz, Roberto Massimo, Darko Churlinov (alle 20) und den erst 18-jährigen Momo Cisse ins Rennen. Zwischen den beiden Transfers der Offensivspieler Beyaz und Kuol überraschte der VfB unter der Woche mit der Bekanntgabe, dass Castro, immerhin Kapitän der Mannschaft, keinen neuen Vertrag mehr vorgelegt bekäme. Das Union-Spiel wirkte deshalb ein bisschen wie der Bewies der knallharten Jugend-Linie. Auch Philipp Klement kam übrigens nicht zum Einsatz. Der Routinier hat zwar noch einen Vertrag bis 2023, ziemlich sicher dürften sich die Wege zwischen ihm und dem VfB im Sommer aber trennen.

Jetzt hat Werder Bremen sein Abstiegs-Endspiel

Letzte Woche wurde es hier schon vermutet, jetzt bekommt Werder Bremen am kommenden Mittwoch tatsächlich so etwas wie ein Abstiegs-Endspiel im Weserstadion. Die Partie gegen Mainz 05 wird zur wichtigsten der Saison. Nach fünf Niederlagen am Stück und dem auf vier Zähler geschmolzenen Punktepolster auf Relegationsrang 16 - wobei Hertha BSC noch eine Partie gegen eben jenes Mainz in der Hinterhand hat - wäre eine neuerliche Pleite ein mittelschweres Desaster.

Die Geister der letzten Saison sind längst wieder da, die Auftritte der Mannschaft in den letzten beiden Spielen mit acht Gegentoren und einer unerklärlichen Verweigerungshaltung erinnern frappierend an das, was Werder längst überwunden glaubte. Aber: Es ist gar nichts überwunden.

Manch einer erinnert sich an die Worte Florian Kohfeldts bei der als "schonungslose Analyse" ausgerufenen Pressekonferenz, in der unter anderem der Satz fiel: "Es wird kein ‚Weiter so' geben!" Aber genau das passiert seit Wochen. Und so kam es dazu, dass beim 1:4 gegen Dortmund (hier geht's zu den Highlights im Video) plötzlich Philipp Bargfrede im Kader stand. Der Bargfrede, der nach der letzten Saison keinen Vertrag mehr bekam und bei keinem Erst- oder Zweitligisten unterkommen konnte, dann aber wieder zur U23 zurückgeholt wurde mit dem klaren Verweis darauf, dass er ausschließlich für die zweite Mannschaft eingeplant sei.

Die Kehrtwende ist aus sportlicher Sicht vielleicht nachvollziehbar, weil Bargfrede nunmal weiß, was Bundesligafußball bedeutet. Dass er aber an Stelle von Patrick Erras, vor der Saison als Sechser für die Problemposition schlechthin geholt, in den Kader rückte, ist zumindest bemerkenswert. Und weil sich Christian Groß gegen den BVB die fünfte Gelbe Karte einhandelte, stehen Bargfredes Chancen auf einen Startelfeinsatz gegen Mainz wohl gar nicht so schlecht.

Inhalt: